„Diese kleine Spitze im Sommer war zu erwarten“, sagt Elmar Wagner, Chef der Arbeitsagentur Montabaur. „Sie lässt sich größtenteils bei den unter 25-Jährigen verorten. Allein in dieser Gruppe gibt es gegenüber dem Juni 116 Arbeitslose mehr.“ Grund sei, dass mit Beginn der Ferienzeit viele junge Menschen ihre Ausbildung beenden. Wer nicht vom Betrieb übernommen werde oder sich neu orientieren wolle, suche jetzt eine Stelle. Aktuell meldeten sich 173 Absolventen nach einer Ausbildung arbeitslos, weitere 37 nach Schule oder Studium.
Wagner geht fest davon aus, dass diese frisch qualifizierten Fachkräfte schnell neue Arbeitgeber finden: „Unsere Unternehmen brauchen sie bereits jetzt dringend. Durch den Renteneintritt der Babyboomer verschärft sich dieser Fachkräftebedarf in den nächsten Jahren weiter.“ Die deutsche Wirtschaft gerate zusehends in eine Krise. Laut der jüngsten Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird das Bruttoinlandsprodukt 2023 um 0,3 Prozent schrumpfen – verursacht durch Inflation, hohe Energiekosten, gestiegene Zinsen und schwindende Kaufkraft.
„Anders als früher koppelt sich der Arbeitsmarkt jedoch bislang von der Rezession ab und bleibt erfreulich stabil“, beobachtet Elmar Wagner. „Allerdings spiegelt der anhaltend schwache Stellenzugang die Unsicherheit der Betriebe wider. Bewährte Arbeitskräfte werden nach Möglichkeit gehalten, aber bei der Bindung von neuem Personal ist man vorsichtig.“
Seit Jahresbeginn haben die Unternehmen 3145 Stellen gemeldet. Im Vergleich zu 2022 ein Minus von 1098. Der Rückgang entspricht einem Viertel. Auch der Stellenbestand hat sich verringert, wenn auch weniger drastisch. Derzeit können 3416 Jobs vermittelt werden – 744 weniger als vor einem Jahr (minus 17,9 Prozent).
Diese kleine Spitze im Sommer war zu erwarten.
Elmar Wagner, Chef der Arbeitsagentur Montabaur, zu den leicht gestiegenen Arbeitslosenzahlen
So entwickelte sich der Arbeitsmarkt in den beiden Landkreisen des Agenturbezirks Montabaur: Im Westerwaldkreis werden 3754 Menschen ohne Job gezählt. Das sind 103 mehr als im Juni und 188 mehr als im Juli 2022. Die Quote liegt aktuell bei 3,3 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte über dem Vormonat und 0,2 Prozentpunkte über dem Vorjahresmonat.
Im Rhein-Lahn-Kreis sind 2340 Personen arbeitslos gemeldet – 67 mehr als vor einem Monat und 14 mehr als vor einem Jahr. Wie bei den Nachbarn ist die Quote in den zurückliegenden Wochen um 0,1 Prozentpunkte gestiegen, mit derzeit 3,5 Prozent aber wiederum 0,1 Prozentpunkte niedriger als im Juli vergangenen Jahres.
Der Ausbildungsmarkt im Agenturbezirk entspannt sich weiter. „Auch dies passt in die Jahreszeit“, stellt der Agenturchef fest. „Viele junge Leute haben ihre Lehrstelle gefunden oder sich anderweitig entschieden, zum Beispiel für den Besuch einer weiterführenden Schule oder ein Studium.“ Innerhalb eines Monats ist die Zahl der versorgten Bewerber von 1065 auf 1315 gestiegen, während die der noch suchenden von 755 auf 579 zurückging. Insgesamt haben sich seit Oktober (Beginn des statistischen Ausbildungsjahres) 1894 Bewerber gemeldet. Auf der Angebotsseite stehen in der Summe 2141 Lehrstellen. Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe sei hoch – im Bewusstsein, dass dies der beste Weg ist, die fehlenden Fachkräfte zu gewinnen, erklärt Agenturchef Wagner.
Auch jetzt gibt es noch Jugendliche, die den passenden Platz nicht gefunden haben. Ihre Chancen, im jetzt beginnenden Ausbildungsjahr ins Berufsleben zu starten, sind gut: Aktuell sind im Agenturbezirk Montabaur noch 987 freie Ausbildungsstellen zu besetzen. Allen, die auf den „anfahrenden Zug“ aufspringen möchten, rät Wagner, sich schnellstmöglich bei der Berufsberatung zu melden. red
Die kostenlose Servicenummer der Berufsberatung ist 0800/455 55 00.