Mit gerade einmal 29 Jahren die Leitung einer Pflegeeinrichtung übernehmen – das ist nicht für jeden etwas. Die Westerwälderin Kim-Lara Smetan hat sich dieser Herausforderung im vergangenen Jahr gestellt und ist nun Hausleiterin im Azurit Seniorenzentrum Hildegardis. Mehr als 100 Mitarbeiter und fast genausoviele Bewohner stehen seither unter der Leitung der motivierten und selbstbewussten jungen Frau, die eine ganz besondere Verbindung zu der Einrichtung hat.
„Ich kenne die Einrichtung, seit ich klein bin“, erzählt Smetan beim Besuch unserer Zeitung in Langenbach. Ihre Eltern hatten früher ihre Büroräume in dem Gebäude, daher kenne sie sowohl das Haus als auch einige Mitarbeiter bereits aus Kindertagen. „Ich bin mehr oder weniger mit dem System und der Einrichtung aufgewachsen“, sagt die 29-Jährige. Die Begeisterung für die Arbeit in der Pflege wurde ihr somit praktisch in die Wiege gelegt und sollte sie von da an begleiten. Bereits als Jugendliche arbeitete sie in den Ferien im Seniorenzentrum und befasste sich dann später auch im Studium mit diesem Berufsfeld.
„Ich war total happy, dass es die Einrichtung ist, die ich von früher kenne.“
Kim-Lara Smetan
In Baden-Württemberg absolvierte Smetan ein duales Betriebswirtschaftsstudium mit dem Schwerpunkt Gesundheitsmanagement. Anschließend folgte ein zweijähriges Trainee-Programm bei der Caritas. Als es die 29-Jährige dann im vergangenen Jahr der Familie wegen wieder zurück in den Westerwald verschlug, habe sie mit Freude festgestellt, dass beim Träger Azurit, bei dem sie schon den praktischen Teil ihres dualen Studiums verbracht hatte, eine Stelle als Hausleitung in Langenbach frei wurde. Und das ausgerechnet in der Einrichtung, in der sie sich bereits als Kind zu Hause fühlte.
„Ich war total happy darüber, dass es die Einrichtung ist, die ich von früher kenne“, erinnert sich Smetan. Die Freude sei nicht einseitig gewesen, denn auch die Mitarbeiter, die sie bereits aus ihrer Kindheit kannte, reagierten positiv auf das unerwartete Wiedersehen. Niemand habe sich daran gestört, dass die Frau, welche sie damals als kleines Mädchen kennenlernten, nun Hausleiterin ist. Lediglich die Frage, ob man sich fortan siezt oder duzt, habe anfangs für Verwirrung gesorgt. „Mit manchen ist es beim du geblieben, und bei anderen ist man zum Sie übergegangen, weil man beidseitig nicht damit umzugehen wusste“, so Smetan.
Die Herausforderungen einer jungen Führungskraft
Mit gerade einmal 29 Jahren eine Führungsposition zu übernehmen, habe – trotz aller Familiarität – aber natürlich auch schon zu Situationen geführt, in denen die Westerwälderin feststellen musste, dass es noch einiges zu lernen gab. Doch damit geht Smetan selbstbewusst und reflektiert um: „Wenn ich was nicht weiß, sage ich den Mitarbeitern das ganz offen und versuche, daran zu arbeiten und das zu verbessern“, erklärt sie. Dabei gehe sie auch gerne in den Austausch mit Kollegen, die langjährige Erfahrung mitbringen. „Ich scheue mich nicht davor zu fragen, denn das muss ich. Die Weisheit habe ich mit 29 auch noch nicht mit Löffeln gefressen“, weiß Smetan.
Eine weitaus größere Herausforderung seien für sie die allgemeinen Probleme des Einrichtungsstandorts gewesen. „Wir haben generell in Deutschland oder gerade hier in der Region ein großes Personalproblem“, erklärt die Hausleiterin. Auch, weil die Einrichtung in Langenbach recht abgelegen ist und keine gute Infrastruktur für Bus und Bahn bestehe. Mitarbeiter müssen laut Smetan daher teilweise weite und zeitintensive Anfahrten auf sich nehmen. Das mache es meist auch für Nachwuchskräfte unattraktiver. Doch bei diesem Thema zeichnet sich laut der 29-Jährigen mittlerweile eine positive Entwicklung ab: „Wir konnten Anfang des Jahres einiges an Personal einstellen, sodass wir jetzt auch Stück für Stück die Belegung wieder steigern können.“ Von den eigentlichen 184 Pflegeplätzen der Einrichtung sind aufgrund des Fachkräftemangels derzeit nur knapp 100 belegt.
„Es ist ein anstrengender Beruf, das ist schon die Realität.“
Kim-Lara Smetan
Für Smetan war die Altenpflege schon immer eine Art Steckenpferd. Trotz aller Schwierigkeiten, gebe der Beruf einem viel zurück, erklärt sie. Die Bewohner zeigen viel Dankbarkeit, und das mache die Arbeit auch bei aller Belastung noch lohnenswert. „Es ist ein anstrengender Beruf, das ist schon die Realität“, gibt die Einrichtungsleiterin klar zu verstehen, doch es sei eben auch ein spannender Beruf, mit viel Eigenverantwortung und auch zahlreichen schönen Momenten.
Für die 29-Jährige gehören dazu vor allem die gemeinsamen Feste mit den Bewohnern. Ob Maifest, Sommerfest oder Weihnachtsfeier: „Für die Bewohner schöne Momente zu schaffen, wo einfach mal eine gewisse Leichtigkeit herrscht, wo wir zusammen feiern und die Bewohner lachen“, das sind für Smetan die Höhepunkte. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr ein Moment aus dem vergangenen Jahr, als eine Bewohnerin auf der Sommerfeier dafür geehrt wurde, dass sie schon seit 30 Jahren in der Einrichtung zu Hause ist. „Das Strahlen in ihren Augen, als sie den großen Blumenstrauß und eine kleine Urkunde bekommen hat, das war ein schöner Moment“, erzählt sie. Und auch den Zusammenhalt im Team beschreibt die Hausleiterin als besonders positiv. Gerade in herausfordernden Situation zu sehen: „Wir ziehen alle an einem Strang und wuppen das jetzt hier gemeinsam“: Da merke sie, wie gut die Zusammenarbeit funktioniere.

Diese Kombination aus der Arbeit mit den Mitarbeitern und der Arbeit mit den Bewohnern hat es der 29-Jährigen letztlich angetan. Sie arbeitet gerne mit Menschen zusammen, genießt die Begegnungen und Gespräche mit den Senioren. Gleichzeitig hat sie Spaß daran, mit den Kollegen gemeinsam daran zu arbeiten, die Einrichtung stets zu verbessern, sich Konzepte auszudenken und das Beste aus dem Standort rauszuholen. „Ich würde mich als Eier legende Wollmilchsau bezeichnen. Ich bringe von allem etwas mit“, scherzt Smetan. Und andersherum profitiere sie eben von der Abwechslung: „Ich habe von allem etwas – von den Mitarbeitern, den Bewohnern, dem Betriebswirtschaftlichen. Das bringe ich alles in meinem Alltag unter.“
Und wenn es nach der 29-Jährigen geht, dann dürfte das auch gerne auf lange Sicht so bleiben. „Zu sehen, wie sich die Einrichtung weiterentwickelt, und daran teilzuhaben, das ist eine coole Arbeit, die viele schöne Momente mit sich bringt, deshalb kann ich mir schon vorstellen, das mein ganzes Leben lang zu machen“, sagt die junge Hausleiterin voller Überzeugung.