Hoch, der seit 18. Mai im Amt ist, erklärte im Gespräch mit der Gastgeberin, dass sich in seinem Hause jede Woche ein neues Universum auftue. Dazu gehört unter anderem die künftige Krankenhausversorgung im ländlichen Raum. Rheinland-Pfalz, so der Minister, habe eine große Dichte an Kliniken, deren Finanzierung jedoch teils schwierig sei. Das geplante DRK-Krankenhaus in Müschenbach, in dem die Standorte Altenkirchen und Hachenburg zusammengeführt werden sollen, sei eine einmalige Chance für den Westerwald.
„Selbst wenn das alte Krankenhaus für manche Bürger zehn Minuten näherlag, so ist das Projekt dennoch ein gutes Zukunftsmodell“, sagte Hoch. Der Neubau werde mit 262 Betten eine vernünftige Größe bieten. Im Interview mit unserer Zeitung hatte der Minister bereits vor zwei Tagen bekräftigt, dass das Land eine Förderung von 90 Prozent der förderfähigen Kosten anstrebe.
Der SPD-Politiker machte aber auch klar, dass es im ländlichen Raum fortan weitere Versorgungsmöglichkeiten geben müsse. Ambulant und stationär dürften nicht mehr so strikt voneinander getrennt, medizinische Versorgungszentren müssten stärker an die Kommunen angeschlossen werden.
Auch der Ausbau der Telemedizin sei ein wichtiges Thema, fügte Machalet an. Die Finanzierung der Einrichtungen sei eine Frage, die in Berlin geklärt werden müsse. Die bisherigen Abrechnungsverfahren berücksichtigten viel eher die Situation in dicht besiedelten Großstädten als die des ländlichen Raumes, so Hoch und Machalet. Nur die Bundesebene könne diesen Knoten zerschlagen.
Doch wie kann es künftig gelingen, genügend Ärzte etwa für den Westerwald zu finden? Der Minister ist sich sicher, dass der ländliche Raum durch die Corona-Krise unter Fachkräften an Wertschätzung gewonnen hat, und er hofft, dass dieser Trend sich auch im Bewusstsein der Ärzteschaft niederschlägt. Weiteres Lockmittel könne die Landarztquote sein, durch die Interessierte etwa leichter an einen Studienplatz kommen könnten.
Wichtiger Baustein in der medizinischen Versorgung der Landbevölkerung sind zudem die Bereitschaftszentralen, in denen Ärzte die Nacht- und Wochenendzeiten abdecken. Im nördlichen Westerwald erfolgt dies aktuell durch die Standorte Hachenburg, Altenkirchen und Kirchen. Doch diese sollen jetzt aus finanziellen Gründen neu strukturiert werden. So wollen es die Ärzte und die Kassenärztliche Vereinigung. Vom 4. Oktober an sollen die drei Zentralen eine unterschiedliche Gewichtung erfahren.
Während Hachenburg wie bisher alle Zeiten abdecken wird, in denen die Praxen der niedergelassenen Ärzte in der Umgebung geschlossen sind (abends, nachts, Wochenenden und Feiertage), wird das Angebot in Kirchen auf eine tägliche Öffnungszeit bis 23 Uhr zurückgeschraubt. Die Zentrale in Altenkirchen wird nur noch mittwochs, feiertags und an Wochenenden bis 23 Uhr besetzt sein. Insgesamt stehen für Dienste in den drei Bezirken momentan 340 Ärzte zur Verfügung, erläuterte der Hachenburger Hausarzt Dr. Frank Grieß, der zudem Leiter der Bereitschaftszentrale in Hachenburg ist, beim Termin in Alpenrod.
Kräftig rumort es unterdessen weiter unter den Pflegekräften. Wie Heike Kunz, Betriebsratsvorsitzende des Hachenburger Krankenhauses, berichtete, erwarten Pfleger und Schwestern „endlich bessere Arbeitsbedingungen“. Die Bemessung von zehn Patienten pro Pflegekraft sei viel zu hoch, da die Zahl nichts über die Intensität der erforderlichen Pflege aussage.
Unsicherheit und Frust bereite darüber hinaus die Arbeitnehmerüberlassung. Dahinter verbergen sich Leiharbeiter, die aus finanziellen Gründen ihre angestammten Häuser verlassen und stattdessen als Springer bei besserer Bezahlung und zu günstigeren Arbeitszeiten in Kliniken wieder eingesetzt werden. Auch hierbei fordern Hoch und Machalet ein bundeseinheitliches Recht, etwa durch eine Obergrenze für externe Kräfte. Betriebsrätin Kunz plädiert zudem dafür, dass alle Interessierten vor einer Ausbildung zur Pflegekraft ein Praktikum in einer Klinik absolvieren.