Ja zu Projekt in Montabaur
Stadtrat will mit Jugendherberge in Zukunft investieren
Die städtischen Gremien haben dem Umbau des Rathauses zu einer City-Jugendherberge zugestimmt. Im Juni haben die Verbandsgemeindegremien zu befinden.
Katrin Maue-Klaeser

Die Planung für eine City-Jugendherberge im Herzen der Kreisstadt findet im Stadtrat nur Befürworter. Die Kritiker des Vorhabens im Zuhörerraum halten sich zurück, obwohl sie in der Sitzung Rederecht erhalten.

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Einstimmig hat schon der Hauptausschuss der Stadt Montabaur für das Jugendherbergsprojekt am Konrad-Adenauer-Platz gestimmt, und einstimmig spricht sich auch der Stadtrat für den Umbau des Rathauses zu einem modernen Hostel aus. In vier Wochen wird das Thema auch im Verbandsgemeinderat auf der Tagesordnung stehen – dieser hat, chronologisch und von den Eigentumsverhältnissen, das letzte Wort.

Der Stadtrat beschloss auf Vorschlag der Vorsitzenden Melanie Leicher (FWG) hin, den Zuschauern eine Redezeit zum Thema „Verkauf der Rathausaltbauten am Konrad-Adenauer-Platz 8 und 9 – Umbau zu einer Jugendherberge“ einzuräumen. Zu Beginn der Beratung gab das Gremium dem Publikum zehn Minuten Zeit, Statements abzugeben. Weder von den Kritikern, die ihre Bedenken in einem Flugblatt bereits vor der Hauptausschusssitzung publik gemacht hatten, meldete sich jemand zu Wort, noch nutzten die beiden Vertreter des Familienferiendorfs Hübingen die Gelegenheit, dem Stadtrat ihre Kritikpunkte vorzutragen.

„Wir haben lang diskutiert, wie wir die Innenstadt fördern können – jetzt haben wir eine Idee, die für gut befunden wird.“
Peter Hülshörster, CDU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat Montabaur, zum Jugendherbergsprojekt

Ausführlich äußerte sich hingegen CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Hülshörster als erster Redner zum Thema, das „die Gemüter aufgewühlt hat“, wie er sagte. Er begann mit einem klaren Bekenntnis zu dem Projekt: „Die Entscheidung dafür ist allein richtig.“ Die Gründe seien vielfältig: Eine schnelle Entwicklung des Objekts nach dem Umzug der Verwaltung sei entscheidend für die Stadtentwicklung; die Stadt könne und wolle sich keinen langen Leerstand leisten, der einen „Trading-down-Effekt“ auf die gesamte Innenstadt hätte; die Jugendherberge brächte dagegen Jugendliche und Familien in die Innenstadt; Klagen von Geschäftsleuten und Bürgern, dass die Innenstadt leer sei, fänden ein Ende.

„Wir haben lang diskutiert, wie wir die Innenstadt fördern können – jetzt haben wir eine Idee, die für gut befunden wird“, fuhr Hülshörster fort. Das Herbergsprojekt biete die Chance für Nachhaltigkeit und eine langfristige Entwicklung. Die Ansiedlung „bringt Publikum, Leben und Verkehr in die Innenstadt“, die auch für die umliegenden Ortsgemeinden, die Verbandsgemeinde sowie die Jugend- und Familieneinrichtungen Familienferiendorf Hübingen und Karlsheim Kirchähr Chancen böten. Gerade die Bedenken Letzterer habe man diskutiert und abgewogen: Eine City-Jugendherberge und die beiden Institutionen im Grünen machten völlig unterschiedliche Angebote, resümierte der CDU-Fraktionsvorsitzende.

Optisch fügt sich die konzipierte Fassade der Jugendherberge in die bestehende Bebauung ein. Eine Änderung des Bebauungsplans ist laut Verwaltung für den Umbau nicht erforderlich.
Visualisierung: Fries Architekten

Wie sich die Herberge in die Bebauung einfügen werde, dazu gebe es unterschiedliche „Geschmacksvorstellungen“ – doch schließlich handle es sich um einen ersten Entwurf, auf dessen Grundlage man zu einer Gestaltung finden werde, „die sich gut einfügen wird“, zeigte sich Hülshörster überzeugt. Wenn sich die vom Jugendherbergswerk avisierten 80.000 Übernachtungen einstellten, dann würden rund 200 Personen pro Tag die Innenstadt sicher nicht überfordern, zeichnete er eine „Gewinnsituation für alle Beteiligten“ auf. Die Kritiker, die seiner Ansicht nach „ureigenste Interessen“ und nicht das Gemeinwohl vertreten, nannte er „Protagonisten des Beharrens“. Dagegen setze der Stadtrat „auf die Zukunft unserer Stadt“.

Für die SPD stimmte deren Fraktionsvorsitzender Harald Birr den Ausführungen Hülshörsters im Wesentlichen zu. Er fasste in fünf Punkten zusammen:

  • Das Projekt sei ein Impulsgeber für die Stadt.
  • Die positive Infrastruktur sei Montabaurs Vorteil und führe zu solchem Investoreninteresse, das sich zudem optisch gut in den Konrad-Adenauer-Platz einfüge.
  • Die Alternative sei Leerstand, „eine Ruine“, und ein Abriss bedeute ein Investment in ähnlicher Höhe wie die Investitionsförderung an das Jugendherbergswerk.
  • Das Projekt finde die Fürsprache ortsansässiger Hoteliers unter dem Motto „Konkurrenz belebt das Geschäft“.
  • „Was ist unser Risiko?“, fragte er zuletzt. Die Stadt investiere 1 Million Euro (über den anteiligen Kaufpreisverzicht hinaus), ein Leerstand würde ihr aber auch Kosten verursachen.

Vorsitzender Carsten Irrgang sagte, die FWG-Fraktion sehe der Jugendherberge positiv entgegen und werde zustimmen. Einen Impuls sehe seine Fraktion im Projekt nicht nur für Stadt und Verbandsgemeinde, sondern für den Kreis und die Region. Die 1800 Personen, die früher in der Kaserne gewesen seien, hätten die Stadt auch belebt und bereichert. Für die FDP forderte Thomas Selbach, einige kritische Punkte nochmals anzuschauen, aber das Potenzial des Projekts zu nutzen.

„Das ist ein Faktor für Stadtentwicklung und Aufenthaltsqualität. Es ist eine Investition in die Zukunft unserer Stadt.“
Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher (FWG) spricht sich für die Planung aus.

Schließlich trug Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher ihr Statement vor. Sie hob hervor, dass eine City-Jugendherberge „viel mehr ist als ein Schlafplatz“, nämlich ein Ort der Kultur und des Austauschs. Die Gäste würden Schwimmbad, Kino, Quendelberg, Gastronomie und Geschäfte besuchen: „Das ist ein Faktor für Stadtentwicklung und Aufenthaltsqualität“, so Leicher. „Es ist eine Investition in die Zukunft unserer Stadt“, schloss sie. Das einstimmige Votum des Stadtrats für das Vorhaben wurde vom Gremium selbst sowie aus dem Zuhörerraum heraus mit Applaus aufgenommen.

Kritiker schlagen Gesprächsangebot aus

Am Vorabend der Stadtratssitzung hatte Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher die Unterzeichner eines Flugblatts eingeladen, um deren Fragen und Kritikpunkte am Jugendherbergsprojekt am Konrad-Adenauer-Platz im Dialog mit Vertretern von Stadt und Verbandsgemeinde zu besprechen und in einen Dialog einzutreten. Ebenfalls eingeladen habe sie alle, die sich direkt an sie oder die Verwaltung gewandt hätten. Doch während fast ein Dutzend Ansprechpartner bereitstanden, war von den Kritikern nicht ein einziger in die Bürgerhalle gekommen. Ihrer Enttäuschung darüber gab Leicher in der Stadtratssitzung Ausdruck. Separat stehen Leicher und VG-Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich im Austausch mit Vertretern des Familienferiendorfs sowie des Karlsheims.

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