Hilfe Tim Baldus aus Hardt hofft, Mann in Down Under das Leben retten zu können
Tim Baldus spendete Stammzellen: 23-Jähriger hofft nun, einem Australier das Leben retten zu können
Von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) gab's für Tim Baldus als Dank für seine Spende ein Buch. Vor, während und nach der Spende fühlte er sich von allen Seiten gut betreut. „Ich würde es wieder tun“, sagt er. Foto: privat

Hardt. Viel weiß Tim Baldus aus Hardt nicht über den Mann, dem er womöglich mit einer Stammzellenspende das Leben gerettet hat. Bekannt ist bislang nur, dass 1,5 Liter seines Blutes, vermischt mit Knochenmark, von der Frankfurter Uniklinik aus rund 14.500 Kilometer um den Globus geflogen wurden, um einem 30-jährigen Leukämiepatienten in Australien zu helfen.

Doch diese knappen Informationen reichen aus, dass der 23 Jahre alte Krankenpfleger aus dem Westerwald emotional sehr berührt ist von dieser Erfahrung, die ihn ab sofort mit einem ihm völlig unbekannten Mann in Down Under verbindet. Keine Frage also, dass er sich jederzeit wieder zu einer Spende bereit erklären würde.

Schon während seiner Ausbildung zum Krankenpfleger (2011 bis 2014) im DRK-Krankenhaus Hachenburg hat sich Baldus bei einer großen Aktion der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) typisieren lassen. „Das ist doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit“, sagt der junge Hardter, der sich seit geraumer Zeit auch ehrenamtlich beim Roten Kreuz engagiert. Es dauerte dann bis zum Frühjahr 2017, bis Baldus wieder etwas von der DKMS hörte: „Aus heiterem Himmel erhielt ich eine SMS mit der Bitte, mich schnell zu melden, da ich eventuell als Stammzellenspender infrage käme“, berichtet er. Zunächst musste er daraufhin beim Hausarzt eine frische Blutprobe nehmen lassen. Dann blieb es länger ruhig, ehe er die Nachricht erhielt, dass der Patient (Herkunft und Alter hat Baldus erst nach der Spende mitgeteilt bekommen) derzeit nicht transplantierbar sei. Es folgte ein Wechselbad der Gefühle. „Ich wusste ja nicht, ob ich doch noch spenden kann oder nicht. Der Gedanke, dass ein Menschenleben davon abhängt, hat mich schon sehr beschäftigt“, erzählt der 23-Jährige sichtlich bewegt.

Und so ging's am 6. November, mit seiner Schwester als Begleitperson, per Zug nach Frankfurt. Nach weiteren Untersuchungen und Aufklärungen stand am nächsten Morgen in aller Frühe der Eingriff an. Schon währenddessen wartete ein Kurier, der die Spende sofort in Empfang nahm, um sie auf schnellstem Wege zum Flughafen zu bringen. Tim Baldus wurde im Anschluss darüber aufgeklärt, dass er für einen 30-jährigen Australier gespendet hat. „Das war ein sehr emotionaler Moment für mich. Plötzlich wurde der bis dato völlig anonyme Empfänger konkreter: ein Mann, der nur wenige Jahre älter ist als ich selbst. Meine Gefühle in dieser Situation sind schwer in Worte zu fassen. Ich hoffe seitdem, dass die Transplantation funktioniert hat und der Mann wieder gesund wird.“ Die rund drei Tage andauernden Schmerzen im Rücken nach der Operation („Das fühlte sich an wie nach einem Pferdetritt oder einem Sturz aufs Steißbein.“) nahm er dafür gerne in Kauf.Mitte September erhielt er einen erneuten Anruf der DKMS, und dann ging alles ganz schnell. Der Spendetermin wurde auf den 7. November festgesetzt. Davor standen noch einige Voruntersuchungen beim DRK-Blutspendedienst in Frankfurt. Ursprünglich war geplant, dass Baldus seine Stammzellen über eine vergrößerte Blutspende (eine sogenannte periphere Spende) abgeben sollte. Bei seiner Untersuchung von Kopf bis Fuß wurde jedoch festgestellt, dass dies aufgrund einer vergrößerten Milz nicht möglich ist. Und so gab es nur noch den Weg einer größeren Knochenmarkspende unter Vollnarkose. „Das war mir letztlich sogar lieber. Denn bei der peripheren Spende hätte ich einige Tage Medikamente nehmen müssen, die grippeähnliche Symptome verursachen und auf diesem Wege die Stammzellen aus dem Knochenmark spülen“, berichtet der Krankenpfleger.

Einen ersten Hinweis darauf, ob seine weltumspannende Hilfsbereitschaft erfolgreich war, bekommt Tim Baldus etwa drei Monate nach der Transplantation automatisch von der DKMS. Wenn die Diagnose negativ ausfällt, ist es möglich, dass der 23-Jährige aus Hardt binnen zwei Jahren noch einmal um eine Spende für den Australier gebeten wird. Ab sofort besteht zudem die Möglichkeit, dass sich beide Männer – wenn auch anonymisiert – über die DKMS Briefe schreiben. Nach zwei Jahren dann dürfen die konkreten Kontaktdaten ausgetauscht werden. Unter Umständen bietet die DKMS sogar Treffen an. „Ich würde den Mann wahnsinnig gerne kennenlernen“, sagt Baldus, der zurzeit berufsbegleitend das Fach „Gesundheit und Management“ in Köln studiert. Als Angestellter einer Leiharbeitsfirma ist er zurzeit als Pfleger in der Mainzer Uniklinik im Einsatz. Dass er sich dort gerade auf der Onkologiestation um Leukämiepatienten kümmert, ist für ihn Schicksal.

Von unserer Redakteurin Nadja Hoffmann-Heidrich

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