Westerwaldkreis
Westerwälder Milchbauern sind in Not
Auf dem Eichelhof stehen 210 Milchkühe in dem sechsreihigen Boxenlaufstall, im Sommer kommen die Tiere auf die Weide. Philipp Hering hofft, dass der Milchpreis nicht lange niedrig bleibt.
Röder-Moldenhauer

Westerwaldkreis. Seit den Preissenkungen für Milchprodukte blicken viele Milcherzeuger im Westerwald wieder mit Unsicherheit in die Zukunft: Ihre Produktionskosten sind spürbar gestiegen, ohne dass entsprechende Erlöse gegenüberstanden.

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Nun fürchtet der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), Team Westerwald-Taunus, einen weiteren Sturz des Milchauszahlungspreises im kommenden Jahr auf 25 bis 26 Cent/Kilogramm. Bei ersten Molkereien ist der Preis im Oktober bereits unter 30 Cent gefallen.

Scharf kritisiert der BDM-Vorsitzende Peter Konrath (Vorsitzender BDM Westerwaldkreis): „Die Politik lässt uns im Stich. Sie hat nichts getan, um den Milcherzeugergemeinschaften eine verbesserte Marktstellung zu ermöglichen.“ Zudem klafft die Kosten-Preis-Schere immer weiter auseinander. Die Milchbauern können keine Rücklagen mehr bilden, damit sieht Konrath den weiteren Fortbestand der Höfe gefährdet. Die Niedrigpreisphasen befördern weiter den „Konzentrationsprozess“ in der Milcherzeugung, sagt Markus Mille (Geschäftsführer Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau). Wenn das Preistief zu lange andauert, scheiden Betriebe unter dem Druck niedriger Preise aus der Erzeugung aus. Keine agrarpolitische Maßnahme habe bislang vermocht, dieses marktwirtschaftliche Gesetz außer Kraft zu setzen. Im April 2014 lieferten nach Angaben des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten noch 457 Milchviehbetriebe im Dienstbezirk des DLR Westerwald-Osteifel Milch an Molkereien.

Nicht nur die aktuelle Schwankung, sondern den Jahrespreis im Blick halten, dazu rät Kurt Hastrich (Stellvertretender Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Westerwald, Mitglied im Milchausschuss und zudem Vorstandsmitglied der Molkerei Hochwald-Milch). Er sagt: „Wir bewegen uns auf dem Weltmarkt, da sind Schwankungen Alltagsgeschäft, sie werden zunehmen.“ Er geht davon aus, dass der Jahrespreis nicht unter 30 Cent fallen wird und kritisiert zugleich, dass Lebensmittel nicht mehr wertgeschätzt werden. „Schizophren“ findet er, dass einerseits Tierwohllabels entwickelt werden, andererseits den Milchbauern die Mittel entzogen werden, diese umsetzen zu können. Vollererwerbsbauern bräuchten heute eine bestimmte Größe, um weiter existieren zu können. In 15 Jahren, so seine Prognose, wird es deshalb im Westerwald nur noch Betriebe mit 200 Kühen und mehr geben.

Diese Größe hat der Eichelhof der Familie Hering in Hellenhahn schon erreicht. Landwirtschaftsmeister Philipp Hering (26) sagt: „Wir fangen den niedrigen Preis mit einem hohen Arbeitseinsatz und hohe Viehzahl auf“. Der Familienbetrieb hat kräftig in einen modernen Stall und einen Außenmelker investiert. „Fällt der Preis unter 30 Cent, bleibt nicht genug übrig. Zumal der Milchpreis nicht gleich Gewinn ist, hohe Betriebskosten auflaufen“, gibt er zu Bedenken. Trotzdem sieht er keinen Grund zur Panik, „wenn der Preis nicht dauerhaft so niedrig bleibt.“ Z Heute tagt die BDM-Regionalkonferenz um 20 Uhr im Maxi-Autohof in Mogendorf (Im Reimersheck 3). Dabei geht es um Ursachen für den neuerlichen Preisverfall, wie ein wirkungsvolles Sicherheitsnetz für den Milchmarkt gestaltet werden kann und was der BDM für die nächsten Wochen und Monate plant. Alle Interessenten sind willkommen. Angela Baumeier

Das Dienstleistungszentrums Westerwald-Osteifel veranstaltet am Donnerstag, 11. Dezember, in Rennerod, Haus am Alsberg, Am Löhchen 1, eine Fachtagung zum Thema: Milchviehbetriebe wachsen, wer soll die Arbeit machen? Alfons Fübbeker, Fachberater Energie, Bauen, Technik der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, wird Lösungen aufzeigen, wie durch eine weitere Automatisierung Wege aus der Arbeitsfalle führen. Ab 13.30 Uhr folgt eine Betriebsbesichtigung des Milchviehstalls und des Außenmelkers auf dem Eichelhof Hellenhahn. Alle Landwirte sind eingeladen. Ansprechpartner: DLR Westerwald-Osteifel, Werner Baumgarten, Tel. 02602/922 819, E-Mail Werner.Baumgarten@dlr.rlp.de

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