Der lange Schatten der scheinbar endlosen Geschichte um den abgelassenen Wiesensee lag am Dienstagabend über der Sitzung des Bad Marienberger Stadtrates, der darüber abzustimmen hatte, wie es angesichts eines Lecks im See des beliebten Basaltparks weitergeht. Seit Wochen verliert der See in der Kneippstadt massiv Wasser, zur Feststellung der genauen Ursache und für eine angedachte Sanierung muss er nun sogar sukzessive komplett trockenfallen. Damit das Gewässer danach wieder schnellstmöglich zu einem solchen wird, hat der Marmer Stadtrat einstimmig ein ganzes Paket an Maßnahmen auf den Weg gebracht – und setzt dabei durchaus auch auf kreative und unkonventionelle Lösungen.
Wie sehr die Situation im Basaltpark die Menschen in der Region beschäftigt, berichtete Stadtbürgermeisterin Sabine Willwacher augenzwinkernd: Am vergangenen Wochenende habe an dem Ausflugsziel so viel Betrieb geherrscht, dass die Kommune durch mögliche Eintrittsgelder hätte reich werden können. Dass das aktuelle Leck aber keineswegs das erste in der Historie des Basaltparks ist, konnte Björn Müller von den Verbandsgemeindewerken dem Stadtrat mitteilen. Recherchen bei alteingesessenen Bad Marienbergern hätten nun etwas Licht in die Geschichte gebracht.
Schon in den 1970er-Jahren gab’s im See ein Leck
Demnach beantragte die Kommune in den 1970er-Jahren bei der damaligen Bezirksregierung Koblenz, den Basaltbruch zum See einstauen zu dürfen. Zur Regulierung des Gewässers sei laut alten, erst jetzt wieder aufgetauchten Unterlagen ursprünglich zudem angedacht gewesen, einen zwölf Meter hohen Mönch mit Steg und Schieber zu installieren – ein Projekt, das aber vermutlich aus Kostengründen nie realisiert worden sei, so Müller.
Im Juni 1977 erfolgte schließlich aus Koblenz die Genehmigung zum Einstauen. Teil dieser Genehmigung sei die Erlaubnis gewesen, den See einmal jährlich ablassen (140 Liter/Sekunde) und wieder auf die Gesamtfüllmenge von rund 100.000 Kubikmeter Wasser volllaufen zu lassen. Im Dezember 1977 sei eine Spezialfirma mit der Abdichtung des Sees beauftragt worden, doch schon circa ein Jahr später habe die Westerwälder Zeitung über ein Leck berichtet, das fast zur kompletten Leerung geführt habe. Ein anderes Unternehmen habe den Schaden damals behoben, aber auch diese Maßnahme sei nun inzwischen schon rund 46 Jahre her. „Nichts hält ewig“, betonte der Vertreter der Verbandsgemeindewerke.
Ratsmitglied Phillip Schmidt ist zu Tauchgang bereit
Aufgrund des aktuellen Lecks werde die Überlaufleitung momentan täglich ein Stück mehr eingeschnitten, um den Prozess des Ablassens zu beschleunigen. Am Montag, so Müller, habe der Wasserstand im See noch bei etwa fünf Metern gelegen. Um den Weg des unreguliert ablaufenden Wassers nachvollziehen zu können, könnte nach Ansicht Müllers das Einbringen von Farbe in das Ablaufrohr sinnvoll sein. Doch dafür müsse ein Taucher auf den Grund des Sees. CDU-Ratsmitglied Phillip Schmidt ist im Besitz des dafür erforderlichen Tauchscheins und bot an, diesen Auftrag, zusammen mit einem Kollegen unentgeltlich zu übernehmen – was der Stadtrat gerne annahm.
Karoline Ließfeld, Fraktionssprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, konnte darüber hinaus vermelden, dass ein ortsansässiger Geologe ebenfalls ehrenamtlich angeboten habe, seine Expertise zur Verfügung zu stellen und das Areal zu untersuchen. Auch dieser Vorschlag fand die Zustimmung des Rates.
Was wird aus Fischen und Vögeln?
Martin Meyer (CDU) brachte die ökologische Komponente ins Spiel. Er wollte wissen, ob durch das Ablassen in der Brutzeit Schäden für Wasservögel entstehen könnten. Björn Müller schlug vor, hierzu dringend einen Biologen mit ins Boot zu nehmen. Auch die Untere Naturschutzbehörde sei bereits informiert. Es bleibe zu hoffen, dass keine Umweltschäden entstünden. Geklärt werden muss ebenso die Frage, wohin die im Basaltpark lebenden Fische während der Untersuchungs- und Sanierungsphase gebracht werden. „In den Wiesensee können wir sie noch nicht bringen“, erinnerte auch Stadtchefin Willwacher an den prominenten Fall in der Verbandsgemeinde Westerburg, der sich, darin ist sich der Marmer Rat einig, so niemals in Bad Marienberg wiederholen soll.
In einer der beliebtesten Touristenattraktionen in Bad Marienberg gibt es ein Problem: Der See im Basaltpark verliert Wasser. Die Stadt sucht jetzt nach Lösungen.See im Bad Marienberger Basaltpark verliert Wasser
Die Ankündigung Müllers, dass der Haupt- und Finanzausschuss der Verbandsgemeinde womöglich schon in seiner Sitzung in der nächsten Woche wegen der überregionalen Bedeutung des Basaltparks über eine finanzielle Beteiligung an der Sanierung berate, sorgte bei Sabine Held-Benner (SPD) und weiteren Stadtratsmitgliedern für erwartungsvolle Freude. Zudem wurde beschlossen, dass sich der städtische Bauausschuss das Objekt zeitnah gemeinsam anschaut.
Stadtrat beschließt Auftragsvergabe und außerplanmäßige Auszahlung
Sollte sich der Schaden an der Verrohung tatsächlich so bestätigen, wie derzeit angenommen, ist geplant, den See im Bereich der Böschung neu zu befestigen und rund um den Auslauf mit einer wasserundurchlässigen Tonschicht auf Zementbasis neu abzudichten. Der Stadtrat beschloss die dafür erforderliche Auftragsvergabe und eine außerplanmäßige Ausgabe in Höhe von rund 30.000 Euro brutto. Nach der Sanierung soll der See so schnell wie möglich wieder auf sein vorheriges Niveau angestaut werden. Wie lange dies dauert (die Speisung erfolgt durch Niederschlags- und Quellwasser), darauf gibt es noch keine Antwort. Sollte die Sanierung allerdings nicht wie derzeit vorgesehen umgesetzt werden können, muss der Rat erneut über das weitere Vorgehen beraten und beschließen.