Im kommenden Jahr wird der Hundesportverein Ransbach-Baumbach (HSV) 40 Jahre alt. Doch diesen runden Geburtstag können die Mitglieder nicht in Ruhe vorbereiten. Denn die Sorge treibt sie um, dass sie ihr gepachtetes Vereinsgelände direkt an der L300 Richtung Concordia-Werk zwischen Ransbach-Baumbach und Ebernhahn verlieren. Darüber sprachen jüngst die Erste Vorsitzende Nicole Walther, die Zweite Vorsitzende Heike Schultheis und Pressewartin Svenja Koch mit unserer Zeitung. Schon seit mehreren Jahren ist klar, dass hier das neue Industriegebiet Concordia entsteht. Doch einen Zeitplan gab es bislang nicht.
Jüngst sind nun überraschend Vermesser beim HSV aufgetaucht. „Das hat große Unruhe in den Verein gebracht. Wir haben Angst, obdachlos zu werden“, bringt es Heike Schultheis auf den Punkt. Alle bisherigen Versuche des Vereins, ein Alternativgelände zu finden, sind gescheitert. Auch die bisherigen Angebote der Stadt – etwa das Nato-Tanklager mitten im Wald – entsprachen nicht den Bedürfnissen des Hundesportvereins. „Wir brauchen mindestens 3000 Quadratmeter und eine ebene Fläche für den Hundesport. Wir haben nicht die Möglichkeiten, selbst Rodungen vorzunehmen“, so die Erste Vorsitzende. „Ich würde als Frau auch im Winter nicht nach 17 Uhr bei Dunkelheit allein mitten im Wald trainieren wollen“, ergänzt Svenja Koch. Von der Stadt fühlt sich der Verein nicht ausreichend informiert und unterstützt.
Offenlage vom Industriegebiet Concordia soll im Sommer erfolgen
Eine Einschätzung, die Stadtbürgermeister Michael Merz nicht nachvollziehen kann. „Wir sind seit Jahren in Kontakt mit dem Verein und damit auf der Suche nach einer gemeinsamen, geeigneten Ersatzlösung – dies gestaltet sich eher sehr schwierig und auch sehr kostenintensiv. Von daher können wir die Kritik des Vereins nicht nachvollziehen. Wir wollen ja auch, dass es für den HSV weitergeht“, versichert er auf Nachfrage. Zum Stand der Dinge sagt er: „ Nach der durchgeführten frühzeitigen Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung werden derzeit die zahlreichen Stellungnahmen der Fachbehörden und der betroffenen Öffentlichkeit vom beauftragten Planungsbüro in die Bauleitplanunterlagen eingearbeitet. Hierzu zählen neben den langwierigen und schwierigen Abstimmungen mit dem Landesamt für Geologie und Bergbau (das gesamte Gelände unterlag bislang dem Bergrecht, welches zwischenzeitlich aufgehoben wurde) und der zuständigen SGD Nord (Erschließung und Entwässerungsplanung) auch die notwendigen Fachgutachten (unter anderem Schallschutz und Naturschutz).“
Weiterhin würden derzeit auch Bestandsvermessungen im Gebiet vom beauftragten Planungsbüro durchgeführt. All diese Vorbereitungsarbeiten dienten dazu, dass die Planungsunterlagen für den nächsten bauleitplanerischen Schritt, die sogenannte Offenlage der Planunterlagen, vorbereitet wird. Die Offenlage soll diesen Sommer durchgeführt werden. Danach könne dann anschließend der Satzungsbeschluss in der Bauleitplanung erfolgen. Merz erläutert weiter: „Mit dem Satzungsbeschluss geht’s dann in die Umsetzung – hierzu ist anschließend eine Baulandumverteilung notwendig, bei der uns das Vermessungs- und Katasteramt Westerburg unterstützen wird. Grob gesagt werden in dem Baulandumlegungsverfahren aus landwirtschaftlichen Grundstücken sinnvolle Gewerbe- und Industrieflächen geformt und dabei die Eigentumsverhältnisse neu geordnet.“

Merz erklärt: „Der Nutzflächen des Hundesportvereins, die ausschließlich auf privaten Grundstücksflächen liegen, sind mitten im Planungsgebiet und sollen damit künftig zu höherwertigen Gewerbe- bzw. Industrieflächen umgestaltet werden. Ein Herausnehmen der Flächen gestaltet sich planerisch und mit Rücksicht auf das beabsichtigte Baulandumlegungsverfahren schwierig bis unmöglich und ist auch vom Stadtrat nicht gewollt. Eine Festlegung der Flächen in einer Art Sondernutzung für Hundesport ist daher nicht vorgesehen.“
Aufgrund der ehemaligen „Abbruchkante“ des Tontagebaus sei der südliche Geltungsbereich des Bebauungsplanes „Concordia“ für klassische Industrie- und Gewerbeflächen nur eingeschränkt nutzbar. Der Planbereich sehe an der Stelle „Sonderflächen“ (unter anderem für Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen) vor. Merz sagt: „Unter Umständen lässt sich in diesem Bereich eine Umsiedlung realisieren. Aber auch im übrigen Stadtgebiet werden derzeit Alternativflächen untersucht.“
83 Mitglieder trainieren mit ihren Hunden an der L300

