Das war schon stimmungsvoll, wie der Knabenchor zu Beginn singend von der Eingangstür des Gotteshauses zum Altarraum einzog. Mucksmäuschenstill wurde es dabei in der Kirche – Zeit für die aus dem hektischen Alltag entflohenen Zuhörer, sich innerlich auf das einzustimmen, was die talentierten jungen Sänger für sie vorbereitet hatten. Zeit auch, sich auf das kommende Weihnachtsfest einzustellen, das schon mal seinen festlichen Glanz an den großen Weihnachtsbäumen links und rechts des Altars verbreitete.
„Machen wir uns auf den Weg“
Mit der sechsstimmigen Motette „Machet die Tore weit“ (Andreas Hammerschmidt) wurde diese Intention hörbar. Das strahlende Hosianna zauberte dabei so manchem Zuhörer ein Lächeln ins Gesicht. Zuvor hatte der neue Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer der Liebfrauenkirche, Bernhard Kaesberger, im Namen des veranstaltenden Vereins alle Besucher begrüßt: „Wir wollen die Möglichkeit zu einer Zeit der Stille und der Besinnung anbieten“, erklärte er und zitierte Worte eines Pallottinerpaters: „Machen wir uns auf den Weg, unser persönliches Bethlehem zu erreichen.“
Dirigent Andreas Bollendorf, der mit lebhaften Gesten den Chor sicher zu ausdrucksvollen Interpretationen der Stücke führte, fungierte zugleich als Moderator. Dabei kündigte er nicht nur die Titel an, sondern gab auch kurze Erklärungen zu den Komponisten. Nicht zu vergessen seine Referenz an die Liebfrauenkirche, in der es sich so wunderbar singen ließe.
Und das nutzten die Domsingknaben und stimmten Advents- und Weihnachtslieder an: von altehrwürdigen Komponisten wie Antonio Vivaldi (Et in terra pax) bis hin zu modernen Weisen, beispielsweise des Skandinaviers Trond Kverno (Ave maris stella).
Ebenso spannte das Konzert den Bogen von deutschen Adventsklassikern (Maria durch ein Dornwald ging; Es kommt ein Schiff geladen) hinaus in die Welt, etwa mit „Canite tuba in Sion“ von Francisco Guerrero – einem der bedeutenden spanischen Komponisten geistlicher Musik der Renaissance. Natürlich wurde bei dieser Weltreise auch in England Station gemacht, wobei die Freude auf das Fest so richtig fröhlich erklang. Für Gänsehaut sorgte hingegen der Vortrag eines ukrainischen Weihnachtsliedes: „Shchedryck“ von Mykola Leontovych, das unmittelbar nach Vivaldis Bitte um „Friede auf Erde“ erklang.
Ehre für den Ehrenvorsitzenden
Bevor sich die Domsingknaben verabschiedeten, dankte Andreas Bollendorf dem Ehrenvorsitzenden des Fördervereins, Gerhard Krempel, für dessen segensreiches Bemühen um die Liebfrauenkirche. Dabei beließ er es nicht bei Worten, sondern kündigte an, dass der Chor sein letztes Stück – „I saw the three ships“ von Clifford Harker – ihm zu Ehren anstimmen werde.
Natürlich musste da eine Zugabe folgen, die der Chor auch gern gewährte. Zuvor aber dankte der zweite Vereinsvorsitzende Hans Helmut Strüder allen Akteuren für ihren fantastischen Auftritt. Alle zusammen stimmten zum Schluss „Stille Nacht“ an, bevor sie – gestärkt von schöner Musik und durch den Segen, den Pfarrer Ralf Hufsky erbat, in die Nacht hinausgingen. Ihren Dank durften die Zuhörer am Kirchenausgang in einen Obolus verwandeln.