Junger Mann finanzierte durch Betrugsmasche seineSpielsucht - Auch drei Komplizen landen vor Gericht
Wegen Spielsucht: Verschuldeter Westerwälder verkaufte ergaunerte Handys
dpa

Montabaur. Mit einer dreisten Betrugsmasche hat ein 25-jähriger Westerwälder mehrere Handy-Anbieter geprellt, um seine Spielsucht zu finanzieren. Nun musste sich der junge Mann vor dem Montabaurer Jugendschöffengericht um Richter Dr. Orlik Frank verantworten. Auch drei Komplizen, die zwischen 22 und 26 Jahre alt sind, waren angeklagt.

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Der Hauptverantwortliche hat bereits seit mehreren Jahren Schulden aufgrund seiner Spielsucht. Die Gesamtverbindlichkeiten belaufen sich auf rund 50.000 Euro. Regelmäßig ging er ins Wettbüro, um Wetten zu platzieren, oder besuchte Spielkasinos, um an Automaten zu zocken – so auch im März 2018, als das Geld wieder einmal knapp war und seine Familie ihm seine Sucht nicht mehr finanzieren wollte. In Shisha-Bars und Wettbüros sprach er daraufhin gezielt drei junge Männer an, die ihm mehr oder weniger bekannt waren. Diese sollten für ihn Handy-Verträge abschließen. Aufgrund seines negativen Schufa-Eintrages kann der 25-Jährige selbst das schon seit Jahren nicht mehr tun.

Insgesamt acht Mal, wobei die Dunkelziffer auch höher sein kann, gingen die drei jungen Männer anschließend unabhängig voneinander in verschiedene Mobilfunkläden, um dort Verträge abzuschließen. Zum Abbuchen der fälligen Zahlungen gaben sie stets das Bankkonto des 25-Jährigen an, der allerdings nie beabsichtigte, die Rechnungen wirklich zu bezahlen. Das wiederum wussten offenbar noch nicht einmal seine Komplizen. Nach der Vertragsunterzeichnung überreichten die drei Mitangeklagten dem hoch verschuldeten Mann die Handys und erhielten als Belohnung ein niedriges Handgeld. Der 25-Jährige verkaufte die Smartphones anschließend weiter, um wieder genügend Geld für seine Spielsucht zu haben. So entstand ein Gesamtschaden in Höhe von circa 6500 Euro.

Vor Gericht zeigte sich der 25-Jährige geständig und übernahm die Verantwortung für die sechs Betrugsvorwürfe. Auf die Frage von Richter Orlik Frank, warum er diese Masche organisiert hatte, antwortete er: „Ich war jung und brauchte das Geld.“ Seine Eltern haben ihn mittlerweile rausgeschmissen, und auch sein Bruder, bei dem er ohne Ausbildung arbeitet, finanziert seine Spielsucht nicht mehr. Zuvor hatten immer wieder Menschen an der Haustür der Eltern geklingelt und Geld verlangt, weil der 25-Jährige sie betrogen habe, was auch Richter Frank deutlich missfiel: „Es ist schon schlimm genug, ihre Freunde zu betrügen, aber sie haben sogar ihrer ganzen Familie geschadet“, sagte er.

Für Erheiterung im Gerichtssaal sorgte derweil die Aussage eines Mitangeklagten, der behauptete, er gehe grundsätzlich nicht zum Spielen ins Kasino. Darauf erwiderte Richter Frank trocken: „Genau! Das ist in etwa so, als wenn Sie mir erzählen würden, dass Sie in ein Bordell nur zum Zuschauen gehen.“

Letztlich wurde das Verfahren gegen zwei Angeklagte gegen Zahlung einer Geldsumme von 500 Euro eingestellt. Der Haupttäter wurde wegen Betrugs in sechs Fällen zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten verurteilt. Er muss zudem 200 Sozialstunden absolvieren. Der vierte Mann, der an zwei Betrugsfällen beteiligt war, kommt mit einer Verwarnung und 150 Arbeitsstunden davon.

Von unserem Mitarbeiter
Marvin Conradi

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