Markt in Emmerichenhain zog am Wochenende viele Besucher an - Das Hüttendorf hatte mit vielseitigen Ständen und Musik viel zu bieten
Wo mittelalterliches Flair nach Weihnachten duftet: Markt in Emmerichenhain zog viele Besucher an
Traditionell mit Dorfschelle und in Westerwälder Tracht kündete Axel Göbel vom Organisationsteam den Beginn des Mittelalterlichen Weihnachtsmarktes in Emmerichenhain an. Foto: Willi Simon
Willi Simon

Emmerichenhain. Was eine intakte Dorfgemeinschaft bewirken und auf die Beine stellen kann, zeigte sich eindrucksvoll beim „Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt“ im Renneröder Stadtteil Emmerichenhain. Hunderte Stunden der Vorbereitung, in die große Teile der Dorfbewohner beim Aufbau mit eingebunden waren, brauchte es zur Vorbereitung. Ohne einen phänomenalen Bürgersinn wäre das gar nicht durchzuführen.

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Traditionell mit Dorfschelle und in Westerwälder Tracht kündete Axel Göbel vom Organisationsteam den Beginn des Mittelalterlichen Weihnachtsmarktes in Emmerichenhain an. Foto: Willi Simon
Willi Simon

Das Ambiente könnte nicht besser gewählt sein. Ein attraktiv gestalteter öffentlicher Platz, der „Laurentiusplatz“, und der historische Kirchplatz um die altehrwürdige Pfarrkirche mit dem Martin-Luther-Haus in Emmerichenhain boten dazu die passende Bühne. Damit war ein äußerer Rahmen geschaffen, die Grundlage für einen Weihnachtsmarkt ganz anderer Art. So nimmt es kein Wunder, wenn der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rennerod, Gerrit Müller, bei seinem Grußwort vom „schönsten Weihnachtsmarkt zwischen Köln und Frankfurt“ sprach. Veranstalter waren die Wählergemeinschaft Emmerichenhain und die evangelische Kirchengemeinde, die zusammen mit den örtlichen Vereinen wiederum ein Programm boten, das die Besucher in eine adventliche und weihnachtliche Stimmung versetzte.

Alles begann einmal mit einem Besuch von den einheimischen Rolf Süß und Axel Göbel bei einem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt. Es entstand die Idee, auch in Emmerichenhain einen „Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt“ zu gründen. Aus eher bescheidenen Anfängen entstand so der Weihnachtsmarkt in Emmerichenhain. Er bietet seit 2004 auf dem historischen Kirchplatz und dem angrenzenden Dorfplatz ein besonderes Flair sowie eine herausragende Stellung in der Region. Das ist unbestritten. Zwei Jahre musste coronabedingt eine Pause eingelegt werden. Deshalb strömten beim Restart gleich Hunderte von Besuchern, die zum Teil von weit her angereist waren, zum Weihnachtsmarkt.

„Wir hoffen, dass wir mit unserem Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt den Besuchern wenigstens für einige Stunden die Sorgen der heutigen Zeit vertreiben und Zuversicht verbreiten können. Das trotz Corona, Energiekrise, Krieg in der Ukraine.“

Axel Göbel vom Organisationsteam

Traditionell mit Dorfschelle und in Westerwälder Tracht kündete nunmehr wieder Axel Göbel vom Organisationsteam den Beginn des Weihnachtsmarktes an und sagte in seiner Begrüßung: „Wir hoffen, dass wir mit unserem Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt den Besuchern wenigstens für einige Stunden die Sorgen der heutigen Zeit vertreiben und Zuversicht verbreiten können. Das trotz Corona, Energiekrise, Krieg in der Ukraine.“ Göbel hieß VG-Bürgermeister Gerrit Müller und den Stadtbürgermeister Raimund Scharwat willkommen, ebenso die Pfarrerin Claudia Elsenbast. Dazu die Ortsbürgermeister von Zehnhausen, Heinz-Joachim Benner, und Waigandshain, Jürgen Höppner, sowie dessen Amtsvorgänger Ernst-Theo Jung. „Der Lichterglanz, der jetzt wieder überall erstrahlt, soll uns Zuversicht geben“ sagte VG-Bürgermeister Gerrit Müller.

Zu Beginn heimste das Jugendorchester der Stadtkapelle Rennerod unter der Leitung von Franziska Giehl mit adventlichen und weihnachtlichen Liedvorträgen verdienten Applaus ein. Wie es sich für einen mittelalterlichen Markt gehört, gab es mit “Gaston“ (er kommt aus dem Elsass) auch einen Marktvogt, dem Rolf Süß zur Seite stand. Süß war es auch, der durch seine Besuche und Kontakte ein gutes Dutzend Händler, Handwerker und Gaukler nach Emmerichenhain lockte. In originalgetreuen Lagern aus mittelalterlicher Zeit dokumentierten sie die damalige Lebensweise, ob Bogenschießen, Feuerspucker, Goldschmiede, Feld-Beckerey, Mandelbrennerey, (Bäckerei und Brennerei) Stuhlflechter, Drechsler und Stände, an denen Gewandungen, Holzsterne, Schwibbögen, Filzsachen und Patchwork feilgeboten wurden.

Jördis Tielsch und Peter Schneider traten vor rund 200 Besuchern in der evangelischen Pfarrkirche in Emmerichenhain auf. Foto: Röder-Moldenhauer
Röder-Moldenhauer

In mehr als 20 Hütten war weihnachtliches Zubehör zu finden. Ein Aussteller bot sogar Skulpturen aus Sandstein an. Dazu gab es auch „etwas für die Nase“: Der Duft von Glühwein, Punsch, Crêpes, geräucherten Forellen, Fischbrötchen, Flammkuchen, Riesenbratwurst und Waffeln waberte durch das Hüttendorf. Der Erlös hiervon soll für gemeinnützige Zwecke verwendet werden.

Eine Attraktion für die Kinder war ein handbetriebenes mittelalterliches Karussell. Die Kosten dafür übernahm die Stadt Rennerod. Zahlreiche Fichtenbäumchen, die den Markt säumten, hatte Heinz-Joachim Benner (Zehnhausen b. R.) gestiftet. Am späten Nachmittag traf dann auch der Nikolaus ein. Er hatte für die jüngsten Besucher kleine Präsente mitgebracht. Nach dem Gottesdienst zum Ersten Advent eröffnete der Posaunenchor mit weihnachtlichen Melodien die Veranstaltung am Sonntag.

Erstmals hatten die Gäste die Möglichkeit, das originellste Mittelalterlager beziehungsweise den schönsten Stand zu wählen. Als Dankeschön konnten die Wahlteilnehmer am Sonntagnachmittag verschiedene Preise gewinnen. Interessant war sicherlich auch die Versteigerung eines „Emmerichenhainer Gickels“, der vom Motorsägenschnitzer aus Alpenrod vor Ort angefertigt wurde.

Die Resonanz der Besucher war überaus positiv: „Wir haben einen wunderschönen Weihnachtsmarkt zu sehen bekommen. Es ist für uns immer wieder erstaunlich, was ein kleiner Ort auf die Beine stellen kann“. Was alles in Emmerichenhain von einer Dorfgemeinschaft – neben dem Weihnachtsmarkt – bewirkt werden kann, davon zeugen die Mithilfe beim Neubau der Bushaltestelle, die Umzäunung Spielplatz, die Dreschhallenkirmes, der Handwerker- und Bauernmarkt oder die jährliche Familienwanderung.

Von Willi Simon

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