Nun kann bei Bedarf über die Integrierte Leitstelle Montabaur ein Telenotarzt angefordert werden. Das bedeutet in der Praxis für die Rettungskräfte vor Ort, dass sich eine der beiden Telenotarzt-Zentralen an der BG Unfallklinik in Ludwigshafen und dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier mit ihnen in Verbindung setzt und sie per Telefon einschließlich Videoübertragung im Einsatz unterstützt. Der weitere Plan ist, bis Ende des Jahres 18 der 26 Rettungswachen im Rettungsdienstbereich Montabaur an das neue System anzuschließen. Dabei handelt es sich um jeweils vier Rettungswachen im Rhein-Lahn-Kreis und dem Westerwaldkreis sowie jeweils fünf in den Kreisen Altenkirchen und Neuwied. Die anderen Wachen könnten bis Mitte 2025 folgen.
„Nadelöhr“ sind die Schulungen
Das „Nadelöhr“ bei der Anbindung stellen die Schulungen der Notfallsanitäter dar. Ende September bis Anfang Oktober wurden bereits die Multiplikatoren-Schulungen, nun werden nach und nach die Fortbildungen der Notfallsanitäter auf den Rettungswachen durchgeführt. Nach Abschluss der Schulungen erfolgt dann in Abstimmung mit den Telenotarzt-Zentralen die Kopplung an das bestehende System. Die Landräte loben: „Das Telenotarzt-System ist insbesondere in unserem ländlichen Rettungsdienstbereich eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Notarztsystem.“
Mehrbelastung für Rettungskräfte
„Um die Schulungen zügig umsetzen zu können, war und ist vor allem ein Engagement des Rettungsdienstes und des DRK notwendig und besonders hervorzuheben, dass die erforderlichen Schulungen zusätzlich zum laufenden Betrieb auf die Beine gestellt wurden“, werden in der Presseinfo alle vier Landräte zitiert. Achim Schwickert (Westerwald), Achim Hallerbach (Kreis Neuwied), Peter Enders (Kreis Altenkirchen) und Jörg Denninghoff (Rhein-Lahn-Kreis) betonen die Mehrbelastung der Rettungskräfte.
Kein Ersatz für Notarzt vor Ort
Der Telenotarzt kann beispielsweise bei längeren Anfahrtszeiten des Notarztes hinzugeschaltet werden und bietet den Notfallsanitätern bei der Gabe von Medikamenten die Möglichkeit einer ärztlichen Rücksprache und (rechtlichen) Absicherung. Aber auch bei der Einschätzung, ob ein Patient in ein Krankenhaus mitgenommen werden muss oder darauf verzichtet werden kann – gerade im Fall eines Patientenwunsches –, bietet der Telenotarzt Unterstützung für den Rettungsdienst. Das neue System bedeute aber nicht, dass künftig kein Notarzt mehr zu Einsätzen hinzugezogen wird, heißt es. „In keinem Fall ersetzt der Telenotarzt den Notarzt vor Ort. Der wird weiterhin uneingeschränkt nach den Kriterien des Notarzteinsatzkataloges durch die Integrierte Leitstelle alarmiert“, versichern die Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstbereichs, Christian Voigt und Stefan Schaefer.