Bei der Sportlerehrung in Niedererbach rücken besondere Projekte, entgagierte Vereine und starke Athleten in den Blickpunkt
Sportlerehrung in Niedererbach: Westerwälder Nachwuchs macht viel Hoffnung – Zuspruch und mahnende Worte
Landrat Achim Schwickert (mit der Urkunde in der Hand) und Alfred Müllers vom 1. FFC Montabaur (sitzend mit den Händen ums Knie) wurden für ihren langjährigen Einsatz für den Sport geehrt. Foto: Moritz Hannappel
Moritz Hannappel

Niedererbach. „Bei uns in der Familie war es früher schon so, dass man Vorteile, die man vergeben kann, auch weitergeben sollte“, sagt Alfred Müllers. Mit diesem Satz in seiner Dankesrede macht der 93-jährige Vorstandssprecher des 1. FFC Montabaur, der gerade die bronzene Ehrennadel aus den Händen der Sportkreis-Vorsitzenden Susanne Bayer überreicht bekommen hat, deutlich, warum sich die vielen jungen Nachwuchssportler und deren Vereinsvertreter versammelt hatten.

Volles Haus im „Haus Erlenbach“ in Niedererbach: Einen würdigen Rahmen boten die Nachwuchssportler, Vereinsvertreter, Familien und Förderer. Foto: Moritz Hannappel
Moritz Hannappel

Am Mittwoch nach Aschermittwoch ist Zeit für die die Sportlerehrung des Westerwaldkreises und des Sportkreises Westerwald, für die diesmal der Schützenverein Niedererbach 1978 als Gastgeber fungiert hat.

Als Müllers sich für seine persönliche Auszeichnung bedankt, hängen die viele jungen Sportler an seinen Lippen. „Bereits in den Fängen des Nationalsozialismus' habe ich mir vorgenommen, in einem Beruf zu arbeiten, der junge Menschen fördert“, erinnert sich der frühere Lehrer. „Das, was ich erlebt habe, soll in Zukunft nicht mehr passieren.“ Und dann wird Müllers, der 2011 auch das Bundesverdienstkreuz von Angela Merkel verliehen bekommen hat, nachdenklich: „Leider stehen die Aussichten im Moment nicht gut, dass es nicht doch wieder passieren wird. Umso mehr sind unsere Beiträge bei den Menschen, die wir betreuen, sicherlich angebracht, sodass sich das Miteinander im Verein in größere Gemeinschaften, ja am Ende gar ganze Völker überträgt.“

Genau dieses Miteinander im Verein greift auch Bayer das ein oder andere Mal während der Würdigung der vielen Projekte und Nachwuchssportler auf. So zum Beispiel als die 12-jährige Emma neben der Sportkreis-Vorsitzenden sitzt. Emma übt in ihrer Freizeit bei den Sportfreunden Montabaur Aktiv die Sportart Judo aus. Mit einem Förderbeitrag von 700 Euro würdigte der Sportkreis das Projekt „Fit für die Schule“. Nach dem erfolgreichen Kurs „Judo spielend lernen“ im vergangenen Jahr folgt nun die nächste Auflage für Neueinsteiger und talentierte Judoka. Neben Judo und Fitness stehen dort auch Spiel und Spaß im Vordergrund.

Der sportliche Nachwuchs aus dem Westerwald stand bei der Veranstaltung des Sportkreises in Niedererbach ganz klar im Mittelpunkt. Foto: Moritz Hannappel
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Auch Emma ist dabei, doch nicht nur als Teilnehmerin. „Emma ist immer mittwochs bei den kleineren Kindern mit im Training und hilft, wo sie nur kann“, stellt Ernst Elenz, der Vorsitzende des Vereins, heraus und ergänzt: „Wir versuchen die Jugend mit hereinzubekommen, sodass sie weiter im Verein integriert sind.“ Der Wert eines solchen Beispiels wird an diesem Abend in Niedererbach noch einmal bedeutender, als der TuS 07 Bannberscheid sein Projekt vorstellt.

