Ausgabestelle in Ebernhahn ist für Menschen aus der Ukraine auch eine Begegnungsmöglichkeit - Unterstützung bei Behörden- oder Arztgängen
Verein SIN gibt Geflüchteten mehr als materielle Hilfe: Ausgabestelle in Ebernhahn ist auch eine Begegnungsmöglichkeit
Daria Hulevych ist am 29. März 2022 nach Deutschland gekommen. Sie und ihre drei minderjährigen Kinder werden von dem Verein Solidarität in der Not unterstützt. Vereinsvorsitzender Sascha Uvira (rechts) weiß, dass es für die Flüchtlinge „unendlich viele Barrieren“ zu nehmen gilt, bei denen Hilfe gebraucht wird. Damit SIN diese weiter leisten kann, braucht der Verein weitere Unterstützung, vor allem auch Spenden.
Angela Baumeier

„Koneschna“, sagt die junge Frau. „Natürlich“, übersetzt sie schnell lächelnd selbst. Für die 36-Jährige steht fest: Wenn sie wieder mehr Zeit hat, ihren Deutschsprachkurs bestanden hat, dann will sie wieder ihre Hobbys aufgreifen. Lesen, meditieren, Freunde treffen. All das sind Dinge, die momentan in ihrem Leben hintenanstehen müssen.

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Daria Hulevych ist am 29. März 2022 nach Deutschland gekommen. Sie und ihre drei minderjährigen Kinder werden von dem Verein Solidarität in der Not unterstützt. Vereinsvorsitzender Sascha Uvira (rechts) weiß, dass es für die Flüchtlinge „unendlich viele Barrieren“ zu nehmen gilt, bei denen Hilfe gebraucht wird. Damit SIN diese weiter leisten kann, braucht der Verein weitere Unterstützung, vor allem auch Spenden.
Angela Baumeier

Und das nun schon seit mehr als einem Jahr, denn Daria Hulevych ist vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen. Weg von Charkiw, wo ihre Wohnung wenige Tage nach dem ersten Angriff auf die Stadt von Bomben getroffen und völlig zerstört wurde. „Wir haben kein Zuhause mehr“, sagt die Ukrainerin leise.

Mit ihren drei kleinen Kindern flüchtete die zarte Frau zunächst zu Freunden in Polen, dann weiter nach Deutschland. Eine Bekannte hatte ihr eine Unterkunft im Westerwald organisiert. „Die Menschen haben in Deutschland ein so großes Herz“, sagt Daria Hulevych mit einem Strahlen in den Augen. Sie bekam nicht nur ein heiles Dach über ihrem und ihrer Kinder Kopf, sondern die neue Bleibe war liebevoll von den Nachbarn ausgestattet worden – mit Kleidung, Möbeln, Nahrung, Spielzeug.

Schnell bekam die geflüchtete Familie Kontakt zu dem Verein Solidarität in der Not (SIN). Er ist seitdem für sie ein wichtiger Anlaufpunkt geworden. Nicht nur, weil sie dort materiell unterstützt wird – mit Lebensmitteln oder auch mit Kleidung für die Kinder, die so schnell aus allem hinauswachsen. An den Ausgabetagen trifft Daria Hulevych auf andere Ukrainer, die ein ähnliches Schicksal teilen. Diese Möglichkeit zur Begegnung ist ebenso kostbar wie die Kartoffeln oder der Reis, die das schmale Budget der Familie entlasten. „Wir geben uns Tipps, helfen uns bei der Integration“, berichtet Hulevych.

Die Wohnung von Daria Hulevych in Charkiw wurde wenige Tage nach dem ersten Angriff auf die Stadt von Bomben getroffen und völlig zerstört. Die Ukrainerin floh mit ihren drei Kindern nach Deutschland.
Daria Hulevych

Wie nötig diese gegenseitige Unterstützung und die Hilfe der Ehrenamtlichen beispielsweise auch bei Behördengängen ist, weiß Vereinsvorsitzender Sascha Uvira ganz genau. Menschen, die die deutsche Sprache gerade erst lerlernen, sind beim Gang, beispielsweise zum Jobcenter, auf Übersetzer angewiesen – und auf Lotsen durch den Aktendschungel. Sich da durchzukämpfen, das sei mühsam, sagt Uvira, und unübersichtlich. Da verzweifeln selbst Muttersprachler häufig, und das nicht nur, wenn sie bei telefonischen Anfragen in der Endlos-Warteschleife landen. „Die Sprachbarrieren sind zu groß, wenn man anderer Herkunft ist. Da nützen Aufklärungslinks im Internet nichts, man verliert den Überblick“, führt der Vereinsvorsitzende weiter aus. Ohne die vielen freiwilligen Helfer, da ist er sich sicher, würde es noch viel mehr Probleme geben.

„Ich versuche, Normalität zu leben. Deutschland hat uns eine große Hilfe gegeben“, antwortet Daria Hulevych auf die Frage, wie es ihr zwölf Monate nach der Flucht aus Charkiw heute geht. Als Mutter ist es ihr wichtig, ihre drei minderjährigen Kinder nicht nur in Sicherheit, sondern gut versorgt zu wissen. Hat sie ihren Sprachkurs beendet, so will die gelernte Fotografin wieder in ihrem Beruf arbeiten. Ob sie einmal nach Charkiw zurückkehren möchte? Auf diese Frage hat die Ukrainerin noch keine Antwort. Sie fokussiert sich lieber auf das, was ihr der Alltag momentan abverlangt. Und ist dankbar für die Hilfe, die sie von dem Verein Solidarität in der Not und vielen anderen Menschen in ihrer neuen Wahlheimat bekommt.

Wer mehr zu dem Verein Solidarität in der Not wissen möchte und auch, wie dieser unterstützt werden kann, findet dazu Informationen im Internet unter der Adresse www.sinww.de

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