Früherer TV-Unterhaltungschef Axel Beyer beweist bei Lesung in Montabaur befreiende Kraft des Lachens
So viel Potenzial, sich trefflich aufzuregen: Axel Beyer verhilft in Montabaur zu befreiendem Lachen
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Was bringt es schon, scheint Axel Beyer auch gestisch zu fragen, sich über alles Mögliche aufzuregen? Seiner Meinung nach ist „Humor die einzige Lösung“, wie er dem Publikum bei einer Lesung in der Montabaurer Buchhandlung Erlesenes näherbrachte. Foto: Katrin Maue-Klaeser
Katrin Maue-Klaeser

Montabaur. „Frag doch mal die Maus“, „Wetten, dass …?“, „Boulevard Bio“ oder „Dittsche“: Dass es ihm an publikumswirksamen Ideen nicht mangelt, hat Axel Beyer über Jahrzehnte als TV-Unterhaltungschef bewiesen. Mittlerweile Mitte 70, hat der Wahl-Kölner sich aufs Bücherschreiben verlegt. Anja Müller empfing ihn in ihrer Buchhandlung Erlesenes in Montabaur.

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„In Ihrem ersten Buch ‚Immer nur ausschlafen ist auch keine Lösung‘ ging es ums Älterwerden, jetzt in ‚Immer nur aufregen ist auch keine Lösung‘ geht es ums Ältersein – darf ich das so sagen?“, scherzte die Gastgeberin. Vorher hatte sie einen kurzen Abriss von Beyers Karriere gegeben, die einst mit dem Schülertheater begann und als Hochschuldozent noch nicht beendet ist. „Ich musste meine Energie loswerden“, sagt Beyer. Mal liest er aus seinem neuen humoristischen Ratgeber, mal plaudert er mit den Zuhörern und lässt sie teilhaben an seinen Überlegungen: Gibt es immer mehr Gründe, sich aufzuregen – oder hat er einfach nur mehr Zeit, sie wahrzunehmen? Über sich selbst habe er sich schon sehr oft aufgeregt, über anderes auch, manchmal sogar mit Genuss. Aber für ihn „heißt die einzige Lösung Humor“.

Ein Sieb ist ein Tresor gegen mein Gedächtnis.

Axel Beyer, Erfinder zahlreicher Fernsehformate und Autor, las in Montabaur aus seinem neuen Buch.

Auf die Frage, weshalb er nicht (wie andere Ruheständler) „einen Krimi oder was Kulinarisches“ geschrieben habe, antwortet er, er könne nur „Geschichten schreiben, die ich selbst erlebt oder gehört habe“. Ob Corona oder Politik oder Coronapolitik, die „Medien, die alle einer Meinung waren – vor allem die Medien, die nicht meiner Meinung waren“, alles bietet reichlich Anlass, sich aufzuregen.

Ärger und Freude liegen dicht beieinander

Auch das Älterwerden schenkt Beyer jede Menge Stichworte, wobei Ärger und Freude gelegentlich dicht beieinander liegen. So freut er sich, Dinge wahrzunehmen, die jungen Leuten nicht auffallen – hadert zugleich aber damit, dass er sich „einfach zu schnell ablenken lässt“. Er sei glücklich, zu denen zu zählen, die Heesters noch live gesehen haben und Hauptstädte aufsagen können, die es gar nicht mehr gibt – muss aber bezüglich aktueller Informationen zugeben: „Ein Sieb ist ein Tresor gegen mein Gedächtnis.“ Andererseits findet er es „eigentlich ganz gut, wenn das Hirn manchmal aufräumt“.

Dann verdoppelt sich der Haushalt

Apropos aufräumen: „Wenn man sich entschließt, das Leben zu teilen, verdoppelt sich der Haushalt“, weiß er, und im Laufe der gemeinsamen Jahre komme immer noch mehr Hausrat dazu. Bestände im Keller und auf dem Dachboden werden unüberschaubar und unübersichtlich, auch darüber kann sich Beyer herrlich aufregen, egal, ob er selbst oder andere Familienmitglieder entschieden hatten: „Das ist doch noch gut!“

Im Stil ärztlicher Bulletins

Bei diesem Satz tauschen einige Zuhörer beredte Blicke mit ihrer Begleitung. Die Deutsche Bahn, Amtsdeutsch, ungefragt erzählte Krankengeschichten „im Stil ärztlicher Bulletins“: Es gibt kaum ein Thema, dessen Empörungspotenzial Axel Beyer nicht trefflich skizzieren könnte. Um dann stets die Kurve zu bekommen zu einem befreienden Lachen – denn das ist bekanntlich gesund und schenkt damit zusätzliche Jahre, in denen sich immer nur aufzuregen auch keine Lösung sein wird.

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