Die evangelischen Kitas im Dekanat Westerwald sind weiterhin für die Kinder und Eltern da
Westerwälder Kitas: Notgruppen geraten an ihre Grenzen
Paulina (4), Malina (4), Joanna (4) und Sarah (6) spielen in der evangelischen Kindertagesstätte Westerburg an der Spielküche beim Bauwagen. Foto: Dekanat
Sabine Hammann-Gonschorek

Westerwaldkreis. Die Kinder der Wiesengruppe der evangelischen Kindertagesstätte Westerburg sind zufrieden. Der Bauwagen und das zugehörige große Spielgelände gegenüber vom Kindergarten bieten alles, was die Mädchen und Jungen zum Spielen brauchen. Und der Betreuungsschlüssel ist prima: Zwei Erzieherinnen bilden ein Team mit nur zehn Kindergartenkindern– das ist Vorschrift in Corona-Zeiten.

Aber personell und räumlich sei die Kita inzwischen an ihre Grenzen gelangt, berichtet Kita-Leiterin Nicole John. „Wir haben wieder über 50 Kinder hier. Und mehr als 60 können wir nicht betreuen, das ist fast die Hälfte der üblichen 122 Kinder.“ Um die gesetzlichen Hygienestandards zu gewährleisten, sind drei Gruppen im Haus untergebracht, eine auf dem Waldgelände der Kita und die neu gegründete Wiesengruppe beim Bauwagen.

Gestartet waren die Erzieherinnen mit vier Kindern. Da war zunächst die Verunsicherung auf allen Seiten groß, und die Regeln, welche Eltern unterstützt werden können, waren noch strenger. Inzwischen sei wieder eine gewisse Routine eingekehrt, auch wenn es immer noch gelte, neue Informationen mithilfe von wöchentlichen Videokonferenzen mit allen Mitarbeiterinnen zu teilen, berichtet John. Der organisatorische Aufwand ist hoch. Beim Abholen und Bringen der Kinder müssen Eltern und Erzieherinnen sich an einer Art Schleuse begegnen und Masken tragen.

In der direkten Betreuung der Kinder gibt es keine Maskenpflicht. Um Kontakt zwischen den Gruppen zu vermeiden, nehmen die Kinder ihre Mahlzeiten direkt in der Gruppe zu sich. „Würde eine Person erkranken, müssten so nur die anderen Gruppenmitglieder in Quarantäne und nicht die ganze Kita“, erläutert Nicole John. Auch die Erzieherinnen, die zu einer Risikogruppe gehören und zu Hause bleiben müssen, sind weiter in die Abläufe eingebunden. Sie kümmern sich im Homeoffice um die Qualitätsentwicklung, die Arbeit an Schutz- und Partizipationskonzepten, Portfolios und andere Kita-Projekte. Pfarrer Eckehard Brandt von der evangelischen Kirchengemeinde als Trägerin der Kindertagesstätte ist voll des Lobes über die umsichtige Führung der Kita unter diesen schwierigen Bedingungen: „Kita-Leitung und -Team haben von Anfang an vollen Einsatz gezeigt. Ich bin begeistert von der klasse Arbeit, die hier geleistet wird“, sagt er. Die steigenden Bedarfe der Eltern für die Notgruppen machen jedoch auch Brandt Sorgen.

Auch die anderen evangelischen Kindertagesstätten im Dekanat Westerwald machen ähnliche Erfahrungen mit steigenden Kinderzahlen. Julia Altgeld, stellvertretende Leiterin der Kita Glückskind in Freirachdorf, konnte von Beginn an eine Notgruppe anbieten. „Aktuell besucht ein gutes Drittel der Kinder tageweise die Einrichtung, sodass wir bislang eine Notgruppe mit etwa acht Kindern täglich betreuen. Normalerweise haben wir 28 Kinder.“ Regina Blankenhagen, Leiterin der Kita Kinder Garten Eden in Gemünden, bietet seit dem 20. April eine Notbetreuung an. „Zunächst haben wir nur ein Kind betreut, die Zahlen steigen aber mit jeder Woche. Jetzt haben wir schon zwei Notgruppen. Die Kinder können während der ganzen Öffnungszeit und an allen Tagen kommen.“ Auch Vera Tinney von der evangelischen Kita Mogendorf verzeichnet eine steigende Tendenz. Man müsse eine dritte Gruppe und vielleicht bald auch eine vierte Gruppe einrichten, sagt sie.

Kathrin Wingender, Leiterin der Kita Regenbogen in Emmerichenhain, berichtet, dass ihre Mitarbeiterinnen nun fast alle wieder vor Ort sein müssen, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Sie bedauert, dass sich keine schöne Abschiedszeit oder gemeinsame Aktionen für die Vorschulkinder realisieren lassen. Für die Familien, die weiterhin keinen regulären Kita-Besuch nutzen können, gibt es nach wie vor Alternativangebote, um ihnen diese Phase zu erleichtern.

„Wir verschicken jede Woche eine Familienpost. In dieser befinden sich ein Elternbrief, ein Kinderbrief und verschiedene Beschäftigungsangebote aus den unterschiedlichsten Bereichen wie zum Beispiel Rezepte, Spiele oder Entspannungsangebote. Dazu bieten wir vor dem Kindergarten einen Bastel-Drive-in an, den die Familien sehr rege nutzen. Zusätzlich hängt im Eingangsbereich eine Ideensammlung für Beschäftigungen aus.“

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