Energiewende im Westerwald
VG Hachenburg auf Weg in energetische Zukunft
Etwa 15 neue Windkraftanlagen könnten in der Verbandsgemeinde Hachenburg entstehen. Unser Archivfoto zeigt Anlagen auf dem Hartenfelser Kopf.
ROEDER-MOLDENHAUER. Röder-Moldenhauer

Mit 33 Gemeinden gründet die Verbandsgemeinde Hachenburg eine kommunale Energiegesellschaft. Das Ziel: die komplette Energieautonomie durch erneuerbare Energien. So will die Kommune das schaffen. 

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Am 1. Januar kam es in der Löwenstadt Hachenburg zu einem stundenlangen Stromausfall mit spürbaren Folgen für viele Einwohner. „Das kann jederzeit wieder passieren und wir müssen uns auf alle Szenarien vorbereiten“, sagt Verbandsgemeindebürgermeisterin Gabriele Greis.

Nicht erst jedoch seit diesem Tag am Jahresbeginn sind die Weichen in der Verwaltung auf Zukunft ausgerichtet und so ist Energieautonomie, also die Unabhängigkeit insbesondere von fossilen Energieformen und großen Stromanbietern seit vielen Jahren das erklärte Ziel von Gabriele Greis und ihren Mitstreitern, insbesondere dem ersten Beigeordneten Marco Dörner (verantwortlich für Bau- und Klimaschutz) und dem stellvertretenden Leiter der Abteilung Bauen und Regionalentwicklung, Armin Teutsch.

Errichtung 15 neuer Windkraftanlagen ins Auge gefasst

„Windenergie ist die beste erneuerbare Energie, die wir hier in der Mittelgebirgsregion haben, sie steht bei uns im Vordergrund“, sagt Teutsch und macht damit klar, wo die Prioritäten und Chancen liegen, nämlich im Bau von weiteren Windkraftanlagen. Aus diesem Grunde wurde jüngst der Flächennutzungsplan der VG angepasst, das heißt, weitere Flächen, auf denen etwa 15 Windkraftanlagen modernster Bauart errichtet werden könnten, wurden ins Auge gefasst. „Der FNP steht kurz vor der Rechtskraft“, sagt Armin Teutsch und führt an, dass die Ortsgemeinden mit Zweidrittel-Mehrheit und die Kreisverwaltung des Westerwald-Kreises als Aufsichtsbehörde noch zustimmen müssen.

„Repowering“, so lautet indes das Zauberwort für eine hocheffiziente Energieausbeute, denn die modernen Anlagen könnten mit 225 Millionen Kilowattstunden den Jahresbedarf an Strom für 65.000 Haushalte decken. Eine stolze Zahl, die allerdings nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass noch jede Menge Spielraum „nach oben“ vorhanden ist. „Insgesamt liegen wir bei derzeit 25 Prozent Gesamtenergiebedarfsabdeckung durch erneuerbare Energien, wir möchten aber in absehbarer Zeit auf 100 Prozent kommen und deswegen müssen wir alles nutzen, was wir zur Verfügung haben“, sagt Bürgermeisterin Greis und führt weitere Faktoren wie Photovoltaik und Biomasse ins Feld, Energieformen, die schon seit Jahren beispielsweise im Hachenburger „Löwenbad“ zum Einsatz kommen.

VG Hachenburg nimmt Energiewende seit Langem in Fokus

Aber auch in Sachen Windenergie nimmt die Verbandsgemeinde seit mehr als 30 Jahren eine Vorreiterrolle ein: „1994 hat sich die Verbandsgemeinde entschieden, ein eigenes Windkraftrad zu bauen und zu betreiben“, sagt der Erste Beigeordnete Marco Dörner und macht damit klar, dass nachhaltige Energiegewinnung seit drei Dekaden Thema ist. Allerdings hat sich seit den Anfängen bis heute viel in technologischer, aber vor allem auch vorausschauend-planerischer Hinsicht getan. So setzte die Verbandsgemeinde schon früh auf E-Moblität im Nutzfahrzeugbereich, der Ausbau von Nahwärme wurde vorangetrieben, 2021 war die VG unter der Federführung von Dörner Gründungsmitglied im Landesverband erneuerbare Energieen Rheinland-Pfalz/Saarland und seit dem vergangenen Jahr ist die VG eine von acht „Agenda 2030-Kommunen“ in Rheinland-Pfalz.

Darüber hinaus besteht eine Klimapartnerschaft mit Grisalda in Ruanda. Hier hat Hachenburg gemeinsam mit den afrikanischen Partnern kleine Photovoltaikanlagen auf Hausdächern errichtet, ein Statement dafür, dass nachhaltige Energiegewinnung eine weltweite Herausforderung ist. Aber vor allem vor der eigenen Haustür setzt die Verwaltung auf Zukunft. So laufen unter der Leitung von Armin Teutsch derzeit Pläne für die Gründung einer kommunalen Energiegesellschaft, die von den 33 Gemeinden und der Verbandsgemeinde gebildet und getragen werden soll. „Sie soll das Steuerungswerkzeug zur Gestaltung der Energiewende vor unserer Haustür werden“, sagt Armin Teutsch, der gemeinsam mit Bürgermeisterin Gabriele Greis und Marco Dörner vor allem den Vorteil einer breiten Bürgerbeteiligung sieht.

VG-Beigeordneter: Energieeinsparung steht an oberster Stelle

„Wir wollen die Menschen mitnehmen“, skizziert die Bürgermeisterin eines der Anliegen auf dem Weg in eine sichere Zukunft auf Basis der erneuerbaren Energien und Marco Dörner bringt noch einen weiteren Punkt ins Spiel: „Die beste Kilowattstunde ist die Kilowattstunde, die wir gar nicht brauchen, an oberster Stelle steht die Energieeinsparung.“

Auch dieser Punkt wird ganz oben auf der Agenda der kommunalen Energiegesellschaft stehen, mit dem Ziel, alles zu nutzen, um schnellstmöglich autark zu werden und Sicherheit zu schaffen, auch und vor allem für Szenarien wie am 1. Januar, als ein (begrenzter) Stromausfall vielen klar machte, wie abhängig wir alle von einer stabilen Stromversorgung sind.

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