Seit 2021 bietet der TuS ein Eltern-Kind-Turnen an und erweiterte das Angebot zuletzt auch um ein Fahrrad-Training und eine Ballschule für junge Handballer. Die Gruppen sind mit 35 bis 40 Teilnehmern vollgefüllt – und die Wartelisten werden immer länger. Da fehle es einfach an Übungsleitern, sagen die Bannberscheider Verantwortlichen.

Aber der Abend „im östlichsten Teil des Kreises und der Verbandsgemeinde“, wie es Niedererbachs Ortsbürgermeister Andreas Neubert bei seiner Begrüßung festhält, macht Hoffnung, dass der Nachwuchs aufrückt und zumindest das ein oder andere Loch, das in Betreuung und Ausbildung klafft, stopfen kann.

Mit gutem Beispiel geht seit dem vergangenen Jahr der Verein „Steh Kopf!“ in dieser Sache mit dem Projekt „Fit für den Inklusionssport im Westerwaldkreis“ voran. Deutschland sollte bei den Special Olympics in Berlin 18 erfahrene Kampfrichter stellen. Bundesweit fanden sich letztendlich aber nur traurige sechs bereitwillige und erfahrene Richter – die Hälfte stellte „Steh Kopf!“. „Ein anfängliches Misstrauen der internationalen Kampfrichter vor Ort aufgrund des jungen Alters konnten unsere Mädels schnell durch ihr kompetentes Auftreten beseitigen“, betonen die Vereinsvertreter im Gespräch mit Bayer und Landrat Achim Schwickert.

Für den leidenschaftlichen früheren Tischtennisspieler Schwickert hat Bayer in Niedererbach eine Überraschung parat. Denn nach der Ehrennadel in Bronze, Silber und Gold, wird dem langjährige Vorsitzenden des TTC Wirges an diesem Abend von der Vizepräsidentin des Sportbundes Rheinland, Claudia Altwasser, der Ehrenbrief, die höchste Auszeichnung des Sportbundes, überreicht. „Eine schöne Überraschung, damit habe ich heute nicht gerechnet“, nimmt der 61-Jährige die Auszeichnung freudestrahlend entgegen.

Und als sich die Ehrung in Niedererbach mit der Förderung von herausragenden Einzelsportlern in Sportarten mit unzureichender Kaderförderung dem Ende entgegen neigt, „revanchiert“ sich Landrat Schwickert noch mit einer guten Nachricht an den Nachwuchs: „Erst gestern wurde die weitere Sportförderung im Kommunalhaushalt ohne Kürzung bewilligt. Wir können das also nächstes Jahr wieder machen.“

Landrat Achim Schwickert (mit der Urkunde in der Hand) und Alfred Müllers vom 1. FFC Montabaur (sitzend mit den Händen ums Knie) wurden für ihren langjährigen Einsatz für den Sport geehrt. Foto: Moritz Hannappel
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Hätte die Landesregierung bei Pionier „Don Alfredo“, wie Alfred Müllers genannt wird, nachgefragt, wäre auch keine Alternative möglich gewesen. Denn wie heißt es in seiner Dankesrede in Niedererbach? Vorteile, die man vergeben kann, sollte man auch weitergeben.

Projekte, Vereine, Einzelsportler: Die Geehrten auf einen Blick

Bei der traditionellen Sportlerehrung des Westerwaldkreises und des Sportkreises Westerwald in Niedererbach gab es zahlreiche Auszeichnungen für besondere Projekte, engagierte Vereine und herausragende Einzelsportler.

Projekte

1. FFC Montabaur: Sommerferiencamp – „Fit für die Integration“ (Förderbetrag: 800 Euro)

Wäller Sportgemeinschaft: Rolling Runners – „Fit für den Inklusionssport“ (800 Euro)

ASV Niederelbert: Inklusion im Tischtennis – „Fit für den Inklusionssport“ (800 Euro)

Steh Kopf! Westerburg: Kampfrichter für die Special Olympics in Berlin – „Fit für den Inklusionssport“ (600 Euro)

Schi-Club Nentershausen: Aufrechterhaltung/Ausbau des Ski- und Schneesports für Familien (500 Euro)

TV Guckheim: Jugendtage des Tennisvereins (500 Euro)

