Kultur in Hachenburg
Wundertüte spendet Spannung, Spiel und ganz viel Spaß
Felix Römer führte als charmanter wie wortgewandter Moderator durch das Wundertüten-Programm.
Röder-Moldenhauer

Statt Schokolade, Brausepulver, Bonbons und Sammelkarten hatte die Hachenburger Kulturzeit mit Poesie, Comedy, Zauberei und Musik einen Hauch Varieté in ihre neueste Wundertüte gepackt.

Bei einer Wundertüte handelt es sich laut Internetlexikon Wikipedia um eine verschlossene Tüte aus Papier, deren Inhalt von außen nicht zu erkennen ist. In Österreich werden solche Tüten Glückspackerl genannt. Hauptsächlich sind diese Überraschungen für Kinder gedacht, die sich nach dem Aufreißen über Süßigkeiten oder kleine Sammelfiguren freuen können. Dass Wundertüten aber auch bei Erwachsenen sehr gut ankommen, beweist das Publikum der Hachenburger Kulturzeit seit Jahren, indem es diesem ungewöhnlichen Veranstaltungsformat zumeist eine ausverkaufte Halle beschert – so auch am Samstagabend.

Der Autor und Comedian Claudius Pläging hatte die Lacher auf seiner Seite.
Röder-Moldenhauer

Sowohl der Begriff Wundertüte als auch das österreichische Glückspackerl waren für die aktuelle Auflage der Reihe passend: Zum einen war die Anspannung vor Beginn groß, da außer den Kulturzeit-Mitarbeitern niemand wusste, was der Termin bereithalten würde. Die lediglich mit Mikrofonen bestückte Bühne ließ keinerlei Hinweise auf den Inhalt zu. Ein Glückspackerl war der Abend deshalb, weil er den Zuschauern kurzweilige, abwechslungsreiche, eben glücklich machende Stunden bescherte.

Gruppenharmonie überträgt sich aufs Publikum

Kulturreferentin Beate Macht und ihr Team hatten die Tüten mit einem unterhaltsamen wie vielseitigen Quintett „gefüllt“, das aus dem Moderator und Slam-Poeten Felix Römer, dem Zauberer Christoph Demian, dem Autor und Comedian Claudius Pläging, dem Pianisten Max Remmert sowie der jungen Singer-Songwriterin Denise Herwig bestand. Diese Mischung, die ein bisschen an Varieté erinnerte, schmeckte verführerisch wie ein süßes Stück Schokolade, war bunt wie Bonbons und weckte die Lust auf „mehr davon“ wie Sammelkarten.

Zauberer Christoph Demian verblüffte das Publikum mit seinen Tricks.
Röder-Moldenhauer

Dass die fünf Künstler für den Abend nur Plan B und kurzfristig für einen anderen, erkrankten Akteur eingesprungen waren, hätte niemand geahnt, wenn Felix Römer dies nicht selbst mitgeteilt hätte. Der Deutsche Meister im Poetry Slam von 2006 führte mit hintersinnigen Texten – gesprochen oder als Lied – charmant durchs Programm. Er und seine vier Begleiter strahlten eine große Gruppenharmonie aus, die sich schnell auf die voll besetzte Stadthalle übertrug.

„Wann haben die meisten Erwachsenen mit dem Zaubern aufgehört?“
Fragt der Zauberer Christoph Demian

So durfte Christoph Demian das Publikum sogar auf „die schönste Weise“ belügen, indem er es mit raffinierten Zaubertricks und verblüffenden, interaktiven Übungen hinters Licht führte. Dabei bewies er einen doppeldeutigen Humor sowie seine poetische Ader. Das Wissen darüber, wie man aus einem Frotteehandtuch ein Brathähnchen „zaubert“, teilte er sogar mit den Besuchern. Er werde oft gefragt, wann er mit dem Zaubern angefangen habe, sagte Demian. Dabei sei die richtige Frage: „Wann haben die meisten Erwachsenen mit dem Zaubern aufgehört?“

Einfühlsam und dennoch kraftvoll präsentierten die junge Singer-Songwriterin Denise Herwig und Pianist Max Remmert Lieder über Liebe und Leidenschaft.
Röder-Moldenhauer

Claudius Plägings feines Gespür für geistreichen Witz ist einem großen Publikum unter anderem bereits durch seine Drehbücher zu den Filmen „Der Vorname“, „Der Nachname“ und aktuell zu „Der Spitzname“ bekannt. Dass er sein Talent ebenso als Comedian auf die Bühne bringen kann, machten etwa seine schelmischen Pointen zum Bauch-Beine-Po-Arzt, seine leicht anrüchigen Gedanken darüber, was einen Proktologen zu seiner Berufswahl treibt, oder das letzte Statement, das er kurz vor seinem Tod an seine Familie geben möchte („Ich habe einen Schatz vergraben. Er liegt…“) deutlich. Weiter spannte er den Bogen von Alexander dem Großen bis hin zu Erdnussflips – was dazu führte, dass sich mancher im Saal eine Lachträne aus dem Augenwinkel wischen musste.

Wie ein Abend unter Freunden

Für hörbare Emotionalität sorgte die erst 21-jährige Denise Herwig: Mit ihrer einprägsamen, rauchig-erotischen Stimme sang sie über unerfüllte Liebe und unsichere Gefühle. Ihren Texten über fragile Beziehungen stand sie selbst als starke Persönlichkeit gegenüber. Die fliegenden Finger von Max Remmert am Klavier verstärkten die kraftvollen Songs. Gemeinsam berührten die beiden Musiker die Herzen der Zuhörer, die Herwig und Remmert sowie den übrigen drei Protagonisten viel Beifall zollten. Mit einer eigenen Interpretation von Reinhard Meys „Gute Nacht, Freunde“ klang die Veranstaltung, ein Abend wie unter Freunden, passenderweise aus.

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