Hommage an weibliche Ikonen
Ute Maria Lerner erzählt von starken Frauen
Starke Frauen finden in Westerburg zusammen: Schauspielerin Ute Maria Lerner zeigt mit ihrem Vortrag und Musik, was Frauenikonen aus den 1920er-Jahren uns heute noch mitteilen können.
Tatjana Steindorf

Gelungene Veranstaltung zum 8. März im Ratsaal Westerburg mit lebendigen Erinnerungen an Coco Chanel, Marlene Dietrich und Josephine Baker mündet in Gedankenaustausch.

„Ich brauche gar nicht zu gendern“, wendet sich Ute Maria Lerner mit einem Lächeln ans Publikum. Alles Frauen im Westerburger Ratsaal. Der neckische Hut und die schwarzen Handschuhe der Schauspielerin, die sich auch als Moderatorin, Talkerin, Bewusstseinsmentorin oder Salonnière betätigt, signalisieren bereits, dass eine Zeitreise bevorsteht. Sie erzählt von starken Frauen der 1920er-Jahre: Coco Chanel, Marlene Dietrich, Josephine Baker.

Ein Vortrag also zur Feier des Internationalen Frauentags? Ja, ein Vortrag, der allerdings mit jedem Wort zunehmend unterhält, zum Nachdenken anregt und inspiriert. Coco kommt aus armen Verhältnissen, die Mutter stirbt früh, sie wird im Waisenhaus groß. Sie ist Näherin, Angestellte, tritt als Sängerin auf. Ihre Lieblingstitel geben ihr den Spitznamen „Coco“. Sie arbeitet sich unermüdlich hoch und wird zur Modeikone. Ihre dunkle Seite: Sie kollaboriert mit den Nazis. Gemeinsam mit Marlene Dietrich und Josephine Baker (beide bekennende Nazi-Gegnerinnen und Letztere auch gegen Diskriminierung und Rassismus aktiv) teilt sie jedoch den Mut und die Energie, einen eigenen Weg zu gehen: Alle drei sind ungewöhnliche, kreative Karrierefrauen, die zu internationalen weiblichen Ikonen werden.

Ute Maria Lerner (vorne links) und die Veranstalterinnen vom Arbeitskreis Internationaler Frauentag im Westerwaldkreis, Frauenhaus Westerwald, Frauen gegen Gewalt Westerburg, DGB Region Koblenz, Gleichstellungsbeauftragte des Westerwaldkreises und der Verbandsgemeinde Westerburg.
Tatjana Steindorf

Wie selbstbewusst Frauen vor 100 Jahren auftraten, wie viel getanzt und gefeiert wurde, ist schon in den Liedern von damals herauszuhören. Einige Aufnahmen erschallen im Ratssaal. Sie handeln nicht zuletzt davon, Sexualität frei auszuleben. Lesbische Liebe (damals gab es in Berlin Dutzende Klubs für lesbische Frauen, und die bisexuelle Marlene Dietrich war mit ihrem aktiven Sexualleben hier am richtigen Ort) oder auch der „flotte Dreier“ werden mit naiv-frechen Stimmen und Texten lustvoll intoniert.

Ute Maria Lerner, eine gebürtige Westerwälderin, trägt lebhaft vor und erreicht, dass frau sich ermutigt fühlen kann, sich von den Ikonen etwas abzuschauen.

Ute Maria Lerner und Beate Ullwer (Gleichstellungsbeauftrage des Kreises) verfogen gespannt, was die Frauen aus dem Publikum zu sagen haben.
Tatjana Steindorf

Wo stehen wir heute? In der anschließenden Diskussion sprechen einige Frauen aus dem Publikum zunächst ihre Hilflosigkeit angesichts der rechten und undemokratischen Kräfte, des Krieges und der Umweltprobleme an. Dann ermutigen sie sich gegenseitig, nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Eine Frau aus dem eher älteren Publikum äußert den Wunsch, dass sich eine regionale Gruppe von „Oma gegen Rechts“ (eine zivilgesellschaftliche, parteiunabhängige Initiative) gründet. Sie trifft auf Gleichgesinnte. Später entfalten sich Einzelgespräche, und es ist zu erfahren, dass daran gedacht wird, sich mit dem Anliegen an unsere Zeitung zu wenden... So können aus Worten Taten werden.

Deshalb also heißt der Titel von Ute Maria Lerners Programm: „Solange es Frauen gibt, wie sollten wir da vor die Hunde gehen“. Die Veranstalterinnen: Arbeitskreis Internationaler Frauentag im Westerwaldkreis, Frauenhaus Westerwald, Frauen gegen Gewalt Westerburg, DGB Region Koblenz, Gleichstellungsbeauftragte des Westerwaldkreises und der Verbandsgemeinde Westerburg.

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