Plan soll nun doch schon am Freitag beschlossen werden und erste Maßnahmennoch 2023 folgen
Westerwaldkreis macht Druck beim Radwegekonzept: Erste Maßnahmen sollen in diesem Jahr folgen
Dieses Foto bei Staudt macht deutlich, wie viele auch kleine Maßnahmen nötig sind, bis es mit dem Radfahren im Westerwald richtig vorangeht: Hier dürfen Radler den für sie ausgewiesenen Weg eigentlich gar nicht benutzen, weil das Schild die Durchfahrt verbietet. Und das ist kein Einzelfall. Dass ausgerechnet am Fuß- und Radweg an einer Ruhebank eine Tafel für die Kannenbäckerstraße wirbt, ist der nächste Schildbürgerstreich. Foto: Markus Müller
Markus Müller

In Sachen „Alltagstaugliches Radverkehrskonzept für den Westerwaldkreis“ platzt nicht nur Landrat Achim Schwickert, sondern auch den beteiligten Kreisausschüssen, was die lange Verfahrensdauer angeht, langsam offenbar der Kragen. So ist der Stand.

Als sich in den vergangenen Wochen andeutete, dass das schon vor gut einem Jahr vom Kreisausschuss in Auftrag gegebene Konzept (wir berichteten mehrfach) auch zur nächsten Kreistagssitzung an diesem Freitag eventuell noch nicht vorliegen könnte, wurde offenbar der Druck erhöht. Schließlich stehen im Kreishaushalt 2023 sogar 400.000 Euro für kurzfristig umsetzbare Maßnahmen bereit. Das erste Vierteljahr ist diese Woche vorbei – und es ist noch überhaupt nichts auf den Weg gebracht.

Alltagstaugliche Radstrecken für jedermann

Immerhin scheint es jetzt Licht am Ende des Tunnels zu geben: In der jüngsten gemeinsamen Sitzung des Kreisausschusses mit den Ausschüssen für Verkehr und Wirtschaft und für Bauen, Umwelt, Energie und Klimaschutz konnte immerhin Thomas Baumann vom Planungsbüro Sweco einige Beispiele für konkrete Veränderungen oder wenigstens Vorschläge machen, was man in Sachen Verbesserung für Radfahrer alles so tun könnte.

Auf Nachfrage aus dem Ausschuss, wie viele Maßnahmen das Büro denn im Konzept vorschlagen wird, bezifferte er diese auf etwa 500 bis 600. Klar sei aber auch, dass dies nur zum Teil Maßnahmen seien, die man schnell umsetzen kann. Bei vielen, wie zum Beispiel dem Bau von speziellen Radwegen, müsse man von langen Zeithorizonten ausgehen.

Als Erstes präsentierte Baumann das mittel- und langfristige Zielnetz, mit dem es für 90 Prozent der Bevölkerung gelingen soll, in einem Radius von nur einem Kilometer zu einer alltagstauglichen Radstrecke zu kommen. Dann zeigte er ein paar Beispiele auf: So lasse sich im Gelbachtal eine alltagstaugliche Radverbindung – also keine rein touristische – nur über die normale, von allen Verkehrsteilnehmern genutzte Straße herstellen.

Die könnte für die Radfahrer durch eine allgemeine Geschwindigkeitsbeschränkung sicherer werden. An anderen Stellen ist es viel einfacher: So muss die vorhandene Radverbindung zwischen Wirges und Montabaur eigentlich per Beschilderung auch tatsächlich für Radler freigegeben werden. Für die Verbindung von Herschbach und Selters müsse aber dann tatsächlich langfristig ein neuer Radweg gebaut werden.

Schon bis September soll ein Vorschlag vorliegen

Wie nun der Entwurf für das zukünftige Radwegenetz im Kreis aussieht und wie es konkret entwickelt und ertüchtigt werden kann, soll Baumann in der Kreistagssitzung aufzeigen. In der vorangegangenen gemeinsamen Sitzung der drei Ausschüsse wurde die Kreisverwaltung schon beauftragt, eine Liste der noch im Jahr 2023 umsetzbaren Maßnahmen vorzulegen. Auch diese sollen in der Sitzung präsentiert werden. Geplant ist, dass der Kreistag das Radwegekonzept verabschiedet und die Verwaltung mit der Umsetzung von ersten kurzfristigen Maßnahmen beauftragt. Daneben sollen das Zielnetz und die einzelnen Maßnahmen mit den Verbandsgemeinden abgestimmt werden. Schon bis September soll ein Vorschlag mit priorisierten Maßnahmen vorliegen.

Landrat Schwickert machte in den Ausschüssen deutlich, dass man, wenn man baldmöglichst auch aus Klimaschutzgründen was für die Radfahrer erreichen will, auf vielen Ebenen und bei den vielen verschiedenen Verkehrsströmen parallel ansetzen muss: „In Städten wie Schanghai geht das auch alles nebeneinander.“

Das Radverkehrskonzept soll bei der öffentlichen Sitzung des Kreistages am Freitag, 31. März, 15 Uhr, im Keramikmuseum in Höhr-Grenzhausen als Tagesordnungs-punkt 7 beraten werden.

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