Musikverein übergibt 2500-Euro-Spende aus Klappstuhlkonzert an befreundetes Orchester
Spenden aus Konzert gehen an die Ahr: Nauorter unterstützen Musiker im Flutgebiet
2500 Euro überreichten Christian Gansemer (rechts) und Thomas Schuster (2. von rechts) an (von links) Annette Halata-Klein, Stephan Ullrich und Jan Berger von der Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Sascha Ditscher

Was die drei Vorstandsmitglieder von der Musikvereinigung Bad Neuenahr bei ihrem Besuch des Musikvereins Nauort über die Erlebnisse ihrer Mitglieder nach der Flut an der Ahr erzählten, ließ niemanden kalt: „Das reicht von ein bisschen Wasser im Keller bis hin zu unbewohnbarem Haus. Viele Instrumente sind weg oder zerstört“, berichtete Vorsitzende Annette Halata-Klein. Deshalb freute sich die dreiköpfige Gesandtschaft über die Spende von 2500 Euro, die die Nauorter mit einem Klappstuhlkonzert für den Verein erspielt hatten.

2500 Euro überreichten Christian Gansemer (rechts) und Thomas Schuster (2. von rechts) an (von links) Annette Halata-Klein, Stephan Ullrich und Jan Berger von der Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Sascha Ditscher

„Hoffentlich habt ihr Blech dabei“, begrüßte Musikerin Bianca Lang die Gäste munter. „Ich muss zugeben, wir sind alle vom Holz“, erwiderte Annette Halata-Klein schlagfertig. Das gemeinsame Lachen wich schnell einer konzentrierten Stille, als die Vorsitzende des befreundeten Blasorchesters von ihrem Alltag in den vergangenen Wochen berichtete. Der Probenraum sei etwas abgesoffen, doch im Vergleich zu dem, was andere erlebt hätten, sei das eine Kleinigkeit. Instrumente, Instrumenten- und Notenständer, Uniformen – zum Teil sei das weg oder vom Schlammwasser zerstört.

Dafür seien die 2500 Euro, sagte Thomas Schuster, Vorsitzender des Musikvereins Nauort. „Ich hatte nicht mit so einer Summe gerechnet. Wir haben nicht viel gemacht“, ergänzt er und untertreibt dabei. Denn kurz nach der Flut hatte der Verein die Idee, irgendetwas Besonderes zu machen, um einen Musikverein an der Ahr zu unterstützen. Sein Sohn Marcel habe über einen gemeinsamen Dirigentenlehrgang Kontakt zu Stephan Ullrich, dem zweiten Vorsitzenden der Musikvereinigung Bad Neuenahr gehabt, schilderte Schuster die Vorgeschichte des Kontakts.

Dann ging es an die Planung der Veranstaltung. „Wir wollten was mit Konzertcharakter machen, weil durch Corona so lange nichts mehr gewesen ist. Wichtig war, dass jeder Euro in die Spende geht“, erinnerte sich Thomas Schuster. Deshalb entschieden sich die 45 Mitglieder des Nauorter Blasorchesters für ein Klappstuhlkonzert: „Jeder Gast musste seinen Stuhl und die Verpflegung mitbringen.“ Der Abend war ein Erfolg: Das Wetter war gut und die Resonanz genauso groß wie die Spendenbereitschaft. 2200 Euro kamen zusammen, die der Musikverein aus der Vereinskasse auf 2500 Euro aufstockte.

Nach der Corona-Pause sammelte der Musikverein Nauort mit einem Klappstuhlkonzert Geld für die Kollegen aus Bad Neuenahr.
Sascha Ditscher

Zeitgleich traten auch die Bad Neuenahrer in ihrer Stadt auf – spontan und improvisiert zur traditionellen Proklamation der Burgundia, die in diesem Jahr mehr oder weniger ausfiel. Die Musikvereinigung freute sich sehr über den Scheck aus Nauort. „Wir wollen möglichst schnell wieder musikalisch aktiv werden. Am 3. Oktober machen wir direkt mit einer kleinen Truppe Musik“, fuhr Annette Halata-Klein fort. „Wir haben wieder angefangen zu proben. Da ist der Rest von uns jetzt auch. Wir proben auch freitags“, schuf sie eine Verbindung und schloss ihre Schilderungen optimistisch: „Bisher ging es um Abriss. Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem es um den Aufbau geht.“

Immerhin hätten alle Mitglieder überlebt, stellte Schriftführer Jan Berger fest. Das ist gar nicht so selbstverständlich, denn die 70 aktiven Musiker des Vereins kommen aus verschiedensten Orten zwischen Altenburg und Sinzig, auch aus den Seitentälern, weiß Stephan Ullrich. „In den ersten Tagen haben wir versucht herauszufinden ‚Gibt es uns noch?‘ Es ging ja nichts, wir hatten keine Funkverbindung, keine Funkmasten mehr“, beschrieb Annette Halata-Klein die Zeit nach der Flut.

Dann schaltete der Vorstand auf Notfallplan. „Ich habe alle beschädigten Instrumente eingesammelt und sie zu zwei Musikhäusern gebracht“, erinnerte sich die Vorsitzende. Dort wurden die Instrumente, die noch in Ordnung waren, instand gesetzt.

Doch etwa 20 Instrumente fehlen noch, viel Equipment und Uniformen. Dazu hatte Thomas Schuster direkt Vorschläge: „Ihr könnt euch gleich einen Saxofonständer anschauen“, sagte er und macht deutlich: „Unser Kontakt soll hier nicht abbrechen. Das ist mir sehr wichtig, dass das hier weitergeht.“

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