Angefangen hat alles vor fast 40 Jahren als kleine Landarztpraxis in Ruppach-Goldhausen. Inzwischen zählt das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) von Michael Kann 14 Mitarbeiterinnen und demnächst fünf Ärztinnen und Ärzte an zwei Standorten. Der 69-jährige Hausarzt und Diabetologe hat in den vergangenen Jahren die Weichen für den Fortbestand seiner Praxis gestellt, damit er im kommenden Jahr guten Gewissens in den Ruhestand treten kann.
Ab April verstärkt mit Iman Sleiman eine weitere Fachärztin das Team in Ruppach-Goldhausen. „Wir freuen uns, die ärztliche Versorgung in unserer Region weiter zu stärken, und sind stolz, Iman Sleiman in unserem Team begrüßen zu dürfen“, sagt Kann. „Die Gewinnung einer neuen Kollegin ist ein wichtiger Schritt, um die hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu gewährleisten, zumal immer mehr Praxen ohne Nachfolger – auch in der näheren Umgebung – aus Altersgründen geschlossen werden müssen“, so der Mediziner.

Dafür gibt es auch im Westerwald viele Beispiele, darunter selbst größere Praxen mit einem festen Patientenstamm. Hausärzte, die eine Praxis alleinverantwortlich führen wollen, gibt es immer weniger. Vor allem jüngere Ärztinnen und Ärzte bevorzugen die Arbeit in einem größeren Team mit weniger Verwaltungsaufgaben und planbaren Arbeitszeiten. Sie wollen sich nicht mehrmals in der Woche stundenlang mit Abrechnungen und Schriftverkehr beschäftigen.
Kann hat das erkannt. Deshalb hat er sich schon vor Jahren entschieden, junge Ärztinnen und Ärzte einzustellen, denn der Wunsch nach kollegialer Teamarbeit ist weit verbreitet. Diese jungen Kolleginnen und Kollegen erwarten aber auch ein modernes Praxismanagement und eine technische Ausstattung auf dem neuesten Stand, erklärt der erfahrene Praxisleiter. Dafür hat er die Strukturen geschaffen.
„Die Gewinnung einer neuen Kollegin ist ein wichtiger Schritt, um die hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu gewährleisten, zumal immer mehr Praxen ohne Nachfolger – auch in der näheren Umgebung – aus Altersgründen geschlossen werden müssen.“
Michael Kann
Seit 2011 betreibt Kann eine Zweigpraxis in der Kreisstadt Montabaur, die inzwischen ins Montamedicum, das Ärztehaus neben dem Katholischen Klinikum, umgezogen ist. 2018 wandelte Kann seine seit 1986 bestehende Praxis in ein MVZ um. 2023 folgte der nächste Schritt zur Zukunftssicherung: Kann ging eine Partnerschaft mit Centric Health ein. Der aus Irland stammende Anbieter von hausärztlicher Versorgung hat in den vergangenen Jahren auch in Rheinland-Pfalz mehrere Praxen übernommen. Das Investorenmodell wird in der Politik zwar oft kritisch gesehen. Es könne aber durchaus ein entscheidender Baustein sein, um die Zukunft eines Standortes zu sichern, für den sich sonst nur schwer ein Nachfolger finden würde, erklärt Kann.
Derzeit ist 69-Jährige selbst noch Geschäftsführer und ärztlicher Leiter des MVZ. Sollte sich in Zukunft kein Arzt finden, der die Geschäftsführung übernehmen möchte, würde sich Centric Health um das Praxismanagement kümmern. „Das wäre zwar nicht ideal, weil man in der Regel einen besseren Überblick hat, wenn man selbst vor Ort ist“, räumt Kann ein. Aber es sei immer noch besser, als einen Praxisstandort zu schließen, ergänzt er. Im kommenden Jahr bräuchte es dann lediglich einen neuen ärztlichen Leiter für alle fachlichen Belange.

Neues MVZ: Landarztpraxis soll hausärztliche Versorgung sichern
Montabaur. Ein neues Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) im Ärztehaus neben dem Montabaurer Brüderkrankenhaus soll in Zukunft dabei helfen, die hausärztliche Versorgung im unteren Westerwald zu sichern.
Das Partnermodell mit Centric Health basiere auf der Überzeugung, dass die Patientenversorgung in einem starken medizinischen Netzwerk besser und attraktiver gestaltet werden kann, erläutert Kann. Einen ähnlichen Ansatz verfolge auch die LandarztPlus-Praxis mit Standorten in Montabaur und Welschneudorf, die von den Barmherzigen Brüdern Trier (BBT-Gruppe) und der Verbandsgemeinde Montabaur getragen wird.
Besonders wichtig ist der Fortbestand des MVZ von Kann für Menschen mit Diabetes, da beide Standorte als diabetologische Schwerpunktpraxen auf diese Stoffwechselerkrankung spezialisiert sind. Behandelt werden alle Formen des Diabetes Typ 1 und Typ 2, aber auch seltenere Typen, insbesondere der Schwangerschaftsdiabetes. Solche Schwerpunktpraxen sind rar, obwohl die Zahl der Menschen mit Diabetes in Deutschland stetig steigt. Umso bedeutender ist es, dass Kanns Praxis eine Zukunft hat.