Der Verein zählt 83 Mitglieder, die mit ihren Hunden verschiedenster Rassen trainieren. Der HSV Ransbach-Baumbach fördert Hundebesitzer, die sowohl Leistungs- als auch Freizeitsport betreiben wollen. Auch Mitglieder, die einfach nur Spaß daran haben, ihren Hunden „Grundgehorsam“ beizubringen, sind herzlich willkommen. Neben Begleithundetraining gehören die Sportbereiche Obedience, Rallye-Obedience und Turnierhundesport zum Angebot.
Für unerfahrene Herrchen und Frauchen bietet der HSV Welpentraining und Junghundegruppen an. Pro Jahr sind dies im Schnitt 50 Bürger, die in diesem Bereich Hilfe erfahren. Diese müssen sich nach zwölf Monaten entscheiden, ob sie Hundesport machen und in den Verein eintreten möchten. Andernfalls endet die Zeit beim HSV für diese Hundebesitzer. Zudem werden auf dem Gelände Turniere veranstaltet, die Theorie für die Begleithundeprüfung unterrichtet, Seminare veranstaltet, Vereinsfeiern und Jahreshauptversammlungen – auch von befreundeten Vereinen – abgehalten. „Wir vermieten unser Vereinsheim auch für private Gesellschaften, etwas Kommunionfeiern“, erläutert Svenja Koch.

Dem HSV ist klar, dass er wohl nie wieder ein so großes Übungsgelände wie derzeit mit Vereinsheim, Welpenplatz und zwei Trainingsplätzen finden wird. Herzenswunsch der drei Vorstandsfrauen wäre als Alternative der alte Fußballplatz an der Haselstraße, der seit Jahren brach liegt und gesperrt ist. „Als Vereinsheim könnten wir zwei Seecontainer auf dem Gelände aufstellen und die Toiletten und Umkleiden des Sportgeländes mitnutzen“, so Nicole Walther. „Für Hundesport würde die Fläche trotzdem reichen.“ Auf etwaige Sicherheitsbedenken eingehend, dass sich Hunde und spielende Kinder hier begegnen könnten, erwidert die Erste Vorsitzende: „Der Platz ist komplett eingezäunt. Da kommt kein Hund raus. Und es hat in 39 Jahren auch noch nie einen Beißvorfall bei uns im Verein gegeben.“
Der Sportplatz ist laut Stadtbürgermeister im zugrunde liegenden Sportstättenleitplan der Verbandsgemeinde derzeit noch als Sportplatzfläche gewidmet. Ob hier, auch durch Anpassung des Sportstättenleitplanes, künftig eine andere Nutzung angestrebt wird, sei derzeit noch nicht entschieden. Abschließend äußern die drei Frauen die Hoffnung, dass sich für den HSV bis Ende des Jahres doch eine Lösung abzeichnen möge. „Wir brauchen dringend eine Perspektive und Sicherheit“, sagen sie übereinstimmend.
Wenn jemand eine Fläche mit Strom- und Wasseranschluss anbieten kann, die für den HSV geeignet wäre, oder bei der Herrichtung eines Übungsgeländes helfen möchte, dem steht Nicole Walther als Ansprechpartnerin zur Verfügung unter Telefon 0151/55531973 und E-Mail: 1vorsitzende@hsv-raba.de. Weitere Informationen gibt es unter www.hsv-raba.de

2026 wird Verein 40 Jahre alt
Am 14. März 1986 wurde der Hundesportverein Ransbach-Baumbach gegründet. Erster Vorsitzender wurde Engelbert Gerhards. Am 23. Juni 1988 wurde der Verein offiziell ins Vereinsregister des Amtsgerichts Montabaur eingetragen. 1992 erhielt der Verein die Anerkennung als gemeinnützig. Der Verein verfolgt folgende Ziele: Förderung der körperlichen Ertüchtigung der Mitglieder durch Leistungs- und Freizeitsport mit Hunden, Förderung der hundesporttreibenden Jugend und Tierschutz. Im Frühjahr 1986 erwarb der Verein eine gebrauchte Blockhütte, die einst als Kiosk diente. Diese wurde liebevoll auf dem Übungsgelände als Vereinsheim wieder aufgebaut. Doch das Schicksal schlug 2011 zu, als Brandstifter das Vereinsheim in Schutt und Asche legten. Doch der HSV Ransbach-Baumbach ließ sich nicht unterkriegen. Mit unermüdlichem Einsatz und viel Herzblut bauten die Mitglieder und Freunde des Vereins alles wieder auf. cam