Obwohl der rechtschaffende Geschäftsmann Gottlieb Biedermann seine abwehrende Haltung gegenüber Hausierern, die sich allgegenwärtig in den Häusern der Stadt einnisten und zu einem späteren Zeitpunkt als Brandstifter zu erkennen geben, schon anfänglich klar macht, bietet er dem vor seiner Tür auftauchenden Hausierer Sepp Schmitz mit den Worten „Ich bin kein Unmensch“ sowohl einen Schlafplatz als auch Verpflegung an. Die Männer diskutieren über die heimtückische Natur von Brandstiftern und scheinen sich einig darüber, dass man sie aufhängen sollte.
Biedermann erkennt falsches Spiel nicht
Bereits hier wird deutlich, dass der Hausierer versucht, Biedermann zu schmeicheln. Er hebt die Tat des Geschäftsmannes, ihm zu helfen, hervor, indem er zu ihm sagt: „Dass es das heutzutage noch gibt: Menschlichkeit.“ Auch die Ehefrau von Biedermann, die den Hausierer am nächsten Morgen auf dem Dachboden entdeckt, zeigt nach anfänglichen Zweifeln Mitleid mit ihm.
Doch obwohl die Ereignisse immer merkwürdiger werden, scheint Biedermann nicht auf die Idee zu kommen, sich einen Brandstifter ins Haus geholt zu haben. Selbst die Umstände, dass Schmitz einen Freund, Wilhelm Eisenring, ein weiterer angeblicher Hausierer, ins Haus holt und Biedermann die beiden dabei erwischt, wie sie Fässer mit Benzin auf seinem Dachboden lagern sowie die Länge einer Zündschnur abmessen, lassen den Geschäftsmann nichts Schlimmes vermuten.
Chor unterstreicht unheilvolle Atmosphäre
Ein Chor aus Stimmen, der das Geschehen immer wieder zwischendurch kommentiert und die Intention der beiden Hausierer, im Haus von Biedermann ein Feuer zu legen, deutlich macht, trägt zu der bedrückenden, von Unwissenheit geplagten Stimmung des Stückes bei. Spätestens als sich Biedermann mit der Frage: „Seit wann wussten Sie, dass es Brandstifter sind?“ direkt an das Publikum wendet, scheint den Besuchern des Stücks die tatsächliche Tragweite der menschlichen, biedermännischen Bequemlichkeit und Trägheit im Denken und Handeln bewusst zu werden. Sie hängen den Schauspielern gebannt an den Lippen und verfolgen besonders das Handeln Biedermanns gespannt.
Beim gemeinsamen Abendessen der Biedermanns und der zwei Hausierer spitzt sich die Lage zu. In der Ferne ertönt eine Sirene, gefolgt vom „TatüTata“ der Feuerwehr. Während Die Ehefrau von Biedermann schockiert „Brandstifter“ ruft, wiegt sich der Hausherr noch immer in Sicherheit und kommentiert nur „Zum Glück nicht bei uns.“ Obwohl sich Schmitz und Eisenring sogleich als Brandstifter zu erkennen geben, will Biedermann dies noch immer nicht wahrhaben und versucht weiter, um die Gunst seiner angeblichen Freunde zu buhlen.
Erst die Hölle bringt Erkenntnis
Erst als sie, ausgestattet mit Streichhölzern von Biedermann, verschwinden und eine laute Explosion das Haus des Geschäftsmannes zerstört, wird auch ihm letztlich klar, dass er es mit Brandstiftern zu tun hatte. Diese Einsicht kommt jedoch zu spät: Der gutgläubige Geschäftsmann und seine Frau sterben und landen in der Hölle.
Nun scheint Biedermann schließlich zu verstehen, was ihn dorthin gebracht hat: „Ich bin zu gutherzig gewesen. Das ist mein einziger Fehler gewesen“, gibt er jämmerlich von sich. Dabei lassen das knisternde Höllenfeuer, ein schreiender Säugling, die wiederkehrenden Rufe eines Papageis und der Auftritt eines verwirrten, aber auch furchteinflößenden Doktors, die Situation in der Hölle ziemlich grotesk erscheinen. Als dann auch noch der Brandstifter Wilhelm Eisenring, zuerst verkleidet als Geistlicher und dann als Teufel, in Erscheinung tritt, scheint die unerwartete Wendung der Dinge vollkommen.
Eine Diskussion zwischen Biedermann und dem Teufel endet schließlich damit, dass der Teufel in seiner menschlichen Gestalt, als Wilhelm Eisenring, zusammen mit seinem Komplizen Schmitz, auf die Erde zurückkehrt und das Publikum mit den Worten: „Die Hölle ist aufgelöst. Wir wollen keine Biedermänner mehr hier“, zum Nachdenken anregt. Ein langanhaltender Applaus belohnt die Darbietung des Provinztheaters.
Noch drei weitere Auftritte
Weitere Vorstellungen des Stücks sind am Sonntag, 17. September, um 17 Uhr im Hotel Rückert in Nistertal sowie am Samstag, 4. November, um 19 Uhr und am Sonntag, 5. November, um 17 Uhr, in der Krambergsmühle in Winkelbach.