Sportfreunde Montabaur Aktiv: Fit für die Schule – Judo und Fitness (700 Euro)

TTC Winnen: Kinderturngruppe (500 Euro)

Tennisverein Staudt: Wiederaufbau Jugendabteilung (500 Euro)

WSV Salzburger Kopf: Lizenzierung als DSV-Skischule und Ausbau des Angebots (500 Euro)

TuS Hachenburg: Leichtathletik Sommercamp (700 Euro)

Schützengesellschaft Dernbach 1968: Kostenloses Training für Kinder und Jugendliche (500 Euro)

TC Altstadt Hachenburg: Kooperation mit Kindergarten, Schnuppertraining im Tennis (500 Euro)

TuS Roßbach: Bewegungsralley für Kinder, Jugendliche und Erwachsene (500 Euro)

Sportkreis-Jugend Westerwald: Belohnung für Vereine (600 Euro)

Spvgg 1920 Horbach: Bolzplätze im Buchfinkenland (500 Euro)

BC TuS Bad Marienberg: Kooperationen mit Nachbarvereinenim Badminton (500 Euro)

TC Blau-Weiß Herschbach: Wandertag – Tennisangebot für Grundschüler (500 Euro)

TSG Westerwald-Mittelrhein Selters: Tanz 2024 (500 Euro)

Schützenverein Punkt 12 Kleinholbach: Blasrohrschießen (500 Euro)

Taekwondo Axel Müller: Kraft- und Athletik-Training Sportarten-übergreifend (600 Euro)

TTG Mündersbach/Höchstenbach: Mini-Meisterschaft Tischtennis (500 Euro)

Einzelsportler

Victoria Kuncheva (TV Guckheim, Tennis)

Leonard Sand (TC Höhr-Grenzhausen, Tennis).

Paula Mina Sand (TC Höhr-Grenzhausen, Tennis).

Leni Schilling (DJK Marienstatt, Judo)

Lotta Orthey (DJK Marienstatt, Radsport)

Anton Orthey (DJK Marienstatt, Radsport)

Toni Schneider (TuS Hachenburg, Leichtathletik)

Helen Schäfer (TuS Hachenburg, Leichtathletik)

Samuel Schollmeyer (TuS Hachenburg, Kufensport)

Louis Meirich (Wäller Sportgemeinschaft, Laufen)

Phil Schweitzer (TuS Weitefeld-Langenbach, Tischtennis)

Samuel Eutebach (TuS Roßbach, Turnen)

Jakob Jeanke (TuS Roßbach, Turnen)

Silas Görg (TuS Roßbach, Turnen)

Johanna Braun (TTC Wirges, Tischtennis)

Sophia Matz (TTC Wirges, Tischtennis)

Magdalena Breuer (TTC Wirges, Tischtennis)

Sofija Zheleva (TV 08 Baumbach, Karate)

Andrea Zheleva (TV 08 Baumbach, Karate)

Maya Franz (Sportfreunde Höhr-Grenzhausen, Fußball)

Lucie Bäcker (RSG Montabaur, Triathlon)

Katharina Nilges (BC TuS Bad Marienberg, Badminton)

Leonie Euteneuer (BC TuS Bad Marienberg, Badminton)

Simon Laubhold (Taekwondo Axel Müller, Taekwondo)

Jaroslav Liz (Taekwondo Axel Müller, Taekwondo)

Pia Metenewycz (Steh Kopf! Westerburg, Sportgymnastik)

Lukasz Gorka (Schützenverein Niedererbach, Schießen, alle 150 Euro)

(TC Höhr-Grenzhausen, Tennis).

Vereine

Boxen: Boxen macht Schule (Förderbetrag: 700 Euro)

Tischtennis: SV Heiligenroth (500 Euro)

American Football: Fighting Farmers Montabaur (500 Euro)

Triathlon: RSG Montabaur (500 Euro)

Schwimmen: TV 08 Baumbach (500 Euro)

Volleyball: BC Dernbach/Montabaur (450 Euro)

Kinderturnen/Handball: TuS 07 Bannberscheid (500 Euro)

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