Wirtschaft IG BCE und Betriebsrat erkämpfen Jobgarantie für verbleibende Mitarbeiter am Standort Wirges bis 2020
Wie geht es weiter bei der Firma Ritz in Wirges: Stehen noch mehr Stellen auf dem Spiel?
Wie geht es bei Ritz in Wirges weiter? Die Hamburger Ritz-Unternehmensgruppe entlässt bis Mitte 2019 betriebsbedingt 70 von 140 Mitarbeitern. Für die verbleibenden Beschäftigten gibt es eine Jobgarantie bis 2020. Doch was passiert danach? Die Antwort der Konzernspitze steht aus. Foto: Stephanie Kühr
Stephanie Kühr

Wirges/Hamburg. Stehen bei der Firma Ritz Instrument Transformers in Wirges noch mehr Arbeitsplätze auf dem Spiel? Die Hamburger Unternehmensgruppe hat jetzt bestätigt, dass bis Mitte 2019 die Hälfte der Belegschaft entlassen wird.

70 von derzeit 140 Mitarbeitern im Werk verlieren betriebsbedingt ihren Arbeitsplatz. Als Grund für die Entlassungen nannte die Unternehmensleitung die Verlagerung der Produktion von Mittelspannungswandlern in das Werk in Ungarn – dies vor dem Hintergrund des zunehmenden Wettbewerbsdrucks durch Mitbewerber. Nun haben sich die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) sowie der Ritz-Betriebsrat und der Gesamtbetriebsrat zu den Entlassungen geäußert. Im Interview mit unserer Zeitung ist von einer Jobgarantie für die verbleibenden Mitarbeiter bis 2020 die Rede. Ob danach das Werk in Wirges zur Disposition steht, dazu hat sich die Konzernspitze in Hamburg auf Anfrage bislang nicht geäußert. Das Interview im Wortlaut:

Wie stehen Sie zu den angekündigten Entlassungen in Wirges?

Wir haben die Entscheidung der Ritz-Gruppe, die Wandlerproduktion zu verlagern, sehr kritisch hinterfragt und mögliche Alternativen geprüft. Betriebsrat und Gewerkschaft IG BCE sind immer bereit, an solchen alternativen Lösungen mitzuarbeiten. Im Vordergrund steht dabei der Erhalt der Arbeitsplätze am Standort. Letztendlich liegt die Entscheidung bei der Unternehmensführung, für die sie auch die volle Verantwortung übernehmen muss.

Was konnten Gewerkschaft und Betriebsrat für die betroffenen Ritz-Mitarbeiter erreichen?

Betriebsrat und IG BCE haben einen Interessenausgleich und einen Sozialplan ausgehandelt. Er gilt sowohl für die weiterhin am Standort Beschäftigten wie für die Mitarbeiter, denen nun gekündigt werden soll. Im Rahmen des prozessorientierten Interessenausgleichs verpflichtet sich die Unternehmensführung, den Betriebsrat und Gesamtbetriebsrat über die Details der anstehenden Verlagerungsschritte mindestens vier Wochen im Voraus zu informieren. Bis zum 23. April dieses Jahres wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Es wurde zudem vereinbart, dass folgende Arbeitsplätze am Standort erhalten bleiben: In der Abteilung Trafo werden 35 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Für sie wurde zudem eine Arbeitsplatzsicherung bis zum 30. Juni 2020 geschlossen. In den Abteilungen RPTC und RCO am Standort Wirges werden 32 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Hierfür wurde eine Arbeitsplatzsicherung bis zum 31. Dezember 2020 vereinbart. Für Mitarbeiter, die das Unternehmen im Zuge der Produktionsverlagerung verlassen müssen, haben Betriebsrat und IG BCE einen Sozialplan vereinbart. So erhalten betroffene Mitarbeiter eine Abfindung. Zudem bekommen die Mitarbeiter die Möglichkeit, an Bewerbungstrainings und sonstigen Maßnahmen zur Qualifizierung für den Arbeitsmarkt teilzunehmen. Diese Maßnahmen finden während der Arbeitszeit statt.

Haben Arbeitnehmervertretungen eine Chance, gegen solche Konzernentscheidungen anzugehen?

Als IG BCE sind wir bereit, mit dem Betriebsrat und der Unternehmensführung nach Wegen zu suchen, die einen Erhalt der Arbeitsplätze möglich gemacht hätten. Dazu zählen auch tarifliche Instrumente wie ein Lohnverzicht. Im vorliegenden Fall aber ist die Unternehmensführung fest entschlossen, die Wandlerproduktion zu verlagern, sodass ein Lohnverzicht und ähnliche Vereinbarungen nicht sinnvoll gewesen wären.

Gibt es weitere Hilfe für Betroffene bei der Jobsuche?

Infrage kommende freie Stellen, am Standort Wirges und an anderen Standorten des Unternehmens werden innerbetrieblich ausgeschrieben. Darüber hinaus wurde die Möglichkeit vereinbart, sämtliche gesammelten Stellenangebote außerhalb des Unternehmens ebenfalls öffentlich zugänglich zu machen. Wo es möglich ist, stellen wir als IG BCE über den jeweiligen Betriebsrat auch einen Kontakt für betroffene Mitarbeiter her.

Die Fragen stellte Stephanie Kühr

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