Klaus Jöckel und seine Partnerin Aida Lukovic haben ihn auf den Namen Willi getauft. Rund um Willi haben die beiden jetzt eine besondere Geschichte zu erzählen, denn dieser ist ein tierischer, aber sparsamer Dieb.
Verlust des Portemonnaies zunächst nicht bemerkt
Vor einigen Tagen war Aida Lukovic neben ihrem Auto, das sie vor dem Lokal geparkt hatte, ihre geöffnete Handtasche runtergefallen. Auf den ersten Blick landete dabei nur ihr Lippenstift einzeln auf dem Boden und wurde schnell wieder eingesammelt. Dass zudem ihr Portemonnaie aus der Tasche unter das Auto gerutscht war, bemerkte sie zunächst nicht.
Erst am nächsten Morgen, als Aida Lukovic Einkäufe für die Gaststätte tätigen wollte, fiel ihr auf, dass ihre Geldbörse mit mehr als 2000 Euro in bar verschwunden war. Auf dem Waldweg lag sie nicht mehr. Sofort meldete sie sich beim Fundbüro der Verbandsgemeinde Hachenburg. Die Mitarbeiter dort rieten ihr, sich zudem an die Polizei zu wenden. „Damals habe ich noch scherzhaft gesagt: ,Vielleicht hat ja Willi das Portemonnaie geklaut'“, erinnert sich die Wirtin.
Eine erste Suche rund um die Hütte blieb erfolglos. „Am darauffolgenden Tag war dann der Polizistenstammtisch bei uns im Lokal zu Gast, der sich hier regelmäßig nach einer Wanderrunde trifft. Ich habe die Polizisten gebeten, ebenfalls nach meinem Portemonnaie Ausschau zu halten – doch leider ohne Erfolg“, berichtet Aida Lukovic. Da seien ihr plötzlich die Tränen gekommen. „Ich habe in dem Moment nicht mehr damit gerechnet, dass ich das viele Geld, meine ganzen Chipkarten und Ausweise zurückbekomme“, erzählt die aus Kroatien stammende Gastronomin. Sie habe nur noch gehofft, „dass eine bedürftige Person das Portemonnaie gefunden hat, der das Geld wirklich hilft“.
Willi hätte ich gerne einen Finderlohn ausgezahlt, wenn er ihn denn gebrauchen könnte.
Aida Lukovic freut sich, dass sie ihr Portemonnaie samt Inhalt wiederbekommen hat.
Daraufhin seien ihre Mitarbeiterinnen Valeria und Edona mit Emmi, Aida Lukovics Hund, erneut Richtung Wald und Fuchsbau gegangen. „In meiner Verzweiflung habe ich noch einmal gesagt, dass möglicherweise Willi hinter dem Verschwinden der Geldbörse steckt“, so die Wirtin weiter. Nach etwa zehn Minuten seien Valeria und Edona dann plötzlich zurück zur Hütte gekommen und hätten das rote, jedoch deutlich sichtbar zerkaute Portemonnaie in der Hand gehabt – mit dem kompletten Inhalt drin. „Nicht ein Euro fehlte“, freut sich die Eigentümerin, die Willi seither liebevoll-ironisch einen „Sparfuchs“ nennt.
Als die Mitglieder des Polizistenstammtischs vom Fund erfuhren, hätten sie scherzhaft angemerkt, dass man die Geldbörse nun auf DNA-Spuren und Fingerabdrücke untersuchen und diese mit Willis Pfoten abgleichen müsse. Sie selbst habe ihr Glück kaum fassen können, schildert Aida Lukovic. Wieder seien Tränen geflossen – diesmal allerdings vor Freude. „Deshalb habe ich gleich mal eine Lokalrunde gegeben“, fügt sie im Gespräch mit unserer Zeitung lachend hinzu.
In der Vergangenheit hat Willi schon Schuhe und BHs von Campern gestohlen
„Willi hätte ich gerne einen Finderlohn ausgezahlt, wenn er ihn denn gebrauchen könnte.“ Lukovic ist dem Tier wirklich dankbar, dass es das Geld „in Sicherheit“ gebracht habe. Schließlich, so erklärt sie, hätte auch jemand das Portemonnaie finden und es einfach behalten können. „Dann wären womöglich 2000 Euro und meine ganzen Ausweise futsch gewesen.“
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Willi Dinge entwendet hat. „Von Campingästen hat er beispielsweise schon einzelne Schuhe und BHs geklaut – bevorzugt abends und nachts“, weiß Klaus Jöckel. „Willi nimmt fast alles mit, was er findet, und hortet es in seinem Bau.“ Sogar ins Innere des Lokals habe sich der Jungfuchs schon getraut. Ihr kleiner Hund Emmi beobachte Willi relativ entspannt aus der Ferne, so Lukovic.
Da ihr gutes, rotes Lederportemonnaie von Willis Zähnen nun total zerkaut ist, hätten ihre Kolleginnen ihr sofort eine neue Geldbörse geschenkt, berichtet Aida Lukovic dankbar. „Aber ich glaube, ich behalte das alte Portemonnaie – in Erinnerung an diese besondere Geschichte. Denn schließlich leben wir hier am Wald mit den Tieren. Und man muss Tiere einfach lieben“, erzählt sie versonnen.