Im kulturellen Schaffen unserer Region genießen die Gackenbacher Orgelkonzerte schon seit Jahren einen enormen Stellenwert. Sie sind sozusagen Juwelen höchst anspruchsvoller Unterhaltung, bei denen sich bedeutende Interpreten die Klinke der Kirchentür von St. Bartholomäus in die Hand geben. Das kommt nicht von ungefähr, das symphonische Orgelensemble in dem Gotteshaus mit einer relativ jungen Göckel-Orgel auf der Empore und einer Nelson-Orgel aus dem Jahr 1904 zieht weltberühmte Organisten magisch an.
Den Auftakt in die Konzertsequenz 2025 machte Fraser Gartshore – man kann ihn durchaus als „ein Juwel unter den Organisten“ bezeichnen. Nicht zuletzt deshalb, weil der aus Schottland stammende und jetzt im Westerwald (Vielbach) lebende exzellente Musiker nicht nur durch sein Orgelspiel Maßstäbe setzt. Es ist die Art und Weise, wie er sich in Szene setzt. Der leidenschaftliche Organist, Jazzpianist und Komponist mit millionenfachem Zuspruch im Internet agiert als Organist, Moderator und Entertainer in einem.

Dieter Wick vom Veranstalter versprach den Zuhörern im gut besuchten Gotteshaus ein faszinierendes Musikerlebnis und spannende Eindrücke. Fraser Gartshore hat dieses Versprechen in bemerkenswerter Weise eingelöst. Mit einem Repertoire, das so gar nichts mit bedeutenden Werken aus der Feder berühmter Komponisten wie Bach, Buxtehude, Mozart, Mendelssohn Bartholdy, Franck oder Saint-Saëns zu tun hatte. Die Pfeifen und Register des Gackenbacher Orgelensembles tanzten sozusagen im Bolero-, Ragtime- und Jazzrhythmus mit Stücken von Louis Lefébure-Wély („Bolero de Concert“), Scott Joplin („Bethena“ und „The Entertainer“), George Gershwin („Summertime“ und „I Got Rhythm“) und Fats Waller („Willowtree“). Rhythmen, die durchaus auch in ehrwürdigen Gotteshäusern ihren Charme versprühen dürfen.
Weltliche und geistliche Musik
Wer könnte diesen Charme unterhaltsamer Orgelmusik besser interpretieren, als Fraser Gartshore, für manche ein exzentrischer Tausendsassa an den Manualen und Pedalen bedeutender Orgeln. Er punktet bei seinen Zuhörern nicht nur wegen seiner außergewöhnlichen Interpretationen, sondern auch durch seine eloquente Moderation mitten im Publikum, gewürzt mit einem schelmischen Zungenschlag. Neben Jazz, Ragtime und herrlichen Improvisationen – von „Glory Glory Halleluja“ bis „Harlem“ – hatte er auch geistliches Liedgut, wie „Ave Maria“ von Sigfrid Karg-Elert im Repertoire. Hier kam die Tuba, ein Zungenregister im Gackenbacher Orgelensemble, das mit Hochdruckwind zum Klingen gebracht wird, zum Einsatz. „Eines der schönsten Register der Welt“, schwärmte der Organist.
Einen Boogie Woogie auf einer Orgel zum Klingen zu bringen, halten viele für unmöglich. Nicht so Gartshore, der sich genau mit diesem Rhythmus an der Königin der Instrumente als ein „König an der Orgel“ präsentierte. Das Publikum honorierte die Leistung mit begeistertem Applaus. Unterhaltsamer hätten die Gackenbacher Orgelkonzerte nicht starten können.