Volker Klüpfel bei ww-lit
„Svetlana“ stiehlt ihrem Schöpfer beinahe die Schau
"Nun iss schon Datteln - sind gut für Haare!" Das und der Verzehr eingelegten Knoblauchs war ungefähr alles, was Schriftsteller Volker Klüpfel seiner Partnerin bei der Lesung in Westerburg abschlug. Ansonsten ließ er sich von der Spielfreude mitreißen.
Röder-Moldenhauer

Freunde der „Kluftinger“-Krimis kennen ihn: Zu den Westerwälder Literaturtagen hatte Volker Klüpfel sein Solo-Erstlingswerk mitgebracht – und dessen Protagonistin „Svetlana“ alias Katharina Spiering, die auch in den „Klufti“-Verfilmungen mitspielt.

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„Der Westerwald ist wie das Allgäu, nur mit Fachwerk“, fühlt sich Volker Klüpfel gleich heimisch. Der Co-Autor der Krimireihe um Kult-Kommissar Kluftinger hat zu den Westerwälder Literaturtagen seinen ersten Solo-Roman „Wenn Ende gut, dann alles“ mitgebracht. Und Schauspielerin Katharina Spiering. Die ist – hauptsächlich in der Rolle von Klüpfels Protagonistin Svetlana – dermaßen gut aufgelegt, witzig und schlagfertig, dass sie dem Schöpfer ihrer Figur fast schon die Schau stiehlt.

Das beginnt bereits mit ihrem Eintreffen. Atemlos stürmt „Svetlana“ von hinten durch den Saal, dabei trotzdem lebhaft lamentierend über die Bahn und ihre Verspätung. Die Putzfrau – eine andere, politisch korrektere Berufsbezeichnung akzeptiert sie nicht – ist zugleich patente Lebens- und Wellnesscoachin der männlichen Hauptfigur des Romans. Dieser Tommi Mann trägt unverkennbar autobiografische Züge Klüpfels. Wenn der Autor Klüpfel über die Schaffenskrisen des Schriftstellers Mann witzelt („Von der Muse geküsst? Ach was, eine wilde Knutscherei war das!“), weiß er ganz offenbar, wie sich das anfühlt.

„Du hast einen russischen Trinkspruch nach dem anderen rausgehauen.“
So hat sich Schauspielerin Katharina Spiering bei Autor Volker Klüpfel als „Svetlana“ profiliert.

Der Untertitel „Svetlana, der Dichter und der Fall mit dem einsamen Kind“ zeigt, dass die ukrainische Raumpflegerin die Hauptfigur der Geschichte ist. Und der Unter-Untertitel „Svetlana und Tommi ermitteln 1“ verweist darauf, dass es „mindestens eine Trilogie“ werden soll, wie Klüpfel in Aussicht stellt. Auf Spiering als Partnerin seiner Lesung sei er gekommen, weil sie einerseits bereits die „heimliche Hauptperson der Kluftinger-Verfilmungen“, nämlich Sekretärin Sandy Henske, spielt. Andererseits seien sie mal in Berlin in einer Bar versackt, „und du hast einen russischen Trinkspruch nach dem anderen rausgehauen“. Da habe er bei seiner ukrainischen Protagonistin direkt an sie gedacht.

Dabei sollte die Hauptperson zuerst eine Sächsin sein, erzählt Klüpfel. Spiering gibt gleich eine Hörprobe: „Dann sollste och mein´ rischd´schen Nam´ schrei´m: Cindy Doreen“, sächselt sie drauflos. Denn „alles Osteuropäische“ sowie Sächsisch und Berliner Schnauze („da komm´ ick ja her“) beherrscht die Schauspielerin und Synchronsprecherin aus dem Effeff.

„Moder und Medikamente, Sagrotan und Siechtum.“
Diese Assoziationen weckt das Altersdomizil des Vaters bei Klüpfels Protagonist Tommi.

Weil Klüpfel sein Solo-Werk wie die Kluftinger-Krimis im Allgäu angesiedelt hat („da habe ich mir in den letzten 20 Jahre eine gewisse Expertise erworben“), versucht sich die Mimin auch als Allgäuer Perle und sorgt als Creszenzia Brunhilde Edeltraud für Lacher. Aber auch als Tommis Vater weiß sie zu überzeugen, während Klüpfel den Sohn liest. Der findet, dass es im Seniorenwohnpark nach „Moder und Medikamenten, Sagrotan und Siechtum“ müffelt, aber immerhin kann er so in Vaters Bus logieren.

Es folgt ein „Seitensprung“ beim Lesen: „Sie merken, da fehlen einige Details“, sagt Klüpfel und ergänzt: „Das ist zu Ihrem eigenen Schutz.“ Schließlich will er seine potenziellen Leser nicht spoilern, damit sie seinen Roman mit Freude und Spannung lesen können. Gleichzeitig muss er sein Werk hie und da gegen seine Bühnenpartnerin verteidigen: So bremst sie ihn aus, als es gerade spannend wird – als Svetlana das Kind allein am verregneten Straßenrand erblickt hat und Tommi schließlich hält, um nach dem Mädchen zu schauen.

Autor Volker Klüpfel (links) und Schauspielerin Katharina Spiering (hinten, Mitte) verteilen Kostproben von Wodka und Snacks ans Publikum in der Westerburger Stadthalle.
Katrin Maue-Klaeser

„Du kannst die beiden doch jetzt nicht einfach anhalten lassen“, pflaumt Spiering Klüpfel an. Schließlich seien Svetlana und Tommi mindestens zwei Kilometer weitergefahren, bis sie ihn endlich überzeugt hat, nach dem Kind zu sehen: „Das müssen sie doch wieder zurückfahren“, verlangt Spiering, und Klüpfel lenkt ein, obwohl er findet: „Diese Transferleistung traue ich den Westerburgern schon zu.“

Während Klüpfel die Datteln, die Svetlana als Nahrung für Hirn und Haar empfiehlt, rigoros ablehnt, greift er beim Gläschen Wodka zu, ehe die beiden gemeinsam auch im Publikum Kostproben verteilen, die Svetlana aus den Untiefen ihrer Tasche hervorzaubert. Programmleiterin Katharina Roßbach verabschiedet schließlich Bühnengäste und Publikum, nicht ohne auf die weiteren Termine der Westerwälder Literaturtage hinzuweisen.

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