Die Interpreten sind drei Jahrzehnte älter geworden, ihre Musik ist aber so jung wie eh und je: Gemeint ist das Siershahner Blasensemble „Young Harmonic Brass“ (YHB). Das Ensemble feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag. Grund genug für Sven und Oliver Krämer, Timo Ramroth, Wolfgang Hehl, Christian Eberz, Christian Wagner und die einzige Musikerin im Ensemble, Johanna Krämer, diesen runden Geburtstag mit gleich zwei Jubiläums-Shows zu feiern. Am Dienstag und Mittwoch feierten im Bürgerhaus von Siershahn jeweils 150 Freunde von Young Harmonic Brass begeistert mit.
Wer Geburtstag hat, bringt in der Regel den Gästen die Geschenke mit. Diesmal präsentierten die „Geburtstagskinder“ ihre Musik dem Publikum selbst als klingendes Geschenk. Die Jubiläums-Shows haben eindrucksvoll deutlich gemacht: Der Truppe gehen die Ideen, was die anspruchsvolle Musik, gewürzt mit einem gehörigen Spaßfaktor anbelangt, auch nach drei Jahrzehnten nicht aus.
„Wir bedauern das zwar, aber dass wir so gefragt sind, tut uns natürlich auch gut.“
Sven Krämer zu dem rasanten Kartenvorverkauf
Das wurde schon mit dem Intro-Film deutlich, denn es ist bei YHB ein guter Brauch, mit derartigen szenischen Intermezzi die Gäste auf die kommenden zwei Stunden einzustimmen. „Einstimmung“ braucht es bei dem Ensemble eigentlich nicht, denn das über Jahrzehnte lange treue Publikum weiß, was diese Truppe zu leisten vermag. Einen kleinen Wehmutstropfen gab es dann doch: Die Eintrittskarten für die Jubiläums-Shows waren beim Vorverkauf in elf Minuten weg. Rekordverdächtig, wie alles, was Young Harmonic Brass in 30 Jahren angepackt und diesmal wieder einmal mehr praktiziert hat. „Wir bedauern das zwar, aber dass wir so gefragt sind, tut uns natürlich auch gut“, sagte Sven Krämer, der in gewohnter Manier locker flockig und mit viel Humor und Selbstironie seine Moderation zum Besten gab.
Das Beste – so wie immer – gaben auch die Interpreten, die bei dem Konzert augenzwinkernd „alternde Stars“ auf die Schippe nahmen, das heißt: sich selbst. Sie haben das „Y“ für Young im Schriftzug ihres neuen Outfits in Klammern gesetzt. Doch bei Young Harmonic Brass altert nichts, vor allem die Musik nicht, denn das Ensemble bewegt sich in sogenannter klassischer Literatur ebenso souverän wie in zeitgenössischer Popmusik, was den Zuhörern runter ging wie Öl. Geschmeidig gemacht von den flotten Sprüchen des eloquenten Moderators, Sven Krämer, dem die amüsanten Sprüche nie auszugehen scheinen.

Brillante Blasmusik in allen Facetten
Neben den immer wieder aufs Neue überraschenden Geistesblitzen bei der Moderation stand natürlich bei der Jubiläums-Show brillante Blasmusik in allen Facetten im Mittelpunkt der klingenden Geburtstagsparty. Ein Zuhörer, der, wie er gegenüber unsrer Zeitung kundtat, alle Jahre wieder den Konzerten von Young Harmonic Brass entgegenfiebert, meinte: „Wenn eine Truppe wie diese 30 Jahre up to date ist, muss dahinter unendlich viel Liebe zur Musik stecken“. Dabei sind es nicht allein die Titel der Stücke, die den Zuhörer in Laune bringen und jedes Mal zu begeisterten Beifallsrufen animieren. Es ist die Art und Weise, wie das Ensemble das Repertoire in Szene setzt.
Sven und Oliver Krämer, Timo Ramroth, Wolfgang Hehl, Christian Eberz, Christian Wagner und Johanna Krämer waren nicht nur als geniales Septett ein Ohrenschmaus, sie empfahlen sich auch als brillante Solisten. Mit ganz schnellen Fingern, unglaublich beweglichen Zungen und ganz, ganz viel Spielfreude.

Freude, die auch das Publikum mit jedem Akkord in ihren Bann zog. „Die können nicht nur musizieren, die können auch singen“, lobte eine Zuhörerin, und die meinte damit den Schmelz in der Stimme von Oliver Krämer bei „White Christmas“ und das Duett von Johanna Krämer und Timo Ramroth bei „Hallo kleine Maus“.
Lang anhaltender Applaus des Publikums forderte natürlich auch Zugaben, die das Ensemble nach zwei Stunden bester Unterhaltung auch gerne gewährte. Und es wird mit Young Harmonic Brass in Jahresfrist wieder eine Neuauflage geben, denn mit “Paulchen Panther" haben sie unmissverständlich versprochen: „Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage.“