„Die Kirche soll an die Ortsgemeinde veräußert werden“, teilt Michael Zimmermann, Verwaltungsleiter der Großpfarrei St. Laurentius, auf unsere Anfrage hin mit. Er spricht von einem guten Miteinander mit der Kommune. Natürlich müsse an dem Gebäude einiges gemacht werden, aber der Allgemeinzustand sei gut. Allerdings sei der Öltank der Heizung derzeit außer Betrieb.
Dass die Kirche veräußert werden soll, habe den Grund, dass das Gotteshaus, in welchem etwa 400 Gottesdienstteilnehmer Platz hätten, für den Standort viel zu groß sei. Wie überall, habe auch in unserer Region der Kirchbesuch stark nachgelassen. Zimmermann erinnert daran, dass vor dem Bau dieser Kirche die Wallmeroder Katholiken ganz selbstverständlich zur Kirche in Berod gegangen seien.
Durch ein Dekret wird zunächst die Weihe des Gotteshauses aufgehoben
Die Profanierung werde Generalvikar Domkapitular Georg Franz im Auftrag des Bischofs durchführen, informiert Pfarrer Wolfgang Rösch (Domkapitular im Bistum Limburg). Dabei werde durch ein Dekret die Weihe des Gotteshauses aufgehoben. Christliche Gegenstände aus dem Kirchenraum, die Zeichen des Glaubens und des Kirchenortes sind und deshalb den Katholiken viel bedeuten, sollen sodann in neue Hände übergeben werden, damit sie auch weiterhin den Glauben und die christliche Gemeinschaft symbolisieren können. Zum Schluss wird dann die Altarreliquie entnommen und von Pfarrer Rösch an Domkapitular Franz übergeben.
Rösch spricht von der Profanierung als von einem traurigen Moment. Dabei gebühre den Menschen Dank, welche die Kirche errichtet hätten. Diese Generation habe das gebraucht für das Leben ihres Glaubens, der jetzt andere Dimensionen habe. Die Großpfarrei zähle momentan rund 11.500 bis 12.000 Gläubige
Das ist Teil unseres Dorfes, dort waren traurige und freudige Anlässe
Ortsbügermeister Ulf Ludwig
Seitens der Ortsgemeinde kann Ortsbürgermeister Ulf Ludwig vermelden: „Wir sind kurz vor dem Abschluss des Kaufvertrags, die Rahmenbedingungen sind geklärt.“ Die Frage nach dem Kaufpreis lässt er unbeantwortet, sagt aber: „Das ist ein Angebot, das wir nicht ablehnen können.“ Ziel der Gemeinde sei es, den 1963 errichteten modernen Betonbau, der mit Natursteinen verkleidet ist, zu erhalten. Denn da würden viele Emotionen dranhängen.
„Viele Leute haben für den Kirchenbau gespendet, ihn mit erbaut“, verdeutlicht der Ortschef. Er setzt sich dafür ein, dass auch nach der Profanierung die Glocken morgens, mittags und abends geläutet werden – und auch bei Sterbefällen. Es sei an der Zeit, über den Tellerrand hinauszuschauen, meint er auf die Nachfrage, ob das dann auch im Sterbefall von Nichtkatholiken denkbar sei.
Möglicherweise findet die Kita in dem Gebäude ihren Platz
Natürlich habe sich die Ortsgemeinde bereits Gedanken über eine künftige Nutzung des Kirchengebäudes gemacht, das einen identitätsstiftenden Wert für Wallmerod habe. Ludwig begründet: „Das ist Teil unseres Dorfes, dort waren traurige und freudige Anlässe, die Kirche Maria Königin war ein Ort der Begegnung.“ Denkbar sei, dass dort künftig der Kindergarten untergebracht werden könnte. Dieser sei bislang fünfgruppig, wobei eine Gruppe ins Pfarrheim ausweichen musste. Auch dieses Gebäude wolle die Ortsgemeinde erwerben.
Bei der Kita bestehe akuter Handlungsbedarf, führt Ludwig weiter aus und spricht von einem Investitionsstau. In der Kirche könnten sogar sechs Gruppen Platz haben. Eine andere Idee sei, das Gebäude künftig als Gemeindehaus zu nutzen. Darüber werde der Gemeinderat entscheiden.
Wo die Marienstatue künftig steht und die Orgel erklingt
Zu den christlichen Gegenständen, die während des Gottesdienstes weitergegeben werden, gehört beispielsweise die Marienstatue. Sie wird künftig ihren Platz in der Kita haben. Die Messbücher werden ihre Verwendung in der Schlosskapelle Molsberg haben.
Auch für die Kirchenorgel gibt es einen neuen Platz: Sie soll in der Friedhofskapelle bei den Verabschiedungen von Menschen aus Wallmerod erklingen. Das sind drei Beispiele dafür, wie die symbolträchtigen Dinge weiterleben sollen. Was zudem mit dem Lebensbaum, der Kreuzigungsgruppe über dem Altar oder auch den Bildern neben dem Eingang zur Sakristei und ebenso, was mit den Kreuzwegsymbolen geschehen wird, ist in dem Gottesdienst zu erfahren. bau