„Wir unterrichten Kinder, keine Fächer.“ Mit dieser einfachen Maxime umreißen Daniel Bastone und Sebastian Bernstetter aus der Schulleitung der Integrierten Gesamtschule Selters den „Kosmos“ von Claudia Schaub. Die Rektorin ist von der Schulgemeinschaft der IGS mit einer emotionalen und an Lobes- und Dankesworten reichen Feier in den Ruhestand verabschiedet worden. Neben dem Kollegium, Vertretern der Schülerschaft, der Elternschaft (aus drei Generationen des Schulelternbeirats) und der Aufsichtsbehörde waren sogar ehemalige Schüler aus Schaubs früheren Klassen gekommen, um diese engagierte Lehrerin und Schulleiterin gebührend zu feiern.
Die Schüler taten das unter anderem mit einem IGS-Rap: „Miss Pantea 28 und Lenny 06“ rückten ihre Schule und deren Leiterin in fröhlich-buntes Licht. Stimmungsvoll und passend zu den Reiseplänen, die Claudia Schaub nun verwirklichen kann, waren sowohl der Cro-Hit „Einmal um die Welt“ der Schulband als auch die „Kulturelle Reise um die Welt“ der Theater-AG, Stufe 7: Ein Zauberkoffer und ein magischer Globus ließen Sara (Svea Beuchel) und Vincent (Lennart Wagner) Abstecher nach Indien, Rumänien und Japan erleben.

„Wir danken Ihnen für die Schule, wie sie heute ist“, brachte Daniel Bastone, stellvertretender Schulleiter, Schaubs Leistung auf den Punkt. Denn sie war von der ersten Stunde an und maßgeblich daran beteiligt, dass aus der einstigen Regionalen Schule eine Integrierte Gesamtschule geworden ist. Ende 2009 titelte die Westerwälder Zeitung: „Bei 91 Anmeldungen startet die IGS“ – das war die Schwelle für die Umwandlung der Oberwaldschule zur IGS. Heute hat die Schule rund 850 Schüler.
Zwei von ihnen, Nisa Tütüncü und Malte Jungbluth, moderierten die Abschiedsfeier humor- und gefühlvoll. Die Hauptperson selbst erinnerte daran, dass der frühere Schulleiter Wulf-Ulrich Wöller einmal zu ihr gesagt habe: „Frau Schaub, Sie sind der Zehner: der Spielmacher.“ Diese Rolle hat sie angenommen, immer voll „Vertrauen in die Basis“, um gemeinsam um gute Lösungen zu ringen.

Ihre Kollegen beschrieb Claudia Schaub als „Rückgrat der Schule“ und dankte ihnen ebenso wie dem Elternbeirat für das gemeinsame Engagement sowie dem Sekretariat: „Ihr seid die Besten der Besten.“ An ihre früheren Schüler gewandt, sagte sie: „Es ist mir eine Freude und Ehre, euch über euch hinauswachsen zu sehen.“ Ihre Überzeugung formulierte Schaub so: „Echte Entwicklung beginnt nicht, wenn alle nicken, sondern wenn einer den ersten Schritt tut.“ Sie schloss ihre kurze Ansprache: „Ich gehe mit erfülltem Herzen – und lasse ein großes Stück hier.“
Die Festredner zeigten neben der Anerkennung große Rührung – sogar der Vertreter der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, Marcus Kurz, von dem die Moderatoren zu seinem eigenen Amüsement eher einen trockenen Beitrag erwartet hatten. Kurz sprach Schaub seinen „enormen Respekt und persönliche Hochachtung vor Ihrer schulischen Lebensleistung“ aus. Sie sei stets eine Schulleiterin gewesen, die „weiß, was sie tut“, empathisch war und „auch die Schulaufsicht versteht“. Der Regierungsschuldirektor nannte Eigenschaften wie Verbindlichkeit, Loyalität, Vertrauen und dezente Zurückhaltung, die Claudia Schaub „in 32 Jahren engagierten Dienstes“ an dieser Schule einbrachte. Die Entwicklung zur IGS habe sie begleitet und gestaltet wie kaum ein anderer.

Als Pädagogin habe sie stets das Kind als Ganzes in den Blick genommen, hob Kurz hervor: Dass sie von den Schülern so herzlich umarmt werde, sei dafür das beste Zeichen. Schaub habe sich und das System immer in der Weiterentwicklung gesehen und so sei die IGS Selters heute ein „Ort, an dem Vielfalt und Bildungsgerechtigkeit gelebt wird“. Mit den Worten: „Dass die Schule für die Zukunft bestens gerüstet ist, ist Ihr Verdienst“ überreichte Kurz der Schulleiterin ihr „Abschlusszeugnis“. Schulband, Lehrerchor sowie Schulleitung, Lehrer-, Eltern- und Schülervertretung sorgten nach dem Imbiss für einen festlichen und emotionalen Ausklang der Abschiedsfeier.
Meisterstück der Schulleitung
„Die IGS ist das Meisterstück der Schulleitung“: So beglückwünschte für den Schulträger Achim Gläser von der Schulverwaltung des Westerwaldkreises Claudia Schaub. Bei der Kreisverwaltung sei man stets froh gewesen, dass sie – anders als manch anderer Schulleiter – weder weltfremd noch kurz vorm Burn-out war. „Verständnis für das Machbare und die Nöte des anderen“ habe vielmehr das Miteinander mit ihr geprägt, so Gläser: auch in der Zeit, als „die Bestandsgebäude auf links gedreht“ und später die Mensa angebaut wurde. „Wir werden Sie vermissen“, fasste Gläser zusammen.