Wahlkreis Montabaur
Wahlsieger Orthey löst das Ticket nach Berlin
Eingerahmt von den beiden CDU-Kreisvorsitzenden Matthias Lammert (Rhein-Lahn) und Jenny Groß (Westerwald), nimmt Wahlsieger Harald Orthey (Bildmitte) die Glückwünsche entgegen.
Markus Eschenauer

Auch im Wahlkreis Montabaur ist die CDU aus der Bundestagswahl als stärkste Kraft hervorgegangen. Doch was heißt das für die künftige Zusammensetzung des Bundestags? Dazu glühten auch Stunden nach Schließung der Wahllokale noch die Taschenrechner.

Der Westerwald ist politisch gesehen wieder ein „Schwarzwald“. Das ist eine Erkenntnis der Bundestagswahl im Wahlkreis 203 (Montabaur), der den Westerwaldkreis und Teile des Rhein-Lahn-Kreises umfasst. Denn konnte die SPD vor vier Jahren noch die meisten Zweitstimmen auf sich verbuchen und Tanja Machalet durchaus überraschend dem CDU-Abgeordneten Andreas Nick das Direktmandat abjagen, stellte der Wähler die Weichen diesmal (wieder) anders: Nicht nur bei den Zweitstimmen hatten die Christdemokraten die Nase vorn, die SPD rutschte sogar hinter die AfD an die dritte Stelle zurück. Die meisten Erststimmen konnte der CDU-Bewerber Harald Orthey aus Hattert auf sich vereinen. Doch es dauerte eine Zeit lang, bis er sich sicher sein konnte, das Berlin-Ticket auch für ein verkleinertes Parlament gelöst zu haben. Dagegen brauchte die unterlegene SPD-Bewerberin Tanja Machalet aus Meudt als Spitzenkandidatin der SPD-Landesliste nicht darüber nachzudenken, ob sie ihre Koffer in Berlin packen muss.

Doch wie haben die Wähler im Westerwaldkreis sowie in den Verbandsgemeinden Nastätten, Diez, Aar-Einrich und der Alt-VG Nassau (alle Rhein-Lahn-Kreis) abgestimmt? Nach Auszählung aller 429 Wahlbezirke kommt die CDU auf 32,5 Prozent und verbessert ihr 2021er-Ergebnis um 6,0 Punkte. Mit einem Zuwachs von 12,0 Punkten wird die AfD zwischen Willingen und Welterod mit 21,0 Prozent zweitstärkste Kraft. Eindeutiger Verlierer des Urnengangs sind die Sozialdemokraten mit 18,1 Prozent. Vor vier Jahren konnte die SPD noch 30,3 Prozent einfahren. Die Grünen verlieren 1,8 Punkte und landen bei 8,5 Prozent, die Linken (+3,1) können ihr Ergebnis mehr als verdoppeln und kommen auf 6,0 Prozent. Deutlich in den Keller geht es dagegen für die FDP. Die Liberalen rutschen ab von 11,7 auf 4,6 Prozent. Aus dem Stand erreicht das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) im Wahlkreis Montabaur 4,2 Prozent. Mit den Freien Wählern (2,2 Prozent) und der Tierschutzpartei (1,4 Prozent) überspringen nur noch zwei weitere Gruppierungen die Ein-Prozent-Hürde im Wahlkreis.

Machalet verliert 8,0 Prozentpunkte

Bei den Erststimmen, die über den Direktkandidaten im Wahlkreis entscheiden, hat sich der CDU-Kreisgeschäftsführer Harald Orthey mit 35,7 Prozent der Stimmen klar durchgesetzt. Am späten Sonntagabend liegt er mit diesem Ergebnis etwa im Mittelfeld aller CDU-Bewerber, die ihren Wahlkreis gewonnen haben, kann schließlich aufatmen und sich auf Berlin einstellen. Orthey konnte das Ergebnis von Andreas Nick aus dem Jahr 2021 um 5,7 Punkte steigern. Satte Verluste in Höhe von 8,0 Punkten muss die SPD-Direktkandidatin Tanja Machalet verkraften. Die Bundestagsabgeordnete fällt von 31,4 auf 23,4 Prozent.

„Ich fühle mich geehrt, dass so viele Menschen im Wahlkreis mir die Chance geben, mich für die Region in Berlin einzusetzen“, sagt Orthey in einer ersten Stellungnahme. „Enttäuschend und sehr sehr bitter“ nennt Machalet den Wahlausgang für die SPD. „Ich habe auf mehr gehofft und alles gegeben“, reflektiert sie auch ihre persönlichen Stimmeinbußen.

AfD-Hochburgen in VG Bad Marienberg und Rennerod

AfD-Bewerberin Clara Alexander aus Nister holt auf dem dritten Rang 20,3 Prozent der Erststimmen, kann damit auf Listenplatz 11 aber keines der sieben rheinland-pfälzischen AfD-Mandate erringen. Yannik Maaß (Bündnis 90/Die Grünen) schafft 6,3 Prozent, Alina Sandrine Ehard holt für die Linken 5,1 Prozent. Mit 3,4 Prozent landen Heiko Murrmann (Freie Wähler), mit 3,2 Prozent Pierre Fuchs (FDP) und mit 2,4 Prozent Michaela Rutte (Tierschutzpartei) mit einigem Abstand dahinter.

Blicken wir noch auf die Hochburgen der Parteien in den einzelnen Verbandsgemeinden: Die CDU holt ihr bestes Ergebnis mit 39,4 Prozent in der Verbandsgemeinde Wallmerod. Die SPD erzielt mit 21,3 Prozent in der Verbandsgemeinde Hachenburg das beste überdurchschnittliche Resultat für die Genossen. Bei der AfD sind es mit Bad Marienberg und Rennerod gleich zwei Verbandsgemeinden, in denen sie ihr Top-Ergebnis einfahren können. Hier wie da erreicht die Partei 25,9 Prozent der Zweitstimmen.

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