Wirtschaftsvertreter der VG Bad Marienberg tauschten sich aus
Unternehmer setzen auf die Gemeinschaft: Wirtschaftsvertreter der VG Bad Marienberg tauschen sich aus
Bad Marienbegs VG-Bürgermeister Andreas Heidrich (links) hatte zum Unternehmertreff eingeladen, den Dr. Ralf Kölbach, neuer Vorstandssprecher der Westerwald Bank, mit seinem Vortrag zum Thema Inflation bereicherte.
Röder-Moldenhauer

Als starken Wirtschaftsstandort haben rund 80 Unternehmer aus der Verbandsgemeinde Bad Marienberg in dieser Woche ihre Heimatregion bei einem Treffen in der Denkfabrik in Eichenstruth präsentiert.

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Bad Marienbegs VG-Bürgermeister Andreas Heidrich (links) hatte zum Unternehmertreff eingeladen, den Dr. Ralf Kölbach, neuer Vorstandssprecher der Westerwald Bank, mit seinem Vortrag zum Thema Inflation bereicherte.
Röder-Moldenhauer

Rund 1800 Betriebe halten momentan auf VG-Ebene circa 8000 Arbeitsplätze vor. Nachdem die Aktion „Chefsache“, ein von der Werbegemeinschaft initiierter Unternehmerstammtisch, 2015 eingeschlafen war, sei aus der Wirtschaft vor einigen Wochen der Wunsch an ihn herangetragen worden, eine neue Möglichkeit zur Begegnung zu schaffen, berichtete Bürgermeister Andreas Heidrich zu Beginn des jüngsten Treffens.

Zusammen mit Stefan Weber, Geschäftsführer der Ebener GmbH und Eigentümer der Denkfabrik, sei die Veranstaltung dann innerhalb kürzester Zeit geplant worden. Er sei froh, dass es gelungen sei, so viele Unternehmer zusammenzubringen, die die ganze Vielfalt der VG repräsentierten: Vertreter von Global Playern ebenso wie Soloselbstständige. Die Bedeutung des Abends stellten auch Katharina Schlag, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Westerwaldkreis, und Aaron Skudlarek, Referent für den Bereich Industrie im Landeswirtschaftsministerium, durch ihre Teilnahme heraus. Beide standen den Unternehmern für Gespräche zur Verfügung.

Dass die VG Bad Marienberg einer der stärksten Wirtschaftsstandorte im Land sei, betonte Hausherr Stefan Weber. Die Unternehmer in der Region seien nur oftmals zu zurückhaltend, um diese Stärke auch nach außen hin zu dokumentieren. Ziel des Treffens sei es daher, Kompetenzen zusammenzubringen, sich kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen, sich gemeinsam für die Verbandsgemeinde zu engagieren und als große Gemeinschaft eine Stimme in der Politik zu bekommen. So könne es zum Beispiel nicht sein, dass ein Unternehmen Fachkräfte aus der ganzen Republik anlocke und es für diese dann keine Bauplätze in der Stadt gebe. In Punkten wie diesen hofft Weber auf einen verbesserten Austausch.

Fachkräftemangel, Energiekrise und Krieg in der Ukraine

Neben dem allgemeinen Fachkräftemangel setzen auch die aktuelle Inflation, die Energiekrise, der Krieg in der Ukraine sowie die Probleme bei den Lieferketten der heimischen Wirtschaft zu. Vor allem das Gespenst Inflation verbreite aktuell viel Angst und Schrecken in Deutschland, erklärte Dr. Ralf Kölbach, neuer Vorstandssprecher der Westerwald Bank, in seinem Impulsreferat. Doch der Experte der Volkswirtschaftslehre und Nationalökonomie sowie Kenner der heimischen Wirtschaft warnt vor Panik. Denn anders als im Krieg und in einer Pandemie existierten heutzutage Möglichkeiten, eine Inflation zu steuern.

Allerdings sei die Sorge vor Preisexplosion und Geldentwertung seit der Hyperinflation 1923 ein nationales Trauma im Bewusstsein der Deutschen. Damals habe eine totale Vernichtung des Geldwerts stattgefunden. Diese Erfahrung sei über Generationen weitergegeben worden, weshalb gerade die Deutschen auf dieses Thema besonders nervös reagierten.

Im weltweiten Vergleich sei die Situation in Europa aber noch gar nicht so schlimm. Aufgabe der Notenbanken sei es allerdings, darauf aufzupassen, dass die Politik das ständige Drucken von Geld nicht zu weit treibe. Zudem benötigten Betriebe für ihren Fortbetrieb mehr Planbarkeit – etwa in Sachen Energiepreise. Extreme Inflation zerstöre Vertrauen in die Währung, was wiederum die Destabilisierung des Systems nur noch verstärke.

„Beim Thema Inflation geht es auch sehr viel um Psychologie. Wenn ich denke, dass die Zentralbanken das in den Griff bekommen werden, sinkt die Inflation auch wieder.“

Volkswirt Dr. Ralf Kölbach, Vorstandssprecher der Westerwald-Bank

Die Inflation mache uns alle ein Stück ärmer, doch die Prognosen seien zum Glück schon nicht mehr so düster, wie noch vor Kurzem befürchtet. Deshalb rief er dazu auf, die Nerven zu bewahren. „Wir befinden uns zwar in einem Gewitter, aber nicht in einem Orkan, der uns wegspült“, so Kölbach. Spätestens für 2024 erwartet er wieder eine Normalisierung der Inflationsrate.

Speziell für den Westerwald ist er sehr zuversichtlich: Hier gebe es einen starken Mittelstand sowie eine hohe Lebensqualität zum vergleichsweise niedrigen Preis. Er rechnet daher mit einer Umkehr der Landflucht. „Insgesamt bin ich trotz der schwierigen Lage optimistisch, und ich lasse mich von der German Angst nicht anstecken. Ich sehe nicht, dass Deutschland nicht durch diese Krise kommen sollte“, machte er den Unternehmern Mut. Bürgermeister Heidrich dankte ihm für den erfrischend-positiven Vortrag.

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