Chefs der großen Kreditinstitute loben Westerwälder Unternehmen für ihren Umgang mit Krise und fordern positive Erwartungshaltung
Wäller Banken: Es bleiben weiterhin schwierige Zeiten für Firmen
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„Die schwierigste Zeit liegt noch vor uns“, das ist die übereinstimmende Einschätzung der Vorstandschefs von Sparkasse Westerwald-Sieg und Westerwaldbank, Andreas Reinigen und Wilhelm Höser, mit Blick auf die aktuelle Lage der Westerwälder Wirtschaft.

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In der Reihe „Impulse digital“ der Westerwälder CDU-Kreistagsfraktion hatten sich die Kommunalpolitiker per Videokonferenz mit Reingen und Höser getroffen und die Situation der heimischen Unternehmen in der und nach der Corona-Krise. Mit dem selbst aus dem Westerwaldkreis stammenden Naspa-Vorstandschef Günter Högner hat die WZ gesprochen.

Die Chefs der drei großen heimischen Kreditinstitute gaben einen Einblick in die Bankengeschäfte der vergangenen Wochen, die Sorgen und Nöte der heimischen Unternehmen, aber auch zu den Herausforderungen an die Mitarbeiterschaft der beiden Institute.

Sowohl bei Privat- als auch bei Firmenkrediten konnte in vielen Fällen geholfen werden. Voraussetzung bei der staatlichen Förderung für die Unternehmen seien jedoch immer eine solide Bilanz der Vorjahre und eine zukunftsfähige Perspektive bei der Geschäftsentwicklung für die nächsten Jahre gewesen.

Kredite sind immer Belastungen für die Zukunft und müssen später aus den Erträgen auch finanzierbar sein, machten Höser und Reingen deutlich. In einigen Fällen seien leider keine nachhaltigen positiven wirtschaftlichen Entwicklungen erkennbar gewesen, die dann eine Kreditvergabe verhinderten.

„Wie wir durch diese Krise kommen, wissen wir frühestens 2021, viele Betriebe müssen sich noch auf eine längere Durststrecke einstellen“

Vorstandschefs von Sparkasse Westerwald-Sieg und Westerwaldbank, Andreas Reinigen und Wilhelm Höser

„Die Westerwälder Unternehmen sind mit dieser Krise aus unserer Sicht sehr positiv umgegangen“, betont Högner. „Viele Mittelständler sind gut aufgestellt. Liefer- und Absatzketten funktionieren überwiegend und sind auch oft regional geprägt.

Die international tätigen Unternehmen haben Alternativen der Warenbeschaffung gefunden und sich rasch ,re-globalisiert'.“In der Gesamtschau erwarten die Vorstandsvorsitzenden für die Westerwälder Wirtschaft zwar Einbrüche, allerdings seien die meisten hiesigen Betriebe hierfür gerüstet.

Bei einigen Branchen, allen voran der Gastronomie, seien jedoch gewaltige Anstrengungen erforderlich, um die Krise tatsächlich zu überstehen.

„Wie wir durch diese Krise kommen, wissen wir frühestens 2021, viele Betriebe müssen sich noch auf eine längere Durststrecke einstellen“, so das Fazit von Höser und Reingen. Und Högner ergänzt: „Eine schnelle Erholung unserer Wirtschaft ist zwar nicht zu erwarten, aber weitere Lockerungen sind positive Signale, insbesondere für die stark betroffenen Branchen, zum Beispiel den Tourismus.“

Kai Müller sprach als Bauunternehmer und stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender die Investitionsbereitschaft der Unternehmen an, die zum Teil noch von ihren Auftragsbeständen profitieren. Reingen und Höser berichteten von weiter laufenden Investitionen im Bausektor, die bereits länger von den Betrieben geplant waren.

Allerdings werde bei den Investitionen in den Maschinenpark momentan eher Zurückhaltung geübt und die weitere wirtschaftliche Entwicklung abgewartet. Auf die wichtige Funktion des Kurzarbeitergeldes für Arbeitnehmer und Arbeitgeber in der Krise wies Sparkassenchef Reingen hin.

Sie sicherten einerseits Einkommen, andererseits könnten die Unternehmen dadurch Fachkräfte weiter an sich binden. Es sei ein großes Glück, dass Deutschland über diese schnell funktionierenden Instrumente verfüge.

„Viele Familienunternehmer haben ihre Privatschatulle geöffnet und damit ein klares Zeichen für ihr Unternehmen und für die Mitarbeiter abgegeben.“

Naspa-Vorstandsvorsitzender Günter Högner

Für die Zukunft warnten Höser und Reingen davor, in den öffentlichen Haushalten angesichts sinkender Steuereinnahmen eine „Spardiskussion anzuzetteln“.

Investitionsunterstützende Konjunkturprogramme könnten ein Stück den Weg in die Normalität ebnen. Die internationale Zusammenarbeit, insbesondere in Europa, und unterbrochene Lieferketten müssten wiederaufleben. Den Unternehmen müsse deutlich gemacht werden, dass verantwortliches Wirtschaften Zukunft habe.

Die Bankenchefs wiesen dabei auf die außerordentliche Bedeutung einer positiven Erwartungshaltung hin: „Wir brauchen das Vertrauen der Betriebe in eine Aufwärtsentwicklung, aber auch das Vertrauen der Bürger ist für das Konsumklima unglaublich wichtig“, brachte Genossenschaftsbanker Höser die Stimmungslage auf den Punkt.

Und Naspa-Chef Högner stellte für die Kreditinstitute fest: „Wir haben ein elementares Interesse, dass es den Unternehmen im Westerwald gut geht.“ Diese Äußerungen unterstützt CDU-Fraktionsvorsitzender Stephan Krempel, der an die Menschen im Westerwald appellierte, beim Wiederanlaufen nach dem Lockdown heimische Anbieter zu unterstützen und deren Angebote auch tatsächlich zu nutzen.

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