Vom Parkplatz aus sind es wenige Schritte zu der Motte, die der Verein Historica aufgebaut hat. Hier bereits treffen Tradition und kreative Neugestaltung aufeinander, und eine andere Welt öffnet sich. Gleich am Burggraben bietet sich ein idyllisches Schäfermotiv: Eine Handvoll Schafe belagern einen Korbflechter aus Vielbach, der mit Peddigrohr (und demnächst auch mit Weiden) arbeitet. Vom Opa hat er es einst gelernt und nun wieder aufgegriffen, sagt er. Hinter ihm blitzen die gelben Wasserlilien hervor und verleihen der Szene eine merkwürdige Zeitlosigkeit.
Gegenüber, unter vereinzelten Bäumen, stehen Staffeleien mit Aquarellen von Sabine Dörner. Die gebürtige Westerwälderin hat das wechselhafte Wetter in Kauf genommen und etwas gewagt: Schöner hätten die Bilder nicht platziert werden können. Nur wenige Schritte daneben ist einer der fünf renommierten Künstler zu erleben, die Workshops anbieten. Sascha Ortseifer vermittelt die Magie des Schmiedens. In der Burg sind die weiteren vier zu finden.
Konzentriert bei der Malerei
Auf verschiedenen Etagen wird zum Beispiel gemalt mit Merrie O’Higgins (Irland), wo die Teilnehmer konzentriert bei der Sache sind. Und wunderbare Aquarelle zieren den Bereich. Mit Hingabe werden bei Irene Schön faszinierende Objekte durch Papierfalten gestaltet. Hingerissen über die floralen Gestaltungen von Lia Hakhnazaryan (Schweiz) spricht eine Workshop-Teilnehmerin. Sie nimmt viele Anregungen von der Blumenkünstlerin mit. Technische Details, aber auch die feinsinnige Annäherung an die Materie.
Bei Lia werden „Unkräuter“ oder Wiesenblumen zu Kunstwerken, die eine besondere Energie versprühen. Und natürlich gibt es Creative-Writing-Workshops mit Annegret Held. Nach anstrengender Vorbereitung, aber unterstützt von der Familie und Freunden, ist sie glücklich, dass der „Zauber“, den sie für die Künstler-Werkstatt gesucht hat, hier wirklich zu spüren ist.
Rothenhainer Bevölkerung ist involviert
In der Burg mangelt es nicht an Ständen, die ganz besondere Objekte anbieten, die geradezu vor Ideenreichtum und kunsthandwerklichem Geschick strotzen. Und die Rotenhainer ziehen mit und bieten an der urigen Spennenest-Hütte selbst gebackenes Brot und Kuchen an.
Kurzum: Die Idee Annegret Helds stieß auf viel Begeisterung, nicht nur bei den Besuchern, sondern auch bei Markus Hof (Bürgermeister der VG Westerburg) oder Sandra Köster von Wir Westerwälder, die mit einem Stand vor Ort vertreten war.
Tenor: Wiederholung sicher
Die Künstler-Werkstatt, so der Tenor, soll unbedingt wiederholt werden. Aber zunächst steht ein anderes Projekt für Annegret Held an erster Stelle. Sie arbeitet derzeit an einem neuen Buch. „Das elfte Gesicht“ wird es heißen. Und diese Geschichte spielt in Frankfurt.