4-Milliarden-Marke geknackt
Westerwaldbank mit Zahlen-Hoch in stürmischen Zeiten
Vorstandssprecher Ralf Kölbach eingerahmt von seinen Vorstandskollegen Markus Kurtseifer (links) und Andreas Tillmanns. Das Trio konnte für das abgelaufene Jahr eine erfreuliche Bilanz präsentieren. Die Bilanzsumme sprang über die 4-Milliarden-Euro-Marke.
Röder-Moldenhauer

Es sind keine einfachen Zeiten für die Wirtschaft und den Kapitalmarkt. Hinzu kommt die instabile politische Lage. Doch trotz vieler Unwägbarkeiten kann die Westerwaldbank auf ein erfolgreiches Jahr 2024 zurückblicken.

Die Zahl lässt sich in Stein meißeln. Die Westerwaldbank hat im abgelaufenen Jahr ihre Bilanzsumme ein weiteres Mal steigern können – und zwar um 4,9 Prozent auf 4,129 Milliarden Euro. 2023 war man mit 3,935 Milliarden Euro noch unter der 4-Milliarden-Marke geblieben. Das ist die erfreuliche Kernbotschaft, die Vorstandssprecher Ralf Kölbach gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Markus Kurtseifer und Andreas Tillmanns im Rahmen einer Bilanzpressekonferenz verkünden konnte. Umso erstaunlicher ist dieser Zuwachs, weil die ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen alles andere als stabile Begleiter sind.

„Wir stehen in Deutschland vor einem dritten Jahr der Stagnation, das hat es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie gegeben“, konstatiert Kölbach. In Kombination mit einer Inflationsrate, die sich nur langsam zurückentwickelt, spricht er von einer „Stagflation“. Kaufkraftverluste seit 1992 in Höhe von 15 Prozent hätten durch Lohnerhöhungen nicht kompensiert werden können, Kölbach spricht von „ökonomisch verlorenen Jahren“ für Deutschland. „Die USA ziehen immer weiter davon. „Wir sind von der Wachstumslokomotive zum Bremswagen geworden“, so der Vorstandschef.

Wachstumspakete mehr als ein „Strohfeuer“?

Was den Blick nach vorne anbelangt, sei jede Prognose mit höchsten Unsicherheiten behaftet. Wenn US-Präsident Donald Trump seine Zollpolitik auch gegenüber Europa umsetze, bremse dies den Rückgang der Inflation. Ob die neuen Wachstumspakete, wie sie die mögliche neue Bundesregierung plane, langfristig mehr als ein „Strohfeuer“ sein können, bleibe abzuwarten.

Trotz vieler Unwägbarkeiten in stürmischen Zeiten vermeldet die Westerwaldbank für das Jahr 2024 auch über die Steigerung der Bilanzsummer hinaus ein Zahlen-Hoch, wie Andreas Tillmanns ausführt. So konnte das Kreditvolumen (der Banker spricht hier von Kundenforderungen) um 10,7 Prozent gesteigert werden – von 2,475 Milliarden Euro 2023 auf aktuell 2,739 Milliarden. Interessant dabei: Im Konzert aller Volks- und Raiffeisenbanken liegt man mit dieser Steigerung deutlich über dem durchschnittlichen Zuwachs von 3,2 Prozent. Insgesamt habe man 592,6 Millionen Euro an neuen Krediten zur Verfügung gestellt, und nähere sich damit langsam den 670,43 Millionen aus dem Jahr 2022 an. 2023 betrug die Summe 465,55 Millionen Euro.

„Wir sind von der Wachstumslokomotive zum Bremswagen geworden.“
So beschreibt Ralf Kölbach, Vorstandssprecher der Westerwaldbank, die Situation der deutschen Wirtschaft.

Erfreulich sei in diesem Zusammenhang eine Wiederbelebung im privaten Baufinanzierungsgeschäft, wie Tillmanns betont. Das Volumen neuer Kredite für Privatkunden stieg demnach binnen Jahresfrist von 163,93 auf 198,55 Millionen Euro. Auf Nachfrage räumen die Experten ein, dass das Gros der Summe nicht für Neubauten verwendet wird, sondern für den Kauf oder die Sanierung von vorhandenen Immobilien.

Die Kundeneinlagen bei der Westerwaldbank haben sich 2024 auf rund 3,4 Milliarden Euro erhöht. Auch diese Steigerung von 5,1 Prozent liegt über dem bundesweiten Schnitt der genossenschaftlichen Kreditinstitute, der bei 4,1 Prozent liegt. Auch beim gesamten betreuten Kundengeschäftsvolumen zeigt der Pfeil nach oben. Es wuchs 2024 um 7,2 Prozent auf 8,907 Milliarden Euro. Erstmals über die Milliardengrenze wuchs das Fondsvolumen beim Verbundpartner Union Investments an. Und welche „Schlüsse“ zieht der Vorstand nun aus der Steigerung der Bilanzsumme? Was die Mitglieder der Bank hier besonders interessieren dürfte, ist der Vorschlag, 4,5 Prozent Dividende auszuzahlen.

Geldautomaten auf Farbpatronen umgerüstet

Dass die Aktivitäten der Westerwaldbank über das reine Geschäft mit Geld und Zahlen hinaus erstrecken, skizziert Markus Kurtseifer. So habe man 2024 insgesamt 371.822 Euro an Vereine und Institutionen gespendet. „Unsere Schwerpunkte hier bleiben die Jugendarbeit und die Bildung“, so der Vorstand. Auch die Finanzierungsform des Crowdfunding entwickelt sich demnach positiv. Für 141 Projekte wurden im vergangenen Jahr rund 1,022 Millionen Euro gesammelt.

Ein leidiges Thema bleiben für die Bank auch die Geldautomatensprengungen. Eine davon ereignete sich erst im Februar in Großmaischeid (Kreis Neuwied). „Wir haben 2024 rund 525.000 Euro in die Hand genommen, um durch die Umrüstung auf Farbpatronen die Automaten sicherer zu machen“, berichtet Kurtseifer. Aber auch das verhindere solche Taten nicht völlig.

Es gibt keine Beratungen zur Kryptowährung

Und dann gibt es noch ein Themenfeld, auf das sich die Westerwaldbank als eine von sechs Pilotbanken gewagt hat: das nicht unumstrittene und risikobehaftete Geschäft mit Kryptowährungen. „Angesichts von 10 Millionen Investoren allein in Deutschland ist das kein Nischenprodukt für unsere Kunden“, ist das Vorstandstrio überzeugt. Dennoch, so betonen sie, will man Kunden lediglich die Möglichkeit einräumen, über die App Kryptoan- und -verkäufe zu tätigen. Beratungen zu diesem Thema erfolgen keine.

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