Von unserer Redakteurin Stephanie Kühr
In der Livesendung ist Walter Germann, Kriminalbeamter bei der Kripo Montabaur, zu Gast und stellt den Kriminalfall vor. Der erfahrene Beamte, der seit 43 Jahren bei der Kriminalpolizei arbeitet, hat in dem Fall mit seinem Team Anfang des Jahres federführend ermittelt und erhofft sich nun von der bundesweiten Ausstrahlung im Fernsehen weitere Erkenntnisse, die zur Aufklärung der Tat führen können. Denn bislang fehlt von den drei rücksichtslosen Tätern jede Spur.
Im Gespräch mit der WZ schildert Germann den Fall. Noch immer ist dem Beamten jedes Detail präsent: An jenem 6. Januar, es war ein Montag, befährt ein 26-jähriger Lkw-Fahrer aus dem Taunus gegen 23.45 Uhr die Christian-Heibel-Straße in Wirges. Der Brummifahrer liefert Mercedes-Fahrzeugteile aus und hatte auf seiner festen Tour zuvor eine Wirgeser Werkstatt beliefert. In Höhe der Einmündung zur Samoborstraße in Fahrtrichtung Kreisel springt plötzlich ein Mann aus einem Strauch auf die Straße und zwingt den Brummifahrer dazu anzuhalten.
Dieser versucht noch, das Fenster herunterzukurbeln, als zwei weitere Täter aus dem Hinterhalt hinzukommen, die Lkw-Tür aufreißen und den Lkw-Fahrer gewaltsam aus dem Fahrzeug zerren, sodass der Fahrer auf die Straße aufschlägt. Die Täter fordern von ihrem Opfer Bargeld und rufen mehrfach „Geld, Geld“, schildert Germann. Als der Brummifahrer angibt, er habe kein Geld bei sich, schlagen die drei Männer auf ihn ein und treten ihn. Dabei brechen sie ihm die rechte Hand und fügen ihm Prellungen und Schürfwunden am ganzen Körper zu.
Wie durch ein Wunder lassen die Täter plötzlich von ihrem Opfer ab. Ein vorbeifahrendes Fahrzeug könnte sie gestört haben, vermutet der Beamte. Das Opfer hat den Haupttäter, der eine dunkle Jacke mit grauer Kapuze trug, später als etwa 25 bis 32 Jahre alt, schmächtig, mit dunklem Teint und kurzen Haaren beschrieben.
„Es handelt sich hierbei um einen räuberischen Angriff auf einen Kraftfahrer. Das ist ein eigener Straftatbestand“, erläutert Germann. Trotz intensiver Ermittlungen, unter anderem in den umliegenden Spielotheken, konnte der Überfall bislang nicht aufgeklärt werden. Der Fall beschäftigte Germann nicht nur Anfang des Jahres, auch jetzt liegt er ihm ein wenig in der Magengrube, wenn auch aus anderen Gründen.
Den Dreh mit dem Kamerateam vor Ort in Montabaur und die Gespräche mit den Fernsehredakteuren, die den Fall als interessant einstuften und im Sommer auf die Kripo zukamen, empfand Germann noch als angenehm. „Doch jetzt bin ich langsam nervös. Wir machen bei der Kripo ganz normal unsere Arbeit – ruhig und im Hintergrund. Ein Auftritt im Fernsehen ist nicht mein Ding“, sagt er ganz offen.
Und dennoch hat sich Germann am Dienstag in den Flieger nach München gesetzt, um den Fall aus Wirges vor den TV-Zuschauern zu schildern. Denn das Kommissariat 5, das für Eigentumsdelikte wie Raub, Diebstähle oder Einbrüche zuständig ist, hofft, auf diesem Wege wichtige Zeugen, insbesondere den Absender einer anonymen E-Mail, zu finden. „Die E-Mail ging bei uns ein, nachdem wir uns im Januar mit einem Phantombild des Täters an die Öffentlichkeit gewandt hatten“, schildert Germann.
Die E-Mail habe einen interessanten Inhalt gehabt, leider habe man die Herkunft nicht herausfinden können. „Die Ermittlungen aufgrund dieses Hinweises verliefen zwar ins Leere, aber vielleicht hat der Verfasser weitere wichtige Beobachtungen gemacht. Es wäre hilfreich, wenn er uns als Zeuge zur Verfügung stehen würde“, erhofft sich Germann aufschlussreiche Täterhinweise. Die Kriminalpolizei in Montabaur nimmt am Mittwoch bis 0 Uhr Zeugenhinweise unter Telefon 02602/ 992 61 20 entgegen.