Beim 27. Treffen der Westerwälder Heimatkundler hörten die Teilnehmer im Schloss Hachenburg interessante Vorträge
Von einem Baumeister im Herzogtum Nassau: Heimatkundler trafen sich in Hachenburg
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Rund 75 Regionalforscher und Interessierte waren zum 27. Wäller Heimatkundlertreffen ins Hachenburger Schloss gekommen.
Müller Markus. Markus Müller

Ein Baumeister des Klassizismus in Nassau, die Steine-Ausstellung im Landschaftsmuseum Westerwald und Arzneimittel von früher, wie sie heute gesehen werden, standen beim jüngsten Treffen der Westerwälder Heimatkundler im Vordergrund. Zum 27. Mal hatten der Westerwald-Verein und der Westerwaldkreis alle an der Heimatgeschichte Interessierten eingeladen.

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Rund 75 Regionalforscher und Interessierte waren zum 27. Wäller Heimatkundlertreffen ins Hachenburger Schloss gekommen.
Müller Markus. Markus Müller

Ziel war es, gemeinsam interessante Vorträge zu hören, selbst ihre Aktivitäten vorzustellen oder einfach Informationen auszutauschen. Um die 75 Teilnehmer aus dem Westerwaldkreis selbst, aber auch aus den Nachbarregionen waren der Einladung ins Schloss Hachenburg gefolgt. Gleich nach der Begrüßung durch den Westerwälder Landrat und Vorsitzenden des Westerwald-Vereins, Achim Schwickert, schlug der Hauptreferent des Tages, Dr. Hans-Joachim Häbel, mit seinem ausführlichen Vortrag zu Eberhard Philipp Wolff (1773–1843) und dessen Bauwerken gleich den Bogen über den Westerwaldkreis hinaus in die Region.

Archivar fesselte Publikum

Kenntnisreich und mit vielen Fotos und Zeichnungen schaffte es der langjährige Archivar am Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden, zu dessen zahlreichen Veröffentlichungen auch das Werk „Die Kulturlandschaft auf der Basalthochfläche des Westerwaldes vom 16. bis 19. Jahrhundert“ gehört, einen bisher eher unbekannten Baumeister zu beschreiben, der von 1800 bis 1840 zahlreiche unbekannte wie bekannte Bauten im damaligen Herzogtum Nassau errichtete. Diese reichten von Brücken über (Rat-)Häuser und Kirchen bis zu Schlossbauten. So ist zum Beispiel die evangelische Kirche in Bad Marienberg, in deren Nähe Häbel aufgewachsen ist, ein Bauwerk von Wolff.

Als Landbaumeister habe Eberhard Philipp Wolff im Gebiet des früheren Herzogtums Nassau zahlreiche Spuren hinterlassen, machte der frühere Archivar deutlich. Während das Werk anderer Baumeister bereits weitgehend erforscht sei, habe man Wolff bisher wenig beachtet. Der wurde vor etwas mehr als 250 Jahren in Hadamar geboren. Seine Familie kam durch eine Textilmanufaktur zu Geld und beschäftigte bis zu 4000 Baumwollspinner.

Bild vieler Dörfer geprägt

Nach seiner praktischen Ausbildung bei Landbaudirektor Johann Friedrich Sckell in Dillenburg und einem Studium des Bauwesens in Herborn, Berlin und Dresden gelang Wolff der schrittweise Aufstieg zum Landbaumeister des Herzogtums Nassau in Wiesbaden. Mit seinen Werken hat Wolff das Erscheinungsbild zahlreicher Städte und Dörfer in Nassau geprägt, bewies Häbel mit vielen anschaulichen Beispielen, zu denen als sein erstes Meisterwerk die Niddabrücke in Höchst gehört. Die Kettenbrücke in Nassau war sein letztes Werk.

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Der frühere Archivar Hans-Joachim Häbel stellte den nassauischen Baumeister Eberhard Philipp Wolff und dessen Bauwerke vor. In einem dicken Buch hat er den bisher eher unbekannten klassizistischen Architekten noch ausführlicher beschrieben.
Müller Markus. Markus Müller

Seine Kirchen seien zwar keine Prachtbauten, aber dank ihrer eher schlichten Formen im klassizistischen Baustil auch für kleinere Gemeinden bezahlbar gewesen, machte der Referent deutlich. Beispiele gab und gibt es in Neukirch, Driedorf, Oberelbert und Selters. Wolff errichtete Amts- und Rathäuser, Schulen und Pfarrhäuser. So zum Beispiel in Seck, Dorchheim, Moschheim und Oberlahnstein.

Nachteile von Strohdächern

Für Orte, die nach Großbränden wieder aufzubauen waren (weil die Häuser oft Strohdächer hatten), legte er Planungen vor, die bis heute im Ortsbild erkennbar sind. Als Beispiele nannte Häbel Willingen, Willmenrod, Westernohe oder die Westerburger Oberstadt. Auch in der Residenzstadt Wiesbaden gebe es heute noch eindrucksvolle Bauten von Wolff.

„Steinreicher Westerwald. Ein Ausstellungsprojekt im Landschaftsmuseum“ hatte Museumsleiter Moritz Jungbluth den nächsten Vortrag überschrieben und knüpfte damit nicht nur thematisch direkt an die derzeit laufende Ausstellung „Steinreicher Westerwald. Mehr als Basalt“ in dem für den ganzen geografischen Westerwald zuständigen Museum in Hachenburg an. Er beschrieb aber nicht nur ausführlich die Ausstellung, sondern berichtete auch ausführlich, wie die Sonderschau konzipiert und aufgebaut worden ist.

Anschaulich und auch mit vielen lokalen Bezügen beschrieb Helmut Priewer „Arzneimittel von damals aus heutiger Sicht“ und sorgte dabei bei vielen Heimatkundlern mit seinen überaus kenntnisreichen Schilderungen der teils sehr ungewöhnlichen, teils aber auch heute noch erfolgreichen Behandlung von Krankheiten und Seuchen in der Geschichte für einiges Staunen.

Einblicke in aktuelle Arbeit

Bei der Darstellung kleiner heimatkundlicher Gruppen und Aktivitäten gaben mehrere Heimatkundler Einblicke in ihre aktuelle Arbeit. So berichtete Wilfried Göbler vom zweiten Teil der Dokumentation der ehemaligen Staatsgrenze zwischen dem Herzogtum Nassau und dem Königreich Preußen im Westerwald mit ihren prägnanten Grenzsteinen. Er kündigte auch schon direkt einen dritten Teil an. Seinen nachdenklichen Vortrag zur nicht nur politischen Lage überschrieb Werner Hehl mit „Was ist normal?“. Volker Rosenkranz stellte die vielfältigen Aktionen des Arbeitskreises Heimatgeschichte Daadener Land vor.

Nach dem Vortrag „Die Römer im Westerwald“ von Winfried Schlotter, stellvertretender Leiter des Förderkreises Limes in Hillscheid, endete die 27. Heimatkundlertagung wie immer mit einem Imbiss. Zu Beginn wurde des leider viel zu früh verstorbenen engagierten Betreuers der Tagung und Wirgeser Stadtbürgermeisters Andreas Weidenfeller gedacht. Neue Betreuerin bei der Kreisverwaltung ist Kerstin Kober.

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