Selbst Sonderspenden in den vergangenen Monaten und die Übernahme einiger Patenschaften privat durch Lehrer konnten nicht verhindern, dass die Anzahl der Patenkinder von 24 auf 20 reduziert werden musste. Steffen Wolf appelliert daher dringend an alle, dass sie diese Kinder, denen es viel schlechter geht als uns und deren positive Lebensperspektive plötzlich auf der Kippe steht, finanziell fördern. Jeder eingegangene Euro sei wertvoll. Sobald es erlaubt und möglich ist, möchten die Mitglieder der Patenschaftsinitiative zudem wieder selbst Verkaufsaktionen, zum Beispiel in den Pausen, durchführen, um so Geld zu sammeln. Davon kann dann Kindern in ärmeren Ländern wie Uganda, Äthiopien und Südafrika, aber auch Indien, Brasilien oder Pakistan ein Schulbesuch und damit die Chance auf eine berufliche Ausbildung ermöglicht werden. In den Schulen, für die zum Teil Schulgeld verlangt wird, erhalten die Patenkinder zudem gesunde Ernährung. „Ohne unsere Spenden und ohne Schulbesuch werden diese Kinder im schlimmsten Fall auf eine gefährliche und entwürdigenden Arbeit auf Müllhalden oder in die Prostitution zurückgeworfen“, berichtet Steffen Wolf.
Das Patenschaftsprojekt in Marienstatt entstand 1979. Die damalige Schülervertretung entschloss sich, über die Kindernothilfe zunächst Patenschaften für drei Kinder zu übernehmen. Seitdem haben die Westerwälder vielen Gleichaltrigen in Entwicklungsländern den Weg in eine bessere Zukunft ebnen können. Für den herausragenden Einsatz zeichnete die Kindernothilfe aus Duisburg die Schulgemeinschaft zuletzt im Rahmen des Schulfestes 2015 aus. Jürgen Borchardt, Vorstand der Kindernothilfe für Finanzen und Verwaltung, überreichte der Schule damals offiziell die Plakette „Partner der Kindernothilfe“.
Die Lehrerinnen Hannelore Thomas und Ulrike Becher-Sauerbrey, die das Projekt in Marienstatt lange Jahre betreut und vorangebracht haben, machen deutlich, dass man gemeinsam als Schule viel auf diesem Gebiet bewirken kann. Neben Bildung und regelmäßigen Mahlzeiten umfasse das Programm auch medizinische Versorgung. Durch ständigen Briefkontakt werden die Westerwälder über den Werdegang ihrer Patenkinder informiert. „So können wir verfolgen, wem unsere Hilfe zugutekommt“, so Thomas, Becher-Sauerbrey und Wolf. Gerade aktuell kommen sehr emotionale, bewegte, teils traurige Briefe in Marienstatt an. Da auch in den Ländern der Patenkinder die Schulen wegen Corona vielfach geschlossen waren, rückten plötzlich ganz andere Bedürfnisse in den Fokus. „So hat beispielsweise ein Mädchen gefragt, ob es von dem Geld auch Essen für sich und seine Familie kaufen darf“, berichtet Steffen Wolf. An anderer Stelle wurden statt Schulmaterialien Wasseraufbereiter für eine größere Anzahl von Kindern angeschafft. Digitales Lernen während der Lockdowns sei in diesen Ländern nur sehr begrenzt möglich gewesen. Vielfach habe es nicht am fehlenden Internet, sondern an fehlenden Endgeräten in den armen Familien gelegen. Viele Eltern der Patenkinder hätten durch Corona noch weniger als sonst verdient oder ihre Arbeit gleich komplett verloren. „Viele haben aktuell überhaupt keine Perspektive“, sagt Wolf.
Deshalb erinnert er in dem Zusammenhang an das afrikanische Sprichwort: „Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.“ Wir in Deutschland seien privilegiert und dürften die Ärmsten nicht vergessen. So hofft er auf viele Spenden, damit das Patenschaftsprojekt auch künftig möglichst vielen Kindern in Entwicklungsländern zugutekommen kann.
Weitere Informationen zu den Patenschaften gibt es per E-Mail an steffen.wolf@gymnasium-marienstatt.de oder auf der Schulhomepage unter www.gymnasium- marienstatt.de/engagiert.