Weiträumig ist noch am Donnerstagmorgen die in der Wambachstraße gelegene Selbstbedienungsfiliale abgesperrt. Die Spurensicherung fotografiert akribisch den Tatort, während sich Kriminalbeamte das Umfeld der Bank ausgiebig betrachten. Um 3.35 Uhr, so heißt es in einer Mitteilung des Polizeipräsidiums Koblenz, haben die unbekannten Täter in Hundsangen zugeschlagen. Anders, als bei so manch anderer Geldautomatensprengung ist am Gebäude selbst allerdings fast nichts zu erkennen.
In Hundsangen kam es am Donnerstagmorgen zur Sprengung eines Geldautomaten. Die Polizei fahndet nach den Tätern und bittet dabei die Öffentlichkeit um Mithilfe.Sprengung eines Geldautomaten in Hundsangen: Wer hat etwas gesehen?
Sachschaden in Höhe von 50.000 bis 100.000 Euro
Aus gutem Grund, wie die Westerwaldbank als hauptverantwortliches Geldinstitut für das SB-Center in der Westerwaldgemeinde auf Anfrage mitteilt: „Es war ein Sprengversuch, er hat aber nicht funktioniert. Dementsprechend ist auch kein Geld erbeutet worden“, erklärt die Westerwaldbank auf Anfrage. Trotz allem ist der Schaden im Innern beträchtlich: Auf 50.000 bis 100.000 Euro beziffert das Geldinstitut den Sachschaden. Der Automat sei zerstört, einige Scheiben seien gesprungen und auch an der Decke gibt es Schäden. „Es ist ein nennenswerter, aber nicht so großer Sachschaden, weil die Detonation nicht so groß war“, heißt es von der Bank mit Sitz in Montabaur.
Am Donnerstagmorgen kam es in Kirchberg zur Sprengung eines Geldautomaten. Die Polizei hat nun eine Fahndung eingeleitet und bittet um Mithilfe bei der Tätersuche.Geldautomatensprengung in Kirchberg: Polizei bittet um Hinweise
Rund eine halbe Stunde nach der missglückten Sprengung in Hundsangen war auch in Kirchberg im Hunsrück ein Geldautomat der Sparkasse Rhein-Hunsrück gesprengt worden. Inwieweit die Taten in Zusammenhang stehen, dazu wollte sich das Polizeipräsidium Koblenz auf Anfrage nicht äußern. Die Ermittlungen zu den Detonationen würden andauern, heißt es in einer Pressemitteilung. Aufgrund der großen Entfernung von über 100 Kilometern scheint es allerdings, trotz des hochmotorisierten Fahrzeugs, mit dem die Täter geflüchtet sein sollen, unwahrscheinlich, dass die selben Unbekannten in Hundsangen und im Hunsrück binnen 23 Minuten zuschlugen. “In der Regel handelt es sich um überregionale Tätergruppierungen, die auch große Anfahrt- und Fluchtwege in Kauf nehmen", erklärt das Polizeipräsidium Koblenz in einer Mitteilung.
Rekordjahr bei den Sprengungen
Insgesamt waren es die Taten 42 und 43 in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz, bei der Automatensprenger zuschlugen. In neun Fällen blieb es lediglich beim Versuch, wie das Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz auf Anfrage mitteilt. Damit ist 2022 ein Rekordjahr, denn bisher wurden in 2020 mit 35 versuchten bzw. vollendeten Automatensprengungen in einem Jahr verzeichnet. Und auch der Schaden im laufenden jähr ist bereits beträchtlich: Wie aus der auf 17. November datierten Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des Diezer CDU-Landtagsabgeordneten Matthias Lammert hervorgeht, sind bis dato 5.026.492 Euro an Schäden entstanden.
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Um es den Verbrechern so schwer wie möglich zu machen, an das Geld aus den Automaten zu kommen, berät das LKA regelmäßig die Geldinstitute in Sachen Sicherheitsvorkehrungen und gibt entsprechende Empfehlungen ab, denen auch die Westerwaldbank gefolgt ist. So war der der Standort in Hundsangen zwischen 23 und 5 Uhr verschlossen, was darauf schließen lässt, dass der oder die Täter sich gewaltsam Zutritt zum SB-Center in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bärenbrunnen verschafft haben.
Wie genau die Automatensprenger es ins Innere geschafft haben, dazu wollte sich die Westerwaldbank nicht äußern. Bereits bei den beiden weiteren Automatensprengungen in Siershahn und Kroppach in diesem Jahr, bei denen das Geldinstitut ebenfalls betroffen war, hatten sich die Täter allerdings von der nächtlichen Schließanlage, die die Bank auf Empfehlung des Landeskriminalamtes installiert hatte, nicht abhalten lassen und sich gewaltsam Zutritt verschafft.
Bereits 2019 Ziel von Verbrechern
Ängste der Hundsänger Bürgerinnen und Bürger, dass nunmehr kein Geldautomat mehr in die 2059 Einwohner zählende Gemeinde zurückkehrt, entkräftet die Westerwaldbank gegenüber unserer Zeitung: „Wir gehen davon aus, dass wir den Standort wiederherstellen werden.“ Wann das der Fall sein wird, hängt davon ab, wie schnell die Westerwaldbank einen neuen Geldautomaten beschaffen kann, der die eigenen Sicherheitsstandards erfüllt. „Das ist aktuell nicht so einfach“, heißt es hierzu vonseiten der Bank.
Der Geldautomat in der Wambachstraße war nicht zum ersten Mal Ziel von Verbrechern. Bereits im August 2019 hatten zwei unbekannte Täter, während in Hundsangen der Kirmesmontag ausklang, nachts mit mehreren Werkzeugen versucht, den Geldautomaten zu öffnen, was jedoch misslang. Die Täter konnten seinerzeit unerkannt entkommen. In der Folge wurde die Nachtschließung in der gemeinsamen SB-Filiale von Wessterwaldbank und Naspa installiert.