Eins vorneweg: Das Wetter hat wunderbar mitgespielt, auch wenn der eine oder andere seinen Augen nicht trauen konnte, als es im Unterwesterwald am Samstagmorgen zu einem kleinen Schneesturm kam. Aber in Rotenhain war an diesem Morgen überraschenderweise gar kein Schnee zu sehen.
An insgesamt neun Stationen können sich die Wanderer versorgen
„Sie kommen doch bestimmt aus Rennerod“, sagt ein Mann, der aufgrund des Schnees auf meinem Fahrzeug mir keine Frage stellt, sondern direkt eine Aussage formuliert. Mit recht ungläubigen Blicken nimmt der Passant die Aussage zur Kenntnis, dass das Fahrzeug gerade von der Westerwälder Kreisstadt nach Rotenhain manövriert worden ist.
Es ist ein besonderes Kulturgut mit wunderbaren Landschaften, das die Westerwälder hier pflegen.
Auch David Hiller aus Frankfurt ist begeistert von der besonderen Wäller Wandertour.
David Hiller und Holger Hothum aus Frankfurt-Bockenheim sind begeisterte Wanderer. Während Hothum bereits das fünfte Mal mitwandert, konnte er in diesem Jahr auch Hiller überzeugen. Und das mit Erfolg: „Es ist ein besonderes Kulturgut mit wunderbaren Landschaften, das die Westerwälder hier pflegen“, sagt Hiller. Hothum hat auch eine klare Meinung: „Das Erreichen von kulinarischen Teilzielen ist schon was Besonderes.“ An insgesamt neun Stationen können sich die Wanderer neben alkoholischen Getränken auch mit Wurstwaren – wie beispielsweise Pfefferbeißer oder Blut- und Leberwurst – versorgen.
Der gebürtige Rotenhainer Oliver Spies, der mittlerweile in Bölsberg lebt, freut sich über den Zulauf der Veranstaltung: „Den Westerwälder Wurstwanderweg kennt einfach jeder im Westerwald!“ Teilweise ist er die kulinarische Tour schon bis ins Dunkle hinein mitgewandert. Besonders gut findet Spies, wenn die Wandergruppen außerordentlich kreativ sind und beispielsweise mit einer mobilen Cocktailbar wandern. Wobei anzumerken ist, dass es mit Sicherheit Transportprobleme im Wald und auf der Wiese während der Wanderung gab. „Einfach mal machen“, gibt Spies jedem Menschen mit auf dem Weg, der trotz der niedrigen Temperaturen überlegt, mal an der Westerwälder Wurstwanderung teilzunehmen.
Einstige „Schnapsidee“ ist konsequent umgesetzt worden
Günter Kessler ist der Betriebsleiter der Caritaswerkstatt Westerwald-Rhein-Lahn in Rotenhain. Die Werkstatt ist wie immer die Station, an der die Wanderer mit Fleischwurst versorgt werden. „Kulturell ist so eine Veranstaltung sehr wertvoll“, berichtet der 56-Jährige, der in Elsoff wohnt, und ergänzt: „Es ist ein Treffpunkt für jedermann. Man trifft auf so einer Veranstaltung viele Freunde aus dem Bekanntenkreis, die man lange nicht mehr gesehen hat.“
Allein unsere Frauen stehen seit dem frühen Morgen in der Küche und schmieren insgesamt 10 000 bis 11 000 Brote.
Hubertus Limbach ist einer der Mitbegründer der Wurstwanderung.
Die traditionelle Wanderung findet immer – sofern eine Pandemie keinen Strich durch die Rechnung macht – am vorletzten Novemberwochenende statt. Angefangen habe alles auf dem Rotweinwanderweg im Ahrtal in den Nullerjahren, so Hubertus Limbach. Die einstige „Schnapsidee“ ist anschließend konsequent umgesetzt worden. Und bis heute mit Erfolg.
Die Teilnehmerzahl ist auf 2500 Wanderer gedeckelt, da die Veranstalter die Organisation sonst nicht stemmen können. „Allein unsere Frauen stehen seit dem frühen Morgen in der Küche und schmieren insgesamt 10.000 bis 11.000 Brote“, sagt Limbach. Und auch in der Küche ist die Stimmung bestens: Wir schmieren uns die Welt schön“, berichtet eine der Frauen mit einem Lachen im Gesicht. „Vielen Dank an alle Ehrenamtler, die dieses Jahr mitgeholfen haben. Denn ohne sie können wir so eine Veranstaltung gar nicht stemmen“, berichtet Limbach abschließend.