Denn an den Glühweinständen auf dem Großen Markt sei zumindest zum Wochenende hin noch einiger Betrieb, wenn es dunkel wird – zumal die Livemusik auf der Bühne am Rathaus bis 20 Uhr spielt.
Der Stadtrat diskutierte die Idee nur kurz. Nicht nur mit Blick auf die Energiekrise und die steigenden Strompreise hatte das Gremium beschlossen, die Weihnachtsbeleuchtung zwar nicht ganz ausfallen zu lassen, aber doch zeitlich weitgehend zu reduzieren: Es sollte auch ein Zeichen der Solidarität in Richtung der Ukraine sein, deren Menschen und Land ein Krieg aufgezwungen wurde.
Und Letzteres war auch das Argument, welches sowohl Peter Hülshörster als auch Leena Koivuluoma, beide der CDU-Fraktion angehörig, anführten: Hülshörster sagte, ein Zeichen der Solidarität sei auch, „wenn das Licht ausgeht“. Koivuluoma fügte an, dass Solidarität für sie auch bedeute, das Feiern zu beschränken. Dem schloss sich der Rat mit breiter Mehrheit an: 17 Mitglieder stimmten für ein Abschalten der Beleuchtung um 20.30 Uhr, nur fünf meldeten sich für eine Verlängerung freitags und samstags bis 21.30 Uhr.
„Solidaritätspartnerschaft“ angestrebt
Solidarität mit den Ukrainern will die Kreisstadt auch durch eine Partnerschaft mit einer Gemeinde in dem Kriegsgebiet beweisen. Angeregt hat diesen Schritt Nataliya Strefler, eine Ukrainerin, die seit neun Jahren in Deutschland und heute in Ruppach-Goldhausen lebt. Sie stammt aus Trostjanez, „vor dem Beginn des Krieges eine fortschrittliche und moderne Stadt“, wie sie an Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland schreibt. Nach „zerstörerischen Luftangriffen auf die Infrastruktur steht den Menschen ein harter Winter bevor“, in dem eine Partnerschaft den Menschen viel Hoffnung geben könne, so Strefler.
Sie hatte auch den Bürgermeister von Trostjanez angeschrieben und seine Antwort übersetzen lassen. Nur 35 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, sei die Stadt schon in den ersten Kriegstagen besetzt worden. „Während der Besetzung durch die russischen Invasoren ist Trostjanez die am stärksten betroffene Siedlung in der Oblast Sumy“, schreibt Bürgermeister Jurii Bowa an Wieland.
Wenngleich, wie Gabi Wieland erläuterte, eine Städtepartnerschaft mit Trostjanez derzeit weder auf einen kulturellen Austausch oder Besuche und Gegenbesuche ausgerichtet noch auf der Ebene von bürgerlichem oder Vereinsengagement aufgestellt sein könne, plädiere sie dafür, seitens der Stadt eine „Solidaritätspartnerschaft“ einzurichten. Für die FWG stimmte Thomas Selbach zu und sagte, eine anfangs symbolische Verbindung könne später noch mit Leben gefüllt werden. Dem schlossen sich Hülshörster und für die SPD Harald Birr sowie für die Grünen Jörg Schur an. Einstimmig beschloss der Rat die Gründung der Partnerschaft mit Trostjanez.