Von unserem Redakteur Daniel Weber
Anfang 2015 wird im Bundestag abschließend über die Aufnahme des früheren Truppenübungsplatzes auf dem Stegskopf ins Nationale Naturerbe entschieden – dabei handelt es sich aber wohl nur noch um eine Formsache. Vor einer Infoveranstaltung am Mittwoch, 17. Dezember, in Daaden, bei der es um den Stand der Konversion und die künftige Entwicklung des Naturraums gehen soll, haben sich die Landräte Achim Schwickert (Westerwald) und Michael Lieber (Altenkirchen) in einem Brief an Ministerpräsidentin Malu Dreyer für ein Biosphärenreservat mit dem Stegskopf als Kernzone ausgesprochen. Zudem fordern sie mehr Unterstützung seitens des Landes. In ihrer Antwort drückt Dreyer allerdings auf die Euphoriebremse.
Lieber und Schwickert betonen, dass sie eine engere Zusammenarbeit von Bund, Land und Kommunen für dringend notwendig erachten. Die Chancen, die sich durch das Nationale Naturerbe ergeben, könnten nur genutzt werden, wenn das Land hilft, etwa ein Biosphärengebiet zu schaffen wie es in anderen Bundesländern bei Konversionsprojekten bereits gelungen sei.
Die Landräte haben dabei eine Kooperation mit Hessen und NRW im Blick. Im Brief an Dreyer heißt es: „Wir möchten mit Ihnen die Chancen besprechen, die sich durch ein Biosphärengebiet Westerwald in einer naturräumlich so besonderen Gegend, wo das bekannte Westerwaldlied entstanden ist und zwischen Rothaargebirge und Siebengebirge außergewöhnliche Naturschönheiten, Biodiversität sowie eine große Artenvielfalt vorzufinden sind, ergeben können.“ Als Ziel wird eine „naturverträgliche und touristisch sanfte Nutzung“ genannt.
Der Stegskopf könne als Kernfläche eines international vermarktbaren Biosphärengebiets zum Ausgangsort für verschiedene Aktivitäten werden, verdeutlichen die Kreischefs. Dies werde aber nur mit Mitteln der EU, des Landes und aufgrund der besonderen Lage im Dreiländereck möglich sein. Der bestehende Nationale Geopark Westerwald-Lahn-Taunus könne hier einen guten Ansatz bieten.
Die Landräte sparen aber auch nicht mit Kritik: Aus ihrer Sicht tun Bund und Land bislang in der konzeptionellen Planung zu wenig. Dabei dränge die Zeit – nur noch diesen Winter werde die Infrastruktur des Platzes (Wasser, Heizung, Strom, DSL) bewirtschaftet. Schwickert und Lieber: „Zum Frühjahr 2015 müssen wir die ersten Wege frei geben und Konzepte auf den Tisch gelegt haben.“ Man wolle daher zusammen mit der Landesregierung und unter Einbeziehung der Bürgerinitiativen und Verbände „mehr Schwung und Dynamik“ in den Prozess bringen„.
Zwar erwarte man keine sehr hohen Investitionen, jedoch „klar eine aktivere und unterstützende Rolle seitens des Landes“. Es könne nicht angehen, dass – während andernorts viel Geld in Konversionsprojekte investiert worden sei – für den Stegskopf nur eine Studie für Wanderwege finanziert werde. „Das ist eindeutig zu wenig, und wir werden das als Westerwälder auch in Zeiten knapper Kassen nicht hinnehmen.“
Nachdrücklich sprechen sich die Landräte dafür aus, den kompletten Truppenübungsplatz (ohne die versiegelten Flächen) als Naturschutzgebiet auszuweisen, zumal weite Teile bereits als Natura-2000-Gebiete anerkannt seien. Ein Biosphärenreservat mit weiteren geschützten Flächen in der Nähe könne den Naturraum „auf eine neue nationale und internationale Ebene mit großer Strahlkraft stellen“.
Ministerpräsidentin Dreyer begrüßt zwar die Überlegungen, die Konversion auf dem Stegskopf „im Kontext der Gesamtentwicklung des Hohen Westerwalds zu sehen und entstandene Potenziale für eine nachhaltige Gesamtentwicklung auch zu nutzen“. Es sei indes „sehr sorgfältig zu prüfen“, ob ein Biosphärenreservat hierfür die „bestmögliche Plattform“ darstelle – denn ohne Anerkennung durch die Unesco werde der erhoffte Nutzen vermutlich verfehlt.
Das Land, so verspricht Dreyer, werde den Bund als Eigentümer konsequent auf seine Verpflichtungen beim Naturschutz hinweisen. Eine Sicherung als Naturschutzgebiet sei aufgrund der veränderten Situation derzeit aber „nicht mehr erforderlich“.