Westerwald – Der Keuschheit bis zur Ehe fühlten sich auch in früheren Generationen nicht unbedingt alle jungen Männer und Frauen verpflichtet. Das belegen Forschungsergebnisse, die beim Jahrestrreffen der Heimatkundler in Montabaur diskutiert wurden.
Die Westerwälder haben der sexuellen Revolution der jüngsten Zeit und der damit verbundenen Freizügigkeit vielleicht gar nicht so dringend bedurft. Denn voreheliche Beziehungen waren im Westerwald schon in den vergangenen Jahrhunderten wohl nichts Ungewöhnliches. So wurden vom Ende des 30-jährigen Krieges bis zum Ersten Weltkrieg immer fast ein Viertel der erstgeborenen Kinder schon vor der Ehe gezeugt – und zwar unabhängig von der Konfession der Eltern.
Diese interessante Zahl nannte Dr. Helmut Priewer aus Anhausen (Kreis Neuwied) in seinem Vortrag „Leben, Lieben, Sterben – Der Westerwald aus historisch-demografischer Sicht“ und bezog sich dabei auf Untersuchungen in den protestantischen Kirchspielen Kroppach, Altstadt, Rückeroth und Anhausen sowie im katholischen Kirchspiel Heimbach bei Neuwied. Dennoch war der Anteil der außerhalb der Ehe (unehelich) geborenen Kinder gering, da fast alle Geburten früher noch rechtzeitig durch eine Eheschließung legitimiert wurden.
Interessant war auch die Verteilung der Geburten übers Jahr. So wurden die meisten Kinder im Februar/März geboren, die wenigsten im Juni/Juli. Als Grund nannte der Referent, dass im bäuerlich geprägten Westerwald lange Zeit die Mütter ihre Kinder im Frühjahr besser betreuen konnten, als in der hektischen Erntezeit im Sommer. (mm)
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