Akribisch war die öffentliche Aufführung geplant, in der Kirche sollte sie beginnen und an der liebevoll mit lebenden Tieren gestalteten Krippe auf dem Dorfplatz ihren Höhepunkt in der Geburt Jesu erfahren, mit Zuschauern, die anschließend noch ein echt römisches Abendfestmahl ein „convivium“ mit Vortrag hätten erleben können. Doch die Pandemie vereitelte das gemeinsame Erlebnis. Kurz entschlossen sagte Guido Pusch das Krippenspiel nicht ab, sondern ließ es als Film aufzeichnen.
Der Gründer der innovativen Seniorenwohngemeinschaft auf dem Bauernhof hat das Gemeinschaftsprojekt mit Unterstützung der Pfarrei St. Anna Herschbach auf die Beine gestellt. Und nicht nur die Mitwirkenden sollten von dem Projekt profitieren. Darüber hinaus sollte der Erlös der Veranstaltung der „Stiftung Pusch Pflegebauernhof“ zugutekommen, die der Verbreitung der Idee und der Unterstützung von Landwirten bei der Umsetzung dient und das Projekt mithilfe von Sponsoren auch finanziert hat.
42 Darsteller, gewandet in aufwendige Kostüme und sorgsam geschminkt, warten geduldig auf ihren Auftritt, während Pastoralreferent Matthias Scherer und Gemeindeassistentin Kerstin Hutya als Erzähler die Weihnachtsgeschichte vor laufender Kamera erzählen. „Für uns als Pfarrei war dies ein großartiges Projekt“, sagt Kerstin Hutya.
Die Pfarrei habe die Kirche und Gerätschaften gestellt, auch waren mit Pater Joby (Darsteller Heiliger König), Matthias Scherer und Kerstin Hutya drei Hauptamtliche aktiv beteiligt. Scherer hat auch die Texte für das Krippenspiel verfasst. Diese werden, ebenso wie der Gesang des Gospelchors, das Spiel des Ensembles Wildwuchs und auch die Gebärdensprache nachträglich mit den Filmaufnahmen zusammengesetzt, wie Pusch berichtet.
Aus pastoraler Sicht sei dieses Krippenspiel eine große und einzigartige Chance, betont Hutya: „Weit über die Pfarreigrenzen hinaus können wir hiermit viele Menschen erreichen. Ganz bewusst stellen wir in dem Krippenspiel Fragen: Wo hätten wir damals gestanden, hätten wir geglaubt und wären wir wie die Hirten und Könige losgezogen, um uns bei der Heiligen Familie zu versammeln? Und wo wären wir heute?“
Das Projekt habe deutlich gezeigt, wie Kirche eigentlich sein muss: Offen für jeden Menschen und den jeweiligen Bedürfnissen angepasst, Beteiligung und Integration ermöglichen, Gott und jeden einzelnen Menschen im Blick haben, findet Kerstin Hutya. Und so sieht es auch Guido Pusch. Er zieht Parallelen zwischen der Zeit und Botschaft Christi und den heutigen Problemen und hofft, dass sich mancher Mitwirkende und Zuschauer Jesu Vorbild der Nächstenliebe als eine Art „Leitplanke“ für sein Leben nimmt.
Schöner noch als die bekannte Geschichte von Jesu Geburt, als der Abschluss mit einem Auftritt des erwachsenen Jesus ist der Zusammenhalt zwischen den Darstellern, die gute Gemeinschaft mit den Feuerwehrleuten und allen Helfern. Damit mag noch mehr als mit der Filmaufnahme und der späteren Ausstrahlung das Ziel erreicht werden: Das gemeinsame Erlebnis, an dem jeder ungeachtet seiner Fähigkeiten oder Herkunft teilhaben und mitwirken kann, zu einer frohen und verbindenden Erinnerung werden zu lassen.
Der Film wird jetzt bearbeitet, wahrscheinlich wird er nicht vor dem Dreikönigstag fertiggestellt sein. Ob er im Kino, auf Youtube oder im Fernsehen gezeigt wird, wird Guido Pusch noch mitteilen.