Höhr-Grenzhausen. Beim Höhr-Grenzhäuser Automobilteilezulieferer Trelleborg wird wieder gestreikt. Alle Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeber sind bislang gescheitert. Dabei geht es um die Frage, ob und zu welchen Bedingungen die Mitarbeiter nach der Schließung des Standortes in Höhr-Grenzhausen ins 170 Kilometer entfernte Werk in Breuberg (Hessen) wechseln oder mit welchen Abfindungen sie aus dem Unternehmen ausscheiden. Wie berichtet, wird Trelleborg sein Werk in der Kannenbäckerstadt zum Ende des Jahres schließen, obwohl Stadt und Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen sowie das Land Rheinland-Pfalz der Firma goldene Brücken zur Standorterhaltung gebaut hatten.
„Es ist meiner Ansicht nach äußerst fahrlässig, wie hier mit den Mitarbeitern umgegangen wird.“ Holger Zimmermann, Bezirksleiter der IG BCE in Neuwied, ist enttäuscht über das Verhalten des Unternehmens Trelleborg in den Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag für die Mitarbeiter. „Dem Arbeitgeber war bekannt, dass wir spätestens zum zweiten Verhandlungs-Termin ein verhandlungsfähiges Angebot von ihm erwartet haben – dies ist nicht geschehen“, so Zimmermann. Als Ausweg bleibe nun einzig ein Streik. Zimmermann: „Wenn Trelleborg weiterhin darauf besteht, dass es für jeden zumutbar ist, seinen Lebensmittelpunkt nach Breuberg zu verlegen, und es daher keine Notwendigkeit für Abfindungen gibt, müssen wir dem Arbeitgeber auf diesem Wege zeigen, wie viele Mitarbeiter dies anders sehen.“
Die IG BCE hatte den Arbeitgeber Trelleborg aufgefordert, die notwendigen „Rahmenbedingungen“, insbesondere Abfindungs- und Transferleistungen, in einem Sozialtarifvertrag zu vereinbaren. Dieser Schritt war notwendig geworden, da im Rahmen der Sozialplanverhandlungen mit den Betriebsräten von Seiten des Arbeitgebers nach Darstellung der Gewerkschaft bis heute nur unzureichende Angebote präsentiert wurden. Nach zwei Streikaufrufen der IG BCE zu mehrstündigen Warnstreiks, denen im August jeweils circa 100 Beschäftigte folgten, ist es am 6. September zu einer ersten und am 14. September zu einer zweiten Verhandlungsrunde gekommen.
„Von Anfang an war klar, dass es für uns keinen Lösungsweg geben kann, wenn die Arbeitnehmer zu einem Wechsel nach Breuberg gezwungen werden sollen“, so Tobias Hanson, Bezirkssekretär und Verhandlungsführer der IG BCE Neuwied. In dieser sehr angespannten Verhandlungssituation habe dann der Arbeitgeber beim ersten Verhandlungstermin um eine Vertagung gebeten, um die finanziellen Spielräume auszuloten. Nur um dann in der zweiten Verhandlungsrunde erneut eine Regelung zu einem freiwilligen Wechsel grundsätzlich auszuschließen. Hanson dazu: „Bei einer solchen Zumutung, bleibt uns nichts anderes übrig, als die Verhandlungen für gescheitert zu erklären.“
„Wenn die nicht verhandeln wollen müssen wir für unsere Rechte streiken“, so auch der Tenor bei fast allen Beschäftigten, die laut IG BCE mittlerweile nicht nur von den Angeboten, sondern auch von den Verhandlungsführern der Arbeitgeberseite tief enttäuscht sind. „Ich war bis vor Kurzem der Meinung, dass mein Arbeitsplatz bei Trelleborg sicher und die Bedingungen dort fair und sozial sind“, so einer der Mitarbeiter. „Diese Sichtweise wurde mir inzwischen abgewöhnt. Was hier in den letzten Wochen an Kälte zu verspüren ist, hat meine Zukunftsplanung nachhaltig verändert.“ Die Angehörige eines Trellborg-Beschäftigten meldete sich gestern per Telefon bei der WZ und beklagte sich über den massiven Druck, der vom Arbeitgeber auf die Beschäftigten ausgeübt werde. Viele, die familiär und durch Eigentum an den Standort gebunden seien, wüssten nicht, wie es für sie weitergehen soll.