Die freundlichen Holzwagen seien extra für Waldkindergärten umgebaut, hatte VG-Mitarbeiterin Jennifer Fast vom Fachbereich Bauen und Umwelt der VG Höhr-Grenzhausen dem Stadtrat und später dem Ausschuss erklärt. Es gebe sie mit Terrasse und Vordach, mit Sitzgelegenheiten innen und einer Hochebene, um dort zu spielen. Für 25 Kinder sei in einem Wagen eines Waldkindergartens Platz. Dort sollten sich die Kleinen allerdings vorwiegend draußen aufhalten.
„Was wir vermutlich auch bräuchten, ist ein Schlafraum und ein Büroraum.“
Jennifer Fast vom Fachbereich Bauen und Umwelt der VG Höhr-Grenzhausen
Für die Kita Sonnenschein, die kein reiner Waldkindergarten werden soll, schlug die Ingenieurin des Bauamts eine Wagengruppe mit einem Küchenwagen, zwei Spielwagen und einem Mehrzweckwagen vor. So gebe es Platz für 50 Kinder, machte sie deutlich. Sie habe bereits mit den Behörden und den Erzieherinnen gesprochen, sagte Jennifer Fast. „Was wir vermutlich auch bräuchten, ist ein Schlafraum und ein Büroraum“, erklärte sie. Dazu komme ein Toilettenwagen.
Die Containeralternative, größer als der Waldkindergarten, da sich drinnen aufgehalten würde, könnte auf 300 von 900 Quadratmetern eines Supermarktparkplatzes stehen. Die Kosten dafür lägen bei 405.000 Euro, so die Bauamtsmitarbeiterin. Dabei seien alle gesetzlichen Auflagen erfüllt. Dazu kämen die Energiekosten, die höher seien als bei den ursprünglich angedachten „Wichtelwagen“ eines speziellen Anbieters. 630.000 Euro hatte Jennifer Fast dem Stadtrat als Größe für den finanziellen Aufwand der Stadt genannt, doch die Wagen seien weiterhin nutzbar. „Die Wichtelwagen wären ideal für Schülerferienfreizeiten geeignet“, hatte Stadtbürgermeister Michael Thiesen angeregt vor der gemeinsamen Entscheidung, dieser Idee weiter nachzugehen.
„Die Wichtelwagen wären ideal für Schülerferienfreizeiten geeignet.“
Stadtbürgermeister Michael Thiesen
Doch bei dem bisher ausgewählten Anbieter seien nicht alle gesetzlichen Auflagen erfüllt, musste Jennifer Fast nun vor dem VG-Ausschuss zugeben. Die lichte Raumhöhe müsse 2,50 Meter – nicht 2 Meter, wie angeboten – betragen, die Wände und die Decke gedämmt sein für das Provisorium der Kannenbäckerstadt. Das könne der Anbieter nicht leisten. Deshalb sei nun die Überlegung, Bauwagen selbst ausbauen zu lassen. „Wie Tinyhouses“, veranschaulichte die Ingenieurin.
Die Kinder bräuchten eine große Außenfläche, weil sie vorwiegend draußen seien. Als Grundstück böte sich deshalb eine 2734 Quadratmeter große Fläche im Wald im und am Schwimmbad Linderhohl an, machte Jennifer Fast nun auch vor dem Haupt- und Finanzausschuss der Verbandsgemeinde deutlich. Dort müssten die Bäume auf Sicherheit geprüft werden, das Gebiet eingezäunt und ein Zugang erstellt werden.
„Wir sind hier an einem Schwimmbad.“
VG-Bürgermeister Thilo Becker
Das Grundstück am Naturfreibad gehört der VG. Diese muss zustimmen, damit das Projekt zustande kommen kann. Bei einem Ortstermin nahmen die Mitglieder des HFA der Verbandsgemeinde deshalb die Fläche in Augenschein. Er sei ein bisschen skeptisch, erklärte Thilo Becker dazu: „Wir sind hier an einem Schwimmbad.“ Daneben fließe der Seelbach, sagte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde. Er habe keine Lust auf Unglücksfälle, wie es sie schon häufiger gegeben habe, wenn Kinder unbemerkt ausgebüxt und dann in einem nahe gelegenen Wasser ertrunken seien. „Wenn hier etwas geplant wird von der Stadt, dann gibt es hier keinen kleinen Stabgitterzaun, sondern einen hohen Stabgitterzaun“, stellte Becker fest.
Auch die Lautstärke des Ortes, die fehlenden Parkplätze während der Sommermonate, wenn das Schwimmbad geöffnet ist, und die Strecke von den Elternautos zum Kindergarten, die über einen Wanderweg führen solle, waren zuerst im Stadtrat Thema und wurden nun auch im Ausschuss kritisch angemerkt. Schließlich stimmten sieben von zehn Ausschussmitgliedern dagegen, der Stadt dieses Grundstück zur Verfügung zu stellen; drei enthielten sich.
Allerdings einigte sich das Gremium auf den Vorschlag, einen möglichen Standort am Flürchen zu überprüfen. Zuvor waren andere Vorschläge als Übergangslösung während des etwa eineinhalbjährigen Sanierungszeitraums diskutiert und verworfen worden, darunter ein Grundstück am Moorsberg-Stadion oder das Gebäude eines Seniorenheims der Kirche. Das Projekt an sich wurde vom HFA unterstützt. „Die Idee mit dem Waldkindergarten, da müssen wir was machen, das ist zeitgemäß und das wollen die Eltern“, brachte Wolfgang Letschert den allgemeinen Konsens auf den Punkt.