Archivar fesselte Publikum
Kenntnisreich und mit vielen Fotos und Zeichnungen schaffte es der langjährige Archivar am Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden, zu dessen zahlreichen Veröffentlichungen auch das Werk „Die Kulturlandschaft auf der Basalthochfläche des Westerwaldes vom 16. bis 19. Jahrhundert“ gehört, einen bisher eher unbekannten Baumeister zu beschreiben, der von 1800 bis 1840 zahlreiche unbekannte wie bekannte Bauten im damaligen Herzogtum Nassau errichtete. Diese reichten von Brücken über (Rat-)Häuser und Kirchen bis zu Schlossbauten. So ist zum Beispiel die evangelische Kirche in Bad Marienberg, in deren Nähe Häbel aufgewachsen ist, ein Bauwerk von Wolff.
Als Landbaumeister habe Eberhard Philipp Wolff im Gebiet des früheren Herzogtums Nassau zahlreiche Spuren hinterlassen, machte der frühere Archivar deutlich. Während das Werk anderer Baumeister bereits weitgehend erforscht sei, habe man Wolff bisher wenig beachtet. Der wurde vor etwas mehr als 250 Jahren in Hadamar geboren. Seine Familie kam durch eine Textilmanufaktur zu Geld und beschäftigte bis zu 4000 Baumwollspinner.
Bild vieler Dörfer geprägt
Nach seiner praktischen Ausbildung bei Landbaudirektor Johann Friedrich Sckell in Dillenburg und einem Studium des Bauwesens in Herborn, Berlin und Dresden gelang Wolff der schrittweise Aufstieg zum Landbaumeister des Herzogtums Nassau in Wiesbaden. Mit seinen Werken hat Wolff das Erscheinungsbild zahlreicher Städte und Dörfer in Nassau geprägt, bewies Häbel mit vielen anschaulichen Beispielen, zu denen als sein erstes Meisterwerk die Niddabrücke in Höchst gehört. Die Kettenbrücke in Nassau war sein letztes Werk.
Nachteile von Strohdächern
Für Orte, die nach Großbränden wieder aufzubauen waren (weil die Häuser oft Strohdächer hatten), legte er Planungen vor, die bis heute im Ortsbild erkennbar sind. Als Beispiele nannte Häbel Willingen, Willmenrod, Westernohe oder die Westerburger Oberstadt. Auch in der Residenzstadt Wiesbaden gebe es heute noch eindrucksvolle Bauten von Wolff.
„Steinreicher Westerwald. Ein Ausstellungsprojekt im Landschaftsmuseum“ hatte Museumsleiter Moritz Jungbluth den nächsten Vortrag überschrieben und knüpfte damit nicht nur thematisch direkt an die derzeit laufende Ausstellung „Steinreicher Westerwald. Mehr als Basalt“ in dem für den ganzen geografischen Westerwald zuständigen Museum in Hachenburg an. Er beschrieb aber nicht nur ausführlich die Ausstellung, sondern berichtete auch ausführlich, wie die Sonderschau konzipiert und aufgebaut worden ist.
Anschaulich und auch mit vielen lokalen Bezügen beschrieb Helmut Priewer „Arzneimittel von damals aus heutiger Sicht“ und sorgte dabei bei vielen Heimatkundlern mit seinen überaus kenntnisreichen Schilderungen der teils sehr ungewöhnlichen, teils aber auch heute noch erfolgreichen Behandlung von Krankheiten und Seuchen in der Geschichte für einiges Staunen.
Einblicke in aktuelle Arbeit
Bei der Darstellung kleiner heimatkundlicher Gruppen und Aktivitäten gaben mehrere Heimatkundler Einblicke in ihre aktuelle Arbeit. So berichtete Wilfried Göbler vom zweiten Teil der Dokumentation der ehemaligen Staatsgrenze zwischen dem Herzogtum Nassau und dem Königreich Preußen im Westerwald mit ihren prägnanten Grenzsteinen. Er kündigte auch schon direkt einen dritten Teil an. Seinen nachdenklichen Vortrag zur nicht nur politischen Lage überschrieb Werner Hehl mit „Was ist normal?“. Volker Rosenkranz stellte die vielfältigen Aktionen des Arbeitskreises Heimatgeschichte Daadener Land vor.
Nach dem Vortrag „Die Römer im Westerwald“ von Winfried Schlotter, stellvertretender Leiter des Förderkreises Limes in Hillscheid, endete die 27. Heimatkundlertagung wie immer mit einem Imbiss. Zu Beginn wurde des leider viel zu früh verstorbenen engagierten Betreuers der Tagung und Wirgeser Stadtbürgermeisters Andreas Weidenfeller gedacht. Neue Betreuerin bei der Kreisverwaltung ist Kerstin Kober.