Abwechslung und Spannung
„Theaterfieber“ hatten die Sänger ihr Konzert genannt. Und tatsächlich erlebte das Publikum im ausverkauften Saal von Wallis ein Konzert, das vor Energie, Abwechslungsreichtum und Spannung nur so strotzte. Die Leitung lag in den bewährten Händen von Edda Sevenich, die in der Region inzwischen so etwas wie ein Garant für sehens- und hörenswerte Musikrepertoires ist.
Informativ, aber unterhaltsam und immer augenzwinkernd moderierte sie durch ein Programm, das auf den gemischten Chor wie angegossen passte. Schmissig der Beginn mit Smetanas Chor der Landsleute, danach die Leichtigkeit bei Mozarts Chor aus „Idomeneo“, rhythmische und textliche Präzision bei Wagners Brautchor aus Lohengrin und schwelgerische Romantik beim „Mondchor“ aus Otto Nicolais „Lustige Weiber von Windsor“. Es war faszinierend zu erleben, wie ein für dieses Sujet eigentlich zu kleiner Chor die Schwierigkeiten der Opernliteratur nicht nur bewältigte, sondern stets den Funken auf sein Publikum überspringen ließ.
Theaterfieber im besten Sinne. Großen Anteil am Erfolg der Veranstaltung hatten natürlich auch der Bass-Bariton Stefan Sevenich, der dem Chor schon lange verbunden ist. Er nimmt mit seiner fulminanten Stimme und großer Spielfreudigkeit jeden sofort in Bann. So war er im Laufe des Abends mit Arien aus Mozarts „Figaro“ und Bizets „Carmen“ zu erleben. Besondere Erwähnung verdient die Chorszene aus „Zar und Zimmermann“, in der Stefan Sevenich als Bürgermeister mit dem Chor gemeinsam agierte.
Die „Singschule“ ist ein Kabinettstückchen der Opernliteratur. Trotz konzertanter Aufführung erschloss sich dem Publikum die Szene unmittelbar, so plastisch präsentierten Chor und Solist diese Szene. Nach der Pause ging es zum vermeintlich leichteren, nichtsdestotrotz nicht weniger schwierigen Fach der Operette und des Musicals über. „Ach ich hab‘ in meinem Herzen darinnen“ und „Du traumschöne Perle der Südsee“ interpretierte der bestens vorbereitete Chor mit großem Schmelz. Dass ihnen auch modernere Rhythmen liegen, bewiesen die Frauen der Hirtscheider danach mit Szenen aus Bernsteins „West Side Story“ und „Sister Act“. Die Soloparts gelangen Lisa Stühn, Lena Leukel und Katharina Kühn – alle drei temperamentvoll und mit wunderbaren Stimmen ausgestattet.
Zehnjährigen Vorsitz gewürdigt
Letztere wurde während des Konzertes für ihre zehnjährige Arbeit als Vereinsvorsitzende geehrt. Frauenpower auch am Klavier: Angelika Achter aus Regensburg trug mit ihrem hochvirtuosen Spiel als kongeniale Partnerin maßgeblich zum Erfolg des Konzertes bei. Am Ende nach einem gefühlvollen und sentimentalen „Irgendwo auf der Welt“ von Heymann stehende Ovationen und großer Applaus. Das begeisterte Publikum erklatschte sich drei Zugaben.
Natürlich war der Gefangenenchor aus Nabucco dabei, und ein Hauch von Verona durchflutete den Alpenroder Konzertsaal.
Man darf sich jetzt schon auf die nächsten Konzerte des Stimmgeflechts Hirtscheid freuen, denn offensichtlich gelingt dem Team Edda Sevenich und Katharina Kühn immer wieder etwas Innovatives und Spannendes, was unsere Region bereichert und sie auch dringend braucht. red