Auch vier Monate nach Sperrung der katholischen Kirche Mariä Geburt in Elgendorf ist noch unklar, wie es mit dem Gotteshaus weitergeht. Derzeit ist eine Machbarkeitsstudie in Arbeit, deren Ergebnisse bis zum Frühsommer vorliegen sollen. Erst dann kann entschieden werden, welche der drei möglichen Varianten umgesetzt wird. Fest steht allerdings schon jetzt, dass eine Wiedereröffnung ohne Sanierung ausgeschlossen ist, da das Dach des rund 50 Jahre alten Anbaus einsturzgefährdet ist.
Aktuell werden die Gottesdienste im sogenannten Clubraum gefeiert. Dieser befindet sich im Glockenturm des Gotteshauses und bietet Platz für bis zu 50 Personen. Weitere Sitzplätze stehen im Eingangsbereich der Kirche zur Verfügung, wenn die Türen zum Clubraum offengelassen werden. An einem normalen Wochenende reiche das aus, berichtet Pfarrer Steffen Henrich. An Feiertagen oder bei großen Trauerfeiern wird es allerdings eng.

Kurioserweise ist der alte Teil der Kirche in einem besseren Zustand als der Anbau von 1973/74. Solche Erfahrungen habe man aber auch schon bei anderen Gebäuden gemacht, sagt der Verwaltungsleiter der Pfarrei St. Peter Montabaur, Matthäus Lehmann. Vor zwei Jahren zum Beispiel stürzte das Dach der Elisabethkirche in Kassel ein. Auch dieses Gotteshaus wurde erst deutlich nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet.
In Elgendorf bemerkte man zum Glück schon vorher, dass es Probleme mit der Statik gibt, weil es Wassereinbrüche gab. Dass der Anbau bei starker Schneelast auf dem Dach nicht betreten werden darf, sei schon seit ein paar Jahren bekannt, so Henrich. Zuletzt habe sich der Zustand aber so deutlich verschlechtert, dass der Anbau gar nicht mehr genutzt werden kann.
„Wir prüfen alle Varianten ergebnisoffen.“
Pfarrer Steffen Henrich
Inzwischen hat ein Gutachter mehrere Mängel an der Tragstruktur des Kirchendachs dokumentiert. Seine Untersuchungen ergaben, dass der beim Bau verwendete Leim Harnstoff enthält, der sich bei Feuchtigkeit zersetzt. Dieser Kleber ist im Laufe der Jahre immer wieder mit Kondenswasser in Berührung gekommen und dadurch erheblich geschwächt worden.
Darüber hinaus stellte der Gutachter aber auch bauliche Mängel fest. So ist der Durchmesser des verbauten Querbalkens zu gering für das zu tragende Gewicht. Bei hoher Last auf dem Dach könnte es deshalb selbst bei neuem Leim zu einem Einsturz kommen.

Um diese Probleme zu beheben, müsste das Dach der Kirche vermutlich komplett erneuert werden. Die Kosten lägen wohl im hohen sechsstelligen Bereich. „Eventuell ist es sogar ein Millionenprojekt“, erklärt Lehmann. Aus diesem Grund werden im Rahmen der Machbarkeitsstudie zwei weitere Varianten untersucht. Eine davon ist ein Teilabriss des Anbaus und der Erhalt des Gebäudes mit verkleinertem Grundriss. Die dritte Option ist ein Komplettabriss des Anbaus aus den 70ern. In diesem Fall müsste darüber nachgedacht werden, ob man an dieser Stelle einen kleineren Neubau errichtet oder ob der Clubraum dauerhaft für Gottesdienste genutzt wird.
„Wir prüfen alle Varianten ergebnisoffen“, macht der Pfarrer deutlich. Es sei aber schon klar, dass es vom Bistum Limburg keine Zuschüsse für bauliche Maßnahmen an der Elgendorfer Kirche gibt. Auch das müsse man bei der Entscheidung berücksichtigen. Henrich ist deshalb skeptisch, ob sich die Kirchengemeinde eine große Sanierung leisten kann.

Das Gotteshaus wäre wohl schon länger geschlossen, wenn es den Förderverein Mariä Geburt Elgendorf nicht gäbe. Dieser setze sich bereits seit Jahren mit viel Herzblut für den Erhalt der Kirche ein und sammele Spenden, lobt der Pfarrer. „Das Geld, das der Verein für die Elgendorfer Kirche gesammelt hat, wird auf jeden Fall auch für die Kirche eingesetzt“, verspricht er.
Der Pfarrer ist froh, dass trotz dieser Probleme weiterhin Gottesdienste in Elgendorf gefeiert werden können. Im kleineren Clubraum herrsche eine sehr angenehme Atmosphäre und es sei möglich, diesen in den Wintermonaten so zu beheizen, dass man bei Gottesdiensten nicht friert. Die Notlösung habe also auch Vorteile, betont Henrich abschließend.