Es ist ein echtes Juwel im Westerwald, das Landschaftsmuseum in Hachenburg. Es bewahrt Geschichten, erzählt und dokumentiert, wie geschichtliche Ereignisse die Region geprägt haben und spielt dazu nicht nur im Westerwald eine wichtige gesellschaftliche Rolle. Anlässlich des Internationalen Museumstags, an dem sich das Hachenburger Museum traditionell beteiligt, tauchten die zahlreichen Besucher tief in die Vergangenheit der Vorfahren ein und konnten auch Räume des Museums anschauen, die sonst der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.
Nicht nur die zahlreichen Exponate aus alter Zeit weckten die Neugierde. Vor allem die Kinder nutzten die Gelegenheit, selbst Hand mit anzulegen. Da wurden Schürzen auf einer alten Nähmaschine genäht und bedruckt, das Arbeiten an der Töpferscheibe war beliebt, und die Museumswerkstatt konnte besichtigt werden. Großes Interesse weckte auch die Rekonstruktion des Kleinhauses, dessen Vorbildbau 1893 in Kirburg errichtet wurde und der bis heute bewohnt ist.

Ein ganz besonderer Anziehungspunkt war die am Sonntag eröffnete Sonderausstellung „Von Kopf bis Fuß“, in der noch bis zum Jahresende 2026 Schätze aus Westerwälder Kleiderschränken besichtigt werden können. Die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Hachenburg und stellvertretende Vorsitzendes des Freundeskreises des Museums, Gabriele Greis, begrüßte die Besucher. „Wir erleben hier eindrucksvoll, wie sehr die Kleidung stets der Ausdruck von Tradition, Identität aber natürlich auch sozialem Stand und Zeitgeist war, und wie diese Dinge damals wie heute unser Leben geprägt haben“, so Greis.

Nicht nur den Kleidungsstücken, sondern auch dem kompletten Kontext widme sich die Ausstellung – vom Anbau der notwendigen Pflanzen, der Aufzucht der Schafe, der Verarbeitung des Rohmaterials (die in den Familien selbst stattfand), bis hin zu den geschneiderten Kleidungsstücken. Wenn so viel Arbeit investiert worden sei, dann bewahre man diese Kleidung, ändere sie um und trage sie so lange wie möglich.
Was heute Nachhaltigkeit genannt würde, das sei es, was damals gelebt wurde. „Die Haltung unserer Vorfahren im Verhältnis zu dem, was wichtig ist und die Möglichkeiten, die wir in der heutigen Zeit haben – wenn wir das kombinieren, dann hätten wir eine sichere und auch schöne Zukunft“, stellte die Bürgermeisterin fest.

Anschließend eröffnete der Leiter des Landschaftsmuseums, Moritz Jungbluth, die Ausstellung. Die Zeit der Corona-Pandemie habe ihnen Kapazitäten beschert, die es ermöglicht hätten, in den Beständen des Museums aufzuräumen, berichtete er. In mehreren Kartons mit der Aufschrift „Leihgabe des Kreises Altenkirchen, nicht inventarisiert“, von denen ein Teil auf Regalen in der Ausstellung gelagert sind, hätten sich wunderbare Sachen gefunden, wie etwa ein Zylinder aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Unmengen von Kleidungsstücken, Schuhen, Hüten und Tüchern entzögen sich ja leider sonst dem Blick, was ein Grund dafür gewesen sei, einen Teil hervorzuholen und unter anderem in einem historischen Schrank als Auftakt der Ausstellung zu präsentieren.

Aus dem Magazin in Westerburg, aber auch von Sammlern wurden Kleiderschränke teils als Leihgabe geholt, und es ging ans Bestücken. Überwiegend thematisch und zeitlich gestaffelt, können die Besucher jetzt bestaunen, welche Kleidung in früheren Zeiten getragen wurde. Im Aussteuerschrank befinden sich die Textilien, die mit in die Ehe gebracht wurden, viele unverarbeitete Stoffe, die einst ein ganz wichtiger Besitz waren. Auch wenn sie nie weiterverarbeitet waren, wurden sie mitgewaschen, damit das Leinen weicher wurde. Aus dem Bauernleinen werden heute Schürzen oder auch Handytaschen gefertigt. In einem weiteren Schrank befinden sich Kopfbedeckungen, darunter Hauben, die einst von vielen Frauen getragen wurden. „Kleidung wandelt sich, verändert sich, passt sich an“, resümierte Moritz Jungbluth.
Öffnungszeiten der Sonderausstellung
Die Sonderausstellung „Von Kopf bis Fuß zeigt bis zum Jahresende 2026 Schätze aus Westerwälder Kleiderschränken. Sie ist zu den normalen Öffnungszeiten des Museums zu sehen. Diese sind von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr.