Auf meinem Küchentisch liegt seit einer Woche ein Zettel, darauf steht in großen grünen Lettern „Plastik fasten“. Denn Routinen, gewohnte Denk- und Handlungsmuster zu durchbrechen, erfordert stetige Erinnerungsimpulse. Zu leicht ist es, gedankenlos auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause in den Supermarkt zu springen, die gewohnten Wege zu nehmen und zu den Produkten zu greifen, die ich seit Jahren einkaufe.
Zum Beispiel Salatmischungen oder andere abgepackte Mahlzeiten für die Mittagspause im Büro. Oder die Pflanzenmilch für den Kaffee, der Keks oder süße Riegel dazu. Der Inhalt mag gesund sein, doch alles ist in Kunststoff oder – ökologisch noch fragwürdiger – Verbundmaterialien verpackt. Der Denkzettel auf dem Esstisch gemahnt mich daran, schon zu Hause zu planen, mir aus den Vorräten etwas zum Mittagessen vorzubereiten, eine Stulle zu schmieren oder Reste vom Vortag einzupacken.
Fürs Bad sind plastikfreie Produkte schwierig zu finden
Also definiere ich Regeln, aber auch Ausnahmen für die nächsten Wochen. Gibt es unverpackte Alternativen, solche in Papier oder Pfandgebinden oder zumindest mit einer Verpackung, die aus bereits recycelten Materialien hergestellt ist? Dann greife ich zu diesen, und meist sind sie auch nicht teurer. Das gilt nicht allein für Lebensmittel – allerdings sind plastikfreie Produkte in anderen Bereichen wie etwa bei Kosmetik und Hygieneartikeln wesentlich schwieriger zu finden.
Eine klare Ausnahme mache ich bei der Urlaubsvorbereitung: Ich kaufe nicht ausschließlich Funktionskleidung aus Wolle, sondern auch aus Kunstfaser. Das ist natürlich schon durch die Nutzungsdauer etwas anderes, solche Shirts, Jacken oder Hosen trage ich jahrelang. Doch ist mir bewusst, dass beim Waschen, wie bei anderen Materialien auch, Fasern ins Abwasser gelangen und so als schädliches Mikroplastik den Weg in die Umwelt finden. Durch schonende Waschgänge und indem ich Sport- und Outdoorkleidung nach Möglichkeit auch mal nur lüfte, statt sie gleich in die Maschine zu stecken, versuche ich dies zu reduzieren.
Aufmerksamkeit wird mit Fastendauer geschärft
Kunststoffprodukte, die sich in meinem Haushalt bereits befinden – von der Vorratsdose über den Hula-Hoop-Reifen bis zu den Flip-Flops – werden selbstverständlich weiter genutzt. Doch nach ein paar Tagen der Fastenzeit merke ich schon, wie meine Aufmerksamkeit für die Allgegenwart petrochemischer Produkte zunimmt.
Und auch in anderen Bereichen sind die Sinne geschärft: Zur Familienfeier in Hamburg wäre ich zusammen mit meinem Sohn noch vor einigen Wochen mit dem Auto gefahren. Und weil es mit meinem kleinen vollelektrischen Wagen auf dieser Strecke mehrere Ladestopps gebraucht hätte, wäre die Wahl wahrscheinlich auf seinen Benziner gefallen. Nun habe ich gar keine Überredungskünste gebraucht, ihn zu einer gemeinsamen Zugfahrt zu bewegen. Und nicht mal mehr meine Bahncard ist aus Plastik – sondern